Villarreal krönt sich nach einem epischen Elfmeter-Drama gegen Manchester United zum Sieger der UEFA Europa League 2020/21.
Für das "Gelbe U-Boot" bedeutet dieser Triumph den ersten Titel in der 98-jährigen Vereinsgeschichte. Das höchste der Gefühle waren bisher ein Vizemeistertitel in der La-Liga-Saison 2007/08 sowie zahlreiche Halbfinal-Teilnahmen in den europäischen Bewerben bzw. in der heimischen Copa del Rey.
Dass die Truppe vom nun vierfachen Europa-League-Sieger (alleiniger Rekord) Unai Emery allerdings in der einen oder anderen Phase der Partie auch Glück hatte, ist nicht von der Hand zu weisen. Letztlich war es aber die Kaltschnäuzigkeit im Elfmeterschießen, welches bis zu den Torhütern ging, die den Weg zum Triumph ebneten.
"Wir waren einfach kaltblütig", sagt Kapitän Raul Albiol nach dem Spiel.
Emery: "Werden diesen Moment genießen"
Kaltblütig erwiesen sich die Ostspanier über den gesamten Bewerb hinweg, nicht umsonst stolzierten sie ungeschlagen durch die EL-Saison. Villarreal ist damit nach Tottenham (1971/72), Mönchengladbach (1978/79), Göteborg (1981/82 und 1986/87), Ajax (1991/92) und Chelsea (2018/19) die sechste Mannschaft, die entweder den UEFA-Pokal oder die UEFA Europa League ohne eine einzige Niederlage in einer Saison gewinnen konnte.
Dies ist auch ein Verdienst von "Mr. Europa League" Unai Emery, der erst im vergangenen Juli die Mannschaft übernahm und sich in kürzester Zeit ein Denkmal setzte. Ex-ManUnited-Spieler Owen Hargreaves fordert sogar, "dass die Trophäe nach Unai Emery benannt werden könnte, so oft, wie er sie gewonnen hat."
"Ich bin sehr glücklich. Diese Spieler haben die ganze Saison über sehr hart gearbeitet, für alle im Klub. Ich denke, wir haben den Sieg verdient", sagt Emery selbst.
Der 49-Jährige zollt dem unterlegenen Gegner Respekt: "Es war Manchester United, aber wir haben ein kämpferisches Spiel gezeigt", und führt fort: "Wir werden diesen Moment genießen."
Solskjaer: "In der Kabine ist es ruhig"
Jubelstimmung im spanischen Lager, Tristesse bei Manchester United.
So nah waren die "Red Devils" am zweiten Europa-League-Titel nach 2016/17 dran, stehen nun mit leeren Händen da. Spanische Gegner und United - das passt im zweitwichtigsten Pokalbewerb Europas einfach nicht.
Insgesamt vier Mal stand United in der K.o.-Phase ein Gegner aus La Liga gegenüber, alle vier Spiele verlor der amtierende Vizemeister der Premier League. 2011/12 erfolgte das Aus im Achtelfinale gegen Athletic Bilbao (2:3, 1:2), in der Spielzeit 2019/20 war beim Final-Turnier in Köln im Halbfinale gegen den späteren Sieger Sevilla (1:2) Schluss. Die bittere Niederlage im diesjährigen Finale gesellt sich nun in diese Reihe dazu.
Trainer Ole Gunnar Solkjaer bringt die Stimmung im United-Lager nach dem Spiel auf den Punkt: "In der Umkleidekabine war es ruhig, alle sind enttäuscht." So sei der Fußball, "manchmal entscheidet nur ein Schuss", erklärt der Norweger.
Rashford: "Ich möchte nicht hören, 'oh, sie waren so nah dran'"
"Wir haben nicht so gut gespielt, wie wir es können. Jetzt ist nicht die Zeit, mit dem Finger auf das zu zeigen, was ich anders gemacht hätte, aber wenn du die Trophäe nicht holst, hast du nicht alles richtig gemacht", betont der 48-Jährige, der damit weiterhin auf seinen ersten Titel mit dem 20-fachen englischen Meister warten muss.
Bei Marcus Rashford fällt die Analyse nach dem Spiel noch härter aus: "Zweiter zu werden zählt nichts. Ich möchte nicht hören, 'oh, sie waren so nah dran'. Es bedeutet gar nichts. Wir müssen sicherstellen, dass wir nicht verlieren."
Nachsatz: "Um große Trophäen zu gewinnen, muss man sich aufopfern. Ich kann sechs, sieben Spieler nennen, die seit September Verletzungen mit sich herumtragen. Wir müssen nun Abstand gewinnen und unsere Köpfe freibekommen", so der enttäuschte englische Nationalteamspieler.