Noch nie spielte der FC Salzburg in der Red-Bull-Ära vor so vielen Zuschauern wie am Donnerstag beim 0:2 im Halbfinal-Hinspiel der UEFA Europa League auswärts gegen Olympique Marseille.
Das Stade Velodrome wurde seinem Ruf als Hexenkessel vollauf gerecht.
"Es war extrem laut, reden konnten wir nicht viel. Aber trotzdem war es ganz cool", sagte Salzburg-Tormann Alexander Walke nach dem Spiel.
Die Lautstärke half gar beim 1:0 der Gastgeber mit, dennoch schwärmten die Österreicher von der einzigartigen Atmosphäre in der südfranzösischen Hafenstadt.
Auch Pamela Anderson im Stade Velodrome
62.312 Zuschauer, darunter 700 Salzburg-Fans und der frühere Baywatch-Star Pamela Anderson, der mit Marseille-Spieler Adil Rami liiert ist, kamen zum letzten Heimspiel von OM in dieser Europacup-Saison.
Bereits Stunden vor Spielbeginn waren in der zweitgrößten Stadt Frankreichs (874.000 Einwohner) zahlreiche Fans des Klubs in ihren Trikots rund um das Hafengebiet auszumachen.
Wer Stunden vor Anpfiff eine U-Bahn-Karte Richtung Velodrome lösen wollte, musste sich geduldig anstellen oder wählte ein Taxi und staute sich durch die Stadt Richtung Arena.
Vor dem Stadion ging ebenso die Post ab wie drin, so sehr, dass die Marseille-Fans in der Halbzeit sogar untereinander aneinander gerieten (Hier nachlesen!).
Einiges los! #OLMFCS #OMFCS pic.twitter.com/cdm7q5awng
— LAOLA1 Redaktion (@LAOLA1Redaktion) 26. April 2018
Dabbur kennt eine lautere Atmosphäre
Die Salzburger wurden mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert begrüßt, das blieb vor allem zu Spielbeginn bei Ballbesitz unverändert, nie hatten sie ein lauteres vernommen.
Und es blieb durchgehend laut, nicht nur wegen den regelmäßig abgefeuerten Knallkörpern.
"Ich habe noch nichts Lauteres gehört, das Gesamtpaket war schon sehr beeindruckend. Man hat gemerkt, welche Wichtigkeit die Partie für Marseille hatte", lobte Christoph Freund die Stimmung beim Gegner um den Einzug ins Finale nach Lyon.
"Aber die Jungs waren unbeeindruckt und haben das positiv umgemünzt", ergänzte der Sportchef. So sahen das auch Trainer und Spieler.
"Es war ein fantastisches Publikum und tolle Stimmung. Natürlich gibt das Kraft. Aber wenn man sieht, wie meine Mannschaft heute gespielt hat, haben sie sich auch positiv von den Fans anstecken lassen", zeigte sich Marco Rose angetan.
Munas Dabbur: "Es war verrückt. Nur einmal hatte ich eine lautere Atmosphäre, das war auswärts gegen Besiktas, als ich mit Maccabi Tel Aviv dort gespielt habe."
Lautstärke spielte bei 0:1 eine Rolle
Für Walke war es ein neuer Höhepunkt punkto Geräuschpegel: "Es war extrem laut. Wir konnten nicht viel reden, das war nicht so einfach. Aber ich denke, wir haben es ganz gut gemacht."
Doch beim Tor zum 0:1 hat just die Zuteilung nicht gepasst, Marseille nutzte das eiskalt aus.
Co-Trainer Rene Aufhauser, bei den Salzburgern punkto Standards federführend ist, versuchte noch mit einer Anweisung einzugreifen, doch die Spieler hörten diese schlichtweg nicht.
"Es war sehr laut und noch vor dem 0:1 gab es auch eine Anweisung von draußen, man hat sie aber nicht gehört“, sagte Hannes Wolf über die Situation vor dem ersten Gegentreffer durch Florian Thauvin nach Freistoß-Flanke von Dimitri Payet (15.).
Doch mit Fortlauf der Partie konnte sich Salzburg, das im Herbst in der Gruppenphase beim 0:0 in Marseille vor nur 18.000 Zuschauern spielte, darauf einstellen und die Atmosphäre auch genießen.
Salzburg spielte vor zehn Mal so vielen Zuschauern
Denn binnen vier Tagen spielte Salzburg gegen Altach zu Hause vor 6.148 Zuschauern und dann in Marseille vor 62.312 – also vor mehr als zehn Mal so vielen Menschen.
OM hatte am Sonntag vor etwas mehr als 52.000 Zuschauern den Vorletzten aus Lille 5:1 abgefertigt. Die Lust auf einen Europacup-Titel sowie einen fixen CL-Platz war den Fans in Marseille dieser Tage deutlich anzumerken.
Am kommenden Donnerstag kommt es in Salzburg zum Rückspiel. Die Österreicher befinden sich schon im "Lazio-Modus" (Hier nachlesen!), wollen wie gegen die Römer vor ausverkaufter Arena das Duell drehen.
Da werden auch die Salzburger Fans gefragt sein, um für einen ähnlichen Heimvorteil zu sorgen.
OM-Trainer Rudi Garcia, der den Gegner am Donnerstag lobte ("Salzburg ist eine gefährliche Mannschaft, das darf man nicht vergessen. Sie waren motiviert und wollten einen Treffer"), verlangt von seiner Mannschaft in Salzburg ein Tor: „Es wird notwendig sein, zu treffen.“
Bei einem Weiterkommen würde der Final-Einzug in Marseille gewiss frenetisch gefeiert werden.