Der SK Rapid hat auf furiose Art und Weise den ersten Schritt in Richtung europäischer Gruppenphase gesetzt.
Der polnische Cupsieger Wisla Krakau wurde vor knapp 20.000 Zuschauern im Allianz Stadion mit 6:1 abgefertigt (Spielbericht >>>), es war der höchste Europacup-Sieg der Grün-Weißen seit der Saison 2005/06, als Rapid in der 2. Runde der Champions-League-Qualifikation auswärts gegen F91 Düdelingen ebenfalls mit demselben Ergebnis gewann.
Mit einem Gesamtscore von 8:2 wurde das Ticket für die dritte Qualifikationsrunde zur UEFA Europa League souverän gebucht, überdies auch ordentlich Selbstvertrauen für den Bundesliga-Auftakt am Sonntag gegen Double-Sieger Sturm Graz (17 Uhr im LIVE-Ticker >>>) sowie die nächste Europacup-Phase getankt.
"Das war ein sehr schöner Abend, den wir genossen haben", sagte Cheftrainer Robert Klauß über den "schönen Heimsieg".
Ein Purzelbaum für jedes Tor
Diesen leitete Routinier Guido Burgstaller bereits in der sechsten Minute mit dem 1:0 ein, der Führungstreffer war die Folge einer temporeichen Startphase.
Danach stotterte zwar etwas der Motor, hätte es eine schwierige Phase gegeben, da man zu hektisch war und zu viele Ballverluste hatte, aber mit dem 2:0 durch Dion Beljo in der 24. Minute kam der Zug so richtig ins Rollen. In den nächsten 21 Minuten sollten drei weitere Treffer folgen, das 5:0 war die höchste Pausenführung der Hütteldorfer in ihrer Europacup-Geschichte.
Zwei dieser drei Tore verbuchte Ex-Kapitän Burgstaller, der Triplepack war der erst vierter in seiner gesamten Karriere. Das letzte Spiel mit drei Toren gelang ihm am 26. Oktober 2022 beim 5:1-Sieg in der Bundesliga gegen den TSV Hartberg, auch damals hatte er die Chance auf vier Tore, überließ bei einem Elfmeter jedoch Ferdy Druijf den Ball - der Niederländer verschoß ähnlich wie Mamadou Sangare.
Ein Dreierpack sei natürlich "immer etwas Spezielles", so der 35-Jährige, wollte die Kirche angesichts des Resultats jedoch im Dorf lassen. Jedes seiner drei Tore zelebrierte er unterdessen mit einem "Purzelbaum". Was es damit auf sich hatte, wollte der Stürmer nicht verraten, sagte nur: "Es war eine spontane Entscheidung."
Vielleicht behält er ihn ja bei, vom Trainer gab es jedenfalls wohltuende Worte: "Er ist aktuell in guter Form, fühlt sich wohl und ist körperlich gut dabei. Es freut mich, dass er vor heimischer Kulisse einen Dreierpack geschafft hat."
Eine "Luxussituation", wie es sie nicht oft gibt
In der zweiten Halbzeit wurde ein Gang zurückgeschaltet, auch weil Klauß mit Blick auf den Kracher am Sonntag bereits zur Pause drei Wechsel vorgenommen hatte. Der Deutsche sprach von einer "Luxussituation, wenn man in der 35. Minute schon anfängt zu überlegen, welche Spieler man reinbringt."
Es werde nicht oft der Fall sein, "war aber ein sehr schönes Gefühl." So konnten Dennis Kaygin, Noah Bischof und Furkan Dursun 45 Minuten Spielzeit bekommen, Christoph Lang und Dominic Vincze standen ab der 61. Minute am Platz.
Lang konnte in der Schlussphase das 6:0 verbuchen, kurz darauf war die Weiße Weste durch den polnischen Ehrentreffer jedoch dahin. "Ich habe mich sehr über das Gegentor geärgert. Es war ein sinnloser Ballverlust an der Outlinie, die Situation hätten wir vorher schon lösen können. Ich werde aber keinem den Kopf abreißen", meinte Klauß.
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Defensiv gibt es noch Verbesserungsbedarf
Defensiv gebe es noch "ein paar Dinge, die wir verbessern müssen", gestand der Coach mit Verweis auf das neue Spielsystem, doch die Trainingszeit ist in den englischen Wochen knapp. Deshalb werde aktuell viel über "Videos trainiert", das sei jedoch normal.
In der Offensive funktionieren dagegen die Automatismen größtenteils schon. "Wir sind unberechenbarer geworden", meinte Kapitän Matthias Seidl.
Nach Wisla Krakau und Neusiedl/See wird die Intensität nun mit Sturm Graz und Trabzonspor deutlich erhöht. "Jetzt kommen richtig knackige Gegner, die uns definitiv fordern werden", ist sicher Klauß sicher, dass in den nächsten Tagen schwierigere Aufgaben warten.
Vom Kantersieg könne man bis auf das gewonnene Selbstvertrauen und ein gutes Gefühl nur wenig mitnehmen, da Wisla nicht mit Sturm zu vergleichen sei. "Der Double-Sieger ist die schwerstmögliche Aufgabe, sie konnten sich gezielt auf uns vorbereiten. Die Herangehensweise ist anders, mit viel mehr Intensität und Wucht."
Cvetkovic kehrt gegen Sturm zurück, Schaub noch fraglich
Gegen den Meister und Cup-Sieger darf mit der Rückkehr von Nenad Cvetkovic gerechnet werden, der Serbe musste sich in den ersten Pflichtspielen der Saison hinter Maximilian Hofmann anstellen. Der Grund: Eine im Testspiel gegen die AC Milan erlittene Blessur. "Nichts Schlimmes, aber es wäre ein Risiko gewesen, ihn zu bringen", sagte Klauß.
Der Trainer verriet: "Wir haben ihn gezielt für das Spiel am Sonntag aufgebaut, er wird wahrscheinlich starten." Hofmann dürfte wieder auf die Ersatzbank rücken, da Neuverpflichtung Serge-Philippe Raux-Yao bislang überzeugen konnte und gegen Wisla sogar sein erstes Tor im Rapid-Dress erzielte.
Hinter einem möglichen Einsatz von Louis Schaub steht hingegen noch ein Fragezeichen, der Rückkehrer absolvierte nach seiner Erkrankung am Donnerstag ein individuelles Training und soll am Freitag wieder mit der Mannschaft trainieren. Klauß hoffte, "dass er am Sonntag zumindest im Kader steht und wieder eine Option ist."
Vorfreude auf den Hexenkessel Trabzonspor
Und nach Sturm ist vor Trabzonspor. Der Cheftrainer erwartet einen Hexenkessel. "Es herrscht vor Ort eine sehr hitzige Atmosphäre, ein sehr lautes Stadion. Die Mannschaft hat hohe Ambitionen, will dieses Jahr angreifen und hat gute Transfers gemacht. Der Verein hat große Tradition."
Die Vorfreude ist groß. "Die Atmosphäre wird sicher cool, ich habe schon einmal in der Türkei gespielt - das ist schon etwas anderes als hier. Da geht es gut zur Sache", lächelte Klauß.
Hoffentlich auch wieder in zwei Wochen, wenn Rapid beide Spiele gegen den türkischen Spitzenklub bestritten hat.