Am Donnerstag gastiert Viktoria Pilsen in der Europa League bei der Wiener Austria im Happel-Stadion. Für Trainer Roman Pivarnik ist es eine sentimentale Rückkehr,
"Für mich ist das etwas Besonderes", erklärt der Tscheche, der vor 20 Jahren Erzrivale Rapid in eben diesem Stadion zum 30. Meistertitel schoss, im Gespräch mit der APA.
"Ich habe mich sehr gefreut. Ich wollte bei der Auslosung Austria oder Rapid haben. Rapid wäre für mich noch spezieller gewesen."
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"Aber Pilsen hat schon letztes Jahr in der Gruppenphase gegen Rapid gespielt. Zweimal hintereinander, das wäre nicht gut", meinte er.
Seit Juli bei Pilsen
Seit Anfang Juli steht der mittlerweile 49-Jährige bei Pilsen als Cheftrainer in der Verantwortung. Er übernahm für Meistermacher Karel Krejci, der sich ganz dem Job als Assistent von Tschechiens Neo-Teamchef Karel Jarolim widmen wollte. Davor hatte Pivarnik in Tschechien unter anderem Sigma Olmouc und zuletzt Bohemians Prag betreut, aber auch in Saudi-Arabien schon als Trainer gearbeitet.
Seine Erinnerungen an das Ernst-Happel-Stadion sind von positiven Momenten geprägt. "Wir haben damals auch die Europacup-Spiele mit Rapid immer im Prater-Stadion gespielt. Ich habe 1996 gegen Sturm Graz ein wichtiges Tor hier geschossen. Ich mag dieses Stadion", betonte Pivarnik, dessen Sternstunde beim grün-weißen Anhang wohl nicht so schnell vergessen sein wird.
Vor 48.000 Zuschauern erzielte er im alles entscheidenden Spiel gegen den direkten Konkurrenten aus Graz in der 7. Minute den ersten Treffer. Es war eines von fünf Toren, die dem Mittelfeld-Dauerläufer zwischen 1994 und 1997 gelangen. Nach einem 2:0 über 90 Minuten durften die Wiener die 30. Meisterschaft der Vereinsgeschichte bejubeln.
Unvergessliches Europacup-Finale
1996 erreichte Rapid auch das Finale des Europacups der Cupsieger. Der Kontakt zu den Mitspielern von damals sei nie abgerissen. Ein großes Get-together gab es zuletzt im Juli 2014 kurz vor dem Abriss des Hanappi-Stadions. Mit den "96ern" traf Pivarnik auf eine "Legenden"-Auswahl um Andreas Herzog und Antonin Panenka. Die feierliche Eröffnung des neuen Allianz-Stadions im vergangenen Juli hätte er lieber vor Ort statt via Fernsehen verfolgt, sagte aber schließlich ab, da sich Pilsen in Kitzbühel auf die neue Saison vorbereitete.
Generell sind es meist Terminprobleme, die ihn davon abhalten, öfter nach Wien zu kommen. "Als Rapid gegen Pilsen gespielt hat, war ich im Prater", sagte er. Mit dem Wechsel zu Viktoria sei es aber schwieriger geworden. Pivarnik verfolge den Fußball in Österreich intensiv, sehe regelmäßig Bundesliga- und Erste-Liga-Partien. "Ich wollte immer in Österreich Trainer sein."
Für kurze Zeit ist dieser Wunsch auch schon in Erfüllung gegangen. Als Josef Hickersberger im Jänner 2006 den Job als ÖFB-Teamchef antrat, kehrte Pivarnik als Assistent von Georg Zellhofer nach Hütteldorf zurück. "Es war nicht die ideale Zeit, um dorthin zu kommen. Im Sommer war Rapid Meister, dann sind wichtige Spieler weggegangen", erklärte er rückblickend. Vor allem die Abgänge von Steffen Hofmann und Andreas Ivanschitz hinterließen eine letztlich zu große Lücke.
Pivarnik lehnte ÖFB-Angebot ab
Unter Zellhofer/Pivarnik schloss Rapid die Saison 2005/06 auf Platz fünf ab. Nach einem dürftigen Saisonstart im Sommer wurde Zellhofer Ende August beurlaubt, Pivarnik machte bis zur Ankunft von Peter Pacult neun Tage solo als Chef weiter. Der Rest ist Teil einer Erfolgsgeschichte: Pacult installierte Zoran Barisic als Co-Trainer und führte Rapid knapp 20 Monate später wieder zum Titel.
2008 lehnte Pivarnik, mittlerweile in der Slowakei tätig, ein Angebot von Hickersberger-Nachfolger Karel Brückner ab, ihn beim ÖFB zu unterstützen. Er hätte sein Assistent werden sollen. "Wir haben gesprochen, aber ich war damals Trainer bei Tatran Presov und wollte nicht weg", meinte Pivarnik.
Noch weniger bekannt ist der Austria-Konnex des Ex-Grünen: Sein Onkel Jan Pivarnik, 1976 mit der Tschechoslowakei Europameister, arbeitete in der Saison 1982/1983 als Adjutant von Austria-Trainer Vaclav Halama. Die "Veilchen" wurden aufgrund der schlechteren Tordifferenz hinter Rapid Vizemeister. "Ich habe ihn aber nicht in Wien besuchen können", stellte Pivarnik klar. "Das war nicht möglich wegen der politischen Situation."
Er sei sehr froh, die Austria nun als Gegner zugelost bekommen zu haben. Seiner Mannschaft traue er einiges zu, "Minimum ein Punkt" sei am Donnerstagabend das Ziel. Wenn es die Umstände irgendwie erlauben, werde Pivarnik das Allianz-Stadion besuchen. Die Pflicht gilt es aber im Happel-Stadion zu erledigen. "Wie viele Leute werden kommen?", fragte er zum Abschluss.