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Rapids Andrei Ivan: "Kann Steaua nicht hassen"

Rapids Andrei Ivan über Skandal, der keiner ist, Chancen und sein Potenzial.

Rapids Andrei Ivan: Foto: © GEPA

Sieben Pflichtspieleinsätze hat Andrei Ivan für den SK Rapid erst in den Beinen, eine Duftmarke hat der quirlige, trickreiche Offensivspieler aber bereits gesetzt.

Vor den zwei richtungsweisenden Europa-League-Playoff-Duellen gegen FCSB, früher Steaua Bukarest, rückt der 21-jährige Rumäne gegen das Team aus seinem Heimatland nicht nur sportlich in den Blickpunkt.

Er selbst spielte nie für Steaua, sondern für Konkurrent Craiova. Trotzdem konnte er Rapid mit Tipps über den Gegner versorgen.

"Ich kenne die Mannschaft sehr gut"

"Ich kenne die Mannschaft sehr gut und habe oft gegen FCSB bzw. Steaua in Rumänien gespielt. Die Chancen stehen 50:50, aber ich hoffe, dass wir das Hinspiel gewinnen und dann auch weiterkommen", ist Ivan zuversichtlich, dass man die Hürde nehmen kann.

FCSB hat sich in der letzten Qualifikationsrunde gegen Hajduk Split gemüht, trotzdem bescheinigt der junge, aber bereits weitgereiste Offensivakteur dem Gegner große Qualität.

"Ich habe das Spiel gegen Hajduk gesehen, sie haben das Tor in der 93. Minute geschossen, das war grenzwertig, um weiterzukommen. Sie haben mehr Erfahrung, haben schon öfter in der Europa League gespielt als wir, haben auch viele junge Spieler, aber ich glaube trotzdem, dass wir weiterkommen."

"Kann Steaua nicht hassen" 

Zwischen den Zeilen hört man schon durch, dass der ehemalige 3-Millionen-Euro-Kauf von Krasnodar nicht unbedingt der größte Fan von Steaua ist.

In Rumänien polarisiert der Klub, der Tenor geht in die Richtung: Entweder man liebt oder hasst Steaua! Ivan muss darauf angesprochen grinsen, bleibt aber diplomatisch.

"Ich kann nicht sagen, dass ich Steaua hasse. Ich habe mit Craiova oft gegen sie gespielt, es war eine Rivalität vorhanden, aber ich hasse das Team nicht, weil ich aus Rumänien bin und sie nicht hassen kann. Ich spiele jetzt mit Rapid gegen Steaua und will mit meinem Team gewinnen – mehr nicht, das ist normal."

Die rumänischen Medien finden im Duell eines Rumänen gegen den populärsten rumänischen Klub jedoch ein gefundenes Fressen und wollen sogar einen Skandal lancieren - der eigentlich keiner ist.

Ein Skandal, der keiner ist

Im Vorfeld der Partie wurde vom rumänischen TV-Sender Digi Sport von einem Verbal-Duell zwischen Ivan und FCSB-Verteidiger Mihail Balasa berichtet.

Beide kommen aus der selben Gegend und kennen sich viele Jahre. Ivan wurde zitiert, dass er mit seinen Toren FCSB aus dem Bewerb schießen will, woraufhin Balasa konterte, dass dieser bei Rapid erst einmal spielen müsste, um treffen zu können.

Ivan rechtfertigte sich wiederum, dass er nur in den zwei Spielen gegen Slovan Bratislava bisher nicht in der Startelf gestanden habe - aus taktischen Gründen.

Was in Rumänien zum Skandal hochstilisiert wurde, kostet den Neo-Rapidler aber nur einen müden Lacher. "Das hat er nach dem Spiel gegen Hajduk gesagt. Es ist mehr scherzhaft, aber keine große Rivalität", beschreibt Ivan das Verhältnis sogar als freundschaftlich.

Kopfverletzung, bewusstlos, Kopfschutz

Obwohl ihn Balasa, damals schon bei Steaua gegen Ivans Craiova, im Frühjahr 2017 mit einem Ellbogenschlag am Kopf getroffen hatte. Ein böser Zusammenstoß mit Folgen.

