Endstand
1:0
0:0, 1:0
news

"Mou" stichelt gegen Bundesliga: "RBS hat einfache Spiele"

"The Special One" spricht von einer unverdienten Pleite seiner Roma in Salzburg. Von der österreichischen Bundesliga hat er keine besonders hohe Meinung.

Foto: © GEPA

Dass verlieren nicht unbedingt zu den Stärken Jose Mourinhos gehört, ist hinlänglich bekannt.

Und wenn "The Special One" einer Mannschaft aus einer Liga, die er als schwach empfindet - dazu später mehr - unglücklich unterliegt, ist er ein noch schlechterer Verlierer als gewohnt.

Nach der 0:1-Pleite gegen den FC Salzburg in Hinspiel der Zwischenrunde der UEFA Europa League (Spielbericht>>>) erklärt der 60-Jährige gegenüber "ServusTV": "Das bessere Team hat verloren."

Mourinho: "Hätten einen Elfmeter bekommen müssen"

Auf der Pressekonferenz nach der Partie legt Mourinho nach: "Es passiert oft im Fußball, dass die bessere Mannschaft verliert, das ist keine neue Sache. Das heutige Spiel war ein Paradebeispiel dafür. Die Mannschaft, die eigentlich über weite Strecken das Spiel kontrolliert hat, mehr Torchancen hatte und eigentlich einen Elfmeter bekommen hätte müssen, den weder der Schiedsrichter noch der VAR gesehen haben, hat verloren. Wir hätten den Sieg verdient gehabt."

Der Portugiese hat mit seiner Spielanalyse insofern recht, dass seine Römer mit einem Expected-Goal-Wert von 1,3 zu 0,78 vom Papier her als Sieger vom Feld in Wals-Siezenheim gehen hätten müssen und viel Pech hatten, dass zwei Mal Philipp Köhn mit einer Glanzparade und zwei Mal Aluminium den Einschlag im Mozartstäder Kasten verhinderte. Somit blieb die Roma erstmals seit 31 (!) Europacup-Spielen in Folge wieder ohne eigenem Torerfolg.

Die Meinung, dass eine Szene in Halbzeit eins, als Stephan El Sharaawy im Vollsprint Lucas Gourna-Douath an der Strafraumgrenze in den Rücken rannte und dabei zu Fall kam, in einem Elfmeter resultieren hätte sollen, hat Mourinho aber ebenso exklusiv wie jene, dass seine Roma Salzburg deutlich überlegen war.

Trikotdiebstahl-Versuch an Koita wurde nicht geahndet

Zur Wahrheit gehört nämlich auch, dass die Mozartstädter den Europa-Conference-League-Sieger in den ersten 20 Minuten nach allen Regeln der Fußballkunst dominierten, sich auch danach über weite Strecken ebenbürtig präsentierten und kurz vor Schluss einen Elfmeter vorenthalten bekamen:

Sekou Koita wurde in der Nachspielzeit so heftig von Gianluca Mancini an und im Strafraum am Trikot gezogen, dass er kurzzeitig beinahe oben ohne herumlief. Der einzige Fehler der Maliers in dieser Szene war seine Sportlichkeit.

Hätte sich der 23-Jährige fallen lassen, hätte es wohl spätestens nach VAR-Intervention Elfmeter und damit die große Chance auf das 2:0 für die "Bullen" gegeben.

Mourinho: "Salzurg hat einfache Spiele in der Liga, wir nicht"

Mit einem 0:1 im Rücken ist für die Roma vor dem Rückspiel im Stadio Olimpico nun überhaupt noch nichts verloren - im Gegenteil. Ein 0:1 auswärts ist nach dem Aus der Auswärtstorregel alles andere als ein schlechtes Hinspiel-Ergebnis für die "Giallorossi".

Wir spielen in einer Liga, in der jedes Match sehr schwer ist, jeder Punkt Gold wert ist. Salzburg spielt in einer Liga, in der sie dominant sind, sie einfache Spiele haben und Spieler rotieren können.

Jose Mourinho

Mourinho sieht die Favoritenrolle nun dennoch bei Salzburg. Seine Erklärung für dieses Empfinden ist aber mehr als fragwürdig: "Wir haben nicht den Kader wie Salzburg und wir spielen in einer anderen Liga als Salzburg. Wir spielen in einer Liga, in der jedes Match sehr schwer ist, jeder Punkt Gold wert ist. Salzburg spielt in einer Liga, in der sie dominant sind, sie einfache Spiele haben und Spieler rotieren können - und sie haben einen Kader zum Rotieren, wir nicht."

Um wie viel breiter der 26 Mann starke Mozartstädter Kader, der hauptsächlich aus U21-Spielern besteht, als jener 27 Spieler fassende, äußerst routinierte der Roma (verletzungsbedingte Ausfälle jeweils miteinberechnet) tatsächlich ist, sei genauso dahingestellt, wie der Fakt, dass das Auswärtsspiel der "Bullen" bei einer formstarken WSG Tirol am Sonntag "einfach" werden wird, während die Römer eine "sehr schwere" Heimpartie gegen Abstiegskandidaten Hellas Verona vor der Brust haben...

Jaissle lässt sich nicht auf Psychospielchen ein

Wer Mourinho kennt, weiß allerdings auch, dass er seine Worte oftmals so wählt, um den Gegner zu provozieren und in Wirklichkeit weit weniger extreme Ansichten hat. 

Ob Matthias Jaissle befürchtet, der portugiesische Trainerfuchs könnte ihn und seine Mannschaft mit Psychospielchen verunsichern? "Zu Psychospielchen gehören immer zwei dazu, wenn einer nicht mitmacht, funktioniert es nicht. Wir fokussieren uns komplett auf unser Spiel", so der 34-Jährige auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Als Favorit bezeichnet der Deutsche seine Mannschaft vor dem Rückspiel (wenig überraschend) nicht, aber auch ein stets so zurückhaltender Tiefstapler wie Jaissle muss zugeben, "dass die Ausgangsposition sicher nicht schlechter als vor dem Hinspiel ist. Aber wir können das nach wie vor realistisch einordnen. Die Roma ist vor heimischer Kulisse eine unglaublich starke Mannschaft, hat einen Weltklasse-Trainer und wird uns alles abverlangen".

Kann Salzburg die Roma im Rückspiel auskontern?

Ausrechnen dürfen sich die Salzburger in einer Woche auch deshalb einiges, weil die Roma im Rückspiel zu Hause mit Sicherheit nicht so tief stehen wird, wie es phasenweise in der Red Bull Arena der Fall war, und die am Donnerstag völlig blass gebliebenen Sprinter im Angriff der Mozartstädter rund um Noah Okafor, Fernando und Co. somit wohl mehr Raum zur Entfaltung bekommen werden.

"Die Roma macht es defensiv gut, das haben sie heute bewiesen und das kennt man von Italienern auch nicht anders. Wahrscheinlich werden sie im Rückspiel aber offener rauskommen und mehr attackieren. Dann werden die Räume für die ein oder andere Kontersituation unserer schnellen Spieler wieder kommen. Das werden wir hoffentlich ausnutzen", spekuliert Amar Dedic.

Allerdings müssen die "Bullen" in der ewigen Stadt auch auf Abwehrchef Strahinja Pavlovic verzichten. Der Serbe baute beim Hinspiel am Donnerstag zwar ungewöhnlich viele technische Schnitzer ein und holte sich eine etwas unnötige Gelbe ab, bereitete das 1:0 aber mustergültig vor und wird den Salzburgern mit einer Gelbsperre im Rückspiel schwer abgehen.

Dennoch stehen die Chancen nicht schlecht, dass diese freche, junge Salzburger Mannschaft auch am kommenden Donnerstag wieder jubeln darf - und Jose Mourinho wieder viel Grund zum meckern bekommt.

Kommentare