Der SK Rapid will zum 7. Mal seit Einführung der neuen Europa League in die Gruppenphase.
Nur noch ein Gegner kann das Millionengeschäft für die Hütteldorfer verhindern: FCSB, früher Steaua Bukarest.
Die Rumänen gastieren am Donnerstag, den 23. August (ab 20:30 Uhr im LIVE-Ticker) in Wien, eine Woche später folgt das Rückspiel in der Arena Nationala in Bukarest.
Bei beiden Teams liegen die goldenen Zeiten schon länger zurück, umso wichtiger ist die Europa League.
Was Rapid gegen FCSB erwartet?
FCSB/Steaua - die einen lieben es, die anderen hassen es
Während die Hütteldorfer zwar schon sechs Mal in der EL-Gruppenphase spielten, aber 2017 aussetzen mussten, schaffte es FCSB die vergangenen zwei Jahre immer in den Hauptbewerb.
Allerdings war die Europa League für Rapid zuletzt das Höchste der Gefühle, für FCSB war es hingegen in den letzten zwei Jahren mehr das Trostpflaster, da man im Champions-League-Playoff - einmal an Manchester City, einmal an Sporting Lissabon - scheiterte und danach umstieg.
Der unfreiwillige Wandel vom großen Steaua Bukarest zu FCSB hatte, wie berichtet, Auswirkungen, allerdings stellt der rumänische Fußballexperte Emanuel Rosu bei LAOLA1 klar, welcher Gegner auf Rapid wartet.
"Sie sind noch immer der am besten supportete Klub im Land. Leute lieben oder hassen ihn - wie Juventus, Bayern, Real, Barcelona in ihren Ländern", weiß der rumänische Journalist aus Bukarest, der als Fußball-Berichterstatter unter anderem für "The Guardian", "ESPN", "Four Four Two" und "BBC World Service" arbeitet.
"Teure Spieler, aber kein Team" als Problem
Im Team von Trainer Nicolae Dica sei durchaus einiges an Potenzial vorhanden, vor allem viele junge Spieler geben Hoffnung auf eine rosige Zukunft, allerdings hängt viel von deren Entwicklung und dem weiteren Karriereweg ab.
Wie Rosu die Chancen für Rapid einschätzt: "Es wird ein ausgeglichenes Spiel. Klubboss George Becali glaubt, dass es gegen Rapid leichter wird als gegen Hajduk Split. Aber ich habe Highlights von Rapid gesehen und glaube, dass der Unterschied nicht groß sein wird. Es werden zwei ausgeglichene Spiele, in denen Details entscheiden werden."
Bei FCSB werden unter Becali wie schon zuvor unter dem Namen Steaua Gehälter gezahlt, bei denen kein anderer rumänischer Klub mitgehen kann. Dementsprechend lange können Leistungsträger gehandelt und neue Spieler gelockt werden. Aber: Die ausbleibenden nationalen Erfolge, der letzte Meistertitel konnte 2015 eingefahren werden, wirft Fragen auf.
"Das Problem war, dass sie teure Spieler aber kein Team hatten. Becalis Einfluss machte es schwierig. Man kann keinen Manager bewerten, wenn Becali immer das letzte Wort bei Transfers, Verhandlungen oder der Teamstrategie haben will. Es ist ein Klub, den man schwer beurteilen kann. FCSB ist nicht organisiert wie ein Klub in Westeuropa, es gibt ein paar Profis, aber jede große Entscheidung wird von ihm getroffen – auf jedem Level", ortet der Rumänien-Experte durch diese Hierarchie Schwierigkeiten.
Klubboss Becali "verfolgt keine Strategie"
Was bei einem Blick auf den Kader sofort auffällt: Die Rumänen setzen vorwiegend auf heimische Spieler und haben nur ganz wenige Legionäre in ihren Reihen. Eine Entwicklung, die auf den eigenwilligen Weg des umstrittenen Klub-Bosses zurückgeht.
Denn dieser hat den Grundsatz, dass er nur Spieler holt, die er auch kennt. So köderte der Geschäftsmann und Politiker in den vergangenen Jahren vor allem Spieler, die mit ihren Teams vor Steaua bzw. FCSB Meister wurden oder Erfolge erzielten, wie etwa mit CFR Cluj, Viitorul Constanta oder Astra Giurgiu.
"Becali verfolgt keine Strategie, er folgt nur seinem Gefühl – er gibt dann drei Millionen Euro für den oder zwei Millionen für den Spieler aus. Das Geld aus Europacup-Teilnahmen half sehr viel, damit er finanziell sicher war, gerade weil Klubs in Rumänien generell große finanzielle Probleme haben."
So finden sich im FCSB-Kader zwar für rumänische Verhältnisse Top-Spieler, allerdings welche, die sich meist nur national beweisen konnten und nicht darüber hinaus.
Torgarant, Top-Talent und Bruder von Admiraner
Auf die Frage, welche Spieler gegen Rapid den Unterschied