Denn Ivan verlor das Bewusstsein, der gegnerische Torhüter leistete Erste Hilfe und laut "Abseits.at" musste auch seine geschockte Schwester auf der Tribüne notversorgt werden.

Doch auch diesen Zwischenfall spielt der flinke Stürmer herunter. "Er hat mich getroffen, aber das beschäftigt mich nicht mehr. Ich war danach nicht verletzt. Ich habe weitergespielt."

Es war nicht Ivans einzige Kopfverletzung. Im Nachwuchs trug er einmal eine Gehirnerschütterung davon und setzte wie aktuell Richard Strebinger auf einen Kopfschutz, den er auch während den Spielen trug - jedoch nicht lange.

Rapid war für Ivan die richtige Entscheidung

Die Zukunft heißt jedoch Rapid, und das erste große Ziel ist die Gruppenphase der Europa League. Dass Ivan nicht immer gesetzt ist, ist für ihn eine "schwierige Situation".

Trotzdem ist er mit seinen bisherigen Leistungen zufrieden und hofft, daran anknüpfen zu können. "Es lief sehr gut für mich, ich habe gegen Admira gescort und zwei Mal im Cup. Ich fühle mich sehr wohl hier und will so weitermachen. Ich werde alles dafür geben, noch mehr Tore zu machen."

Seine Entscheidung nach Wien zu wechseln, bereut Ivan keineswegs - obwohl er als rumänisches Wunderkind gehandelt zum Millionenkauf wurde und einst sogar ein Angebot des großen FC Barcelona ablehnte.

"Ich habe Rapid gewählt, weil es ein super Team ist, das mich sehr gut empfangen hat. Die Fans sind großartig und es begeistert mich, vor ihnen zu spielen", gesteht der erste Rumäne überhaupt im Rapid-Dress.

"Wenn Ivan Potenzial ausschöpft, wird ihn Rapid nicht lange halten können"

Auch Trainer Goran Djuricin braucht nicht lange, um die Frage, warum man sich für Ivan entschieden habe, ausschweifend und mit Stolz zu beantworten.

"Das ist ziemlich einfach zu erklären. Weil er Riesenpotenzial hat, das er noch längst nicht ausgeschöpft hat. Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher, weil ich im Training und den Spielen immer sehe, was für Sachen er macht - die sind einfach top, dann fehlt aber teilweise auch noch die Routinie. Ihm ist noch nicht ganz bewusst, welches Potenzial er eigentlich hat. Das muss er erst einmal ausschöpfen. Ich bin gespannt, wann er draufkommt, was er über 90 Minuten zu tun hat. Wenn das der Fall ist, werden wir ihn nicht lange bei Rapid halten können."

Die Anlagen und Ansätze stellte der Jungspund bereits unter Beweis, allerdings fehlt noch die letzte Konsequenz und vor allem die nötige Disziplin im Defensivspiel. Deshalb war Rapid das Risiko gegen Slovan Bratislava zu groß, gegen zwei flinke Außenspieler auf Flügel mit den sehr offensiven Boli Bolingoli und Ivan zu setzen.

Kitschiger Millionen-Jackpot gegen rumänische Landsleute?

Die Hütteldorfer planen mit dem Rumänen weiterhin vorwiegend am linken Flügel, doch auch als Stürmer ist er eine Alternative.

Wo Ivan seine Fähigkeiten unter Beweis stellt, ist ihm selbst egal: "Ich spiele, wo es der Trainer mir sagt. Ob Stürmer oder links - das ist kein Problem für mich."

Deshalb gilt es für Djuricin und Co., Ivan bestmöglich einzusetzen. Denn der Neuzugang hat sein Können erst aufflackern lassen.

Dass er ausgerechnet gegen seine rumänischen Landsleute ein Feuerwerk abbrennt, wäre zwar kitschig, für Rapid jedoch gleichbedeutend mit einem Millionen-Jackpot.



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