Endstand
3:0
1:0, 2:0
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Sturm Graz: Es soll nicht nur beim Überwintern bleiben

Christian Ilzer wittert in der Conference League "eine riesige Chance", noch länger international zu spielen. Wie man sich für das Frühjahr rüsten will.

Sturm Graz: Es soll nicht nur beim Überwintern bleiben Foto: © GEPA

Als einziges österreichisches Team darf der SK Sturm Graz im Frühjahr mit Europacup-Spielen planen.

Der Vizemeister der Admiral Bundesliga hatte am Donnerstagabend im Europa-League-Fernduell mit Rakow Czestochowa das Glück auf seiner Seite, verlor am abschließenden Spieltag der Gruppenphase bei Sporting Lissabon "nur" 0:3, während der polnische Meister Atalanta Bergamo zuhause 0:4 unterlag.

Dadurch blieben die Grazer auf dem dritten Platz der Gruppe D und steigen in die Zwischenrunde der UEFA Europa Conference League um. Das sind die möglichen Gegner bei der Auslosung am Montag >>>

"Hinter uns liegt ein 2023, das ein sehr, sehr erfolgreiches Jahr für Sturm Graz war", bilanziert Cheftrainer Christian Ilzer nach einem für ihn "komischen Spiel" zufrieden.

Coaching gegen das eigene Naturell

Was genau an diesem Spiel, vor allem im Bezug auf das Coaching, komisch war? "So etwas wird es nicht so schnell wieder geben, so eine Situation, wo du schauen musst, dass du weniger hoch verlierst als der Kontrahent", meint der Steirer.

Ständig wanderte der Blick auf das Geschehen in Polen, besonders in der Schlussphase als Sturm in Lissabon stehend K.o. war und Gefahr lief, eine noch höhere Niederlage einzustecken. "Wir haben dann Standard-Tore bekommen, das ist auch immer ein Zeichen, dass du nicht mehr diese Energie hast, solche Situationen zu kontrollieren", weiß Ilzer.

"Auf der anderen Seite erfährst du postwendend, dass der Kontrahent um diesen Verbleib in der Conference League ein weiteres Tor kassiert", herrschte kurz nach dem eigenen Gegentreffer zum 0:3 Erleichterung, dass auch Rakow das dritte Tor gegen Atalanta kassierte.

Eigenartig sei für den Sturm-Trainer auch gewesen, gegen das eigene Naturell zu coachen. "Normal wechselt du offensiver nach, aber du kriegst mit, dass du schauen musst, kein weiteres Tor zu kassieren." Dies war kein leichtes Unterfangen, präsentierte sich Sporting doch "mit einer enormen Frische und Spielfreude."

"Am Ende ist es heuer sehr gut ausgegangen"

In der Schlussphase des Spiels seien nicht nur die Beine schwer gewesen, sondern hätte sich auch einiges in den Köpfen der Beteiligten abgespielt. "Das war nicht mehr schön anzusehen, wir haben alle sehr gelitten in dieser Phase des Spiels", atmet Ilzer durch und freut sich, dass "es am Ende heuer sehr gut ausgegangen ist."

Leidgeprüft waren die "Blackies" vor allem aus dem Vorjahr, als die Gruppe mit Feyenoord Rotterdam, Lazio Rom und dem FC Midtjylland mit acht Punkten und damit genauso vielen wie die Konkurrenten abgeschlossen wurde - und Sturm aufgrund des schlechtesten Torverhältnisses aller Teams nicht einmal im Europacup überwintern durfte.

Daher betont Ilzer: "Wir haben alle unsere Ziele ereicht." Gegen solch eine starke Mannschaft wie Sporting könne man schon mal 0:3 verlieren, "was in dieser Europa-League-Saison schmerzt ist die 0:1-Niederlage zuhause gegen Rakow", hängt die bittere Pleite vom fünften Spieltag noch im Kopf des Trainers. Nur dieses Mal fiel sie nicht ins Gewicht.

"Keinesfalls restlos zufrieden in die Winterpause"

Trotzdem können die Grazer "keinesfalls restlos zufrieden in die Winterpause gehen", hält Ilzer fest.

Denn die letzten Wochen verliefen nach einem tollen Saisonstart alles andere als souverän, sowohl in der Europa League als auch der Bundesliga. Durch drei Niederlagen in ebenso vielen Spielen geriet das Überwintern im Europacup nochmal mächtig in Gefahr, im Liga-Betrieb wurde die zwischenzeitliche Tabellenführung ebenfalls wieder eingebüßt.

"Wir haben im Laufe des Herbstes viele Handicaps gehabt", sagt der Coach und führt unter anderem Stürmer Seedy Jatta an, "der sehr lange verletzt war." Den Herbst will sich der 46-Jährige aber nicht schlechtreden lassen.

"Überwintern soll für uns nicht heißen, zwei weitere Spiele zu haben, sondern international noch länger vertreten zu sein."

Sturm-Coach Christian Ilzer

"Insgesamt war es ein erfolgreicher Herbst, ein sehr erfolgreiches Jahr. Wir sind noch stabiler geworden, das zeigt auch die Europa League, bis auf das heutige Spiel waren es sehr knappe Resultate", so Ilzer.

Im Frühjahr sollen die nächsten Schritte gemacht werden. "Wir haben viel Potenzial in unserer Mannschaft, da heißt es uns weiter zu verbessern, Erfahrungen mitzunehmen und aus diesen zu lernen. Wir müssen uns gut erholen, die Vorbereitungsphase nützen, um gewisse Schritte voranzukommen."

Die Conference League als "riesige Chance", noch länger international zu spielen

Schon am Montag wirft das Jahr 2024 seine Schatten voraus, wenn die Auslosung zur Conference-League-Zwischenrunde erfolgt. Die Liste an möglichen Gegnern wurde Ilzer noch in der Trainerkabine in Lissabon vorgelesen, auf der anschließenden Pressekonferenz konnte er sich wegen des aufwühlenden Spiels jedoch nicht mehr daran erinnern.

Nichtsdestotrotz ist der Steirer gespannt, "welchen Gegner wir kriegen." Möglich sind unter anderem Duelle mit Eintracht Frankfurt, Legia Warschau oder KAA Gent. Der nominell drittgrößte UEFA-Bewerb könnte also nicht unbedingt leichter als die Europa League werden.

Dennoch wittert Ilzer durch das erstmalige Überwintern seit 23 Jahren eine "riesige Chance": "Überwintern soll für uns nicht heißen, zwei weitere Spiele zu haben, sondern international noch länger vertreten zu sein."

Dafür will der Coach die Vorbereitung bestmöglich nutzen, "um uns auf ein anderes Level, ein frisches Level zu befördern, damit wir klar unseren Stil mit viel Wucht, Power auf den Platz bringen." Dann werde man für ein "sehr spannendes Startprogramm gerüstet sein", glaubt Ilzer.

Am 2. Februar wartet im Cup-Viertelfinale nämlich die Wiener Austria, acht Tage später das direkte Duell mit Serienmeister Red Bull Salzburg. Am 15. Februar kommt es zum Hinspiel in der Conference-League-Zwischenrunde, vor dem Rückspiel eine Woche später trifft man zuhause auf den SK Rapid.

Sturm wird also gut beraten sein, in bestmöglicher Verfassung aus der Winterpause zu kommen. Allerdings ohne Torhüter Kjell Scherpen, der sich in der Winterpause einer Kreuzband-Operation unterziehen wird und damit wohl für die restliche Saison ausfällt.


Das Herbst-Zeugnis der Bundesliga-Klubs:

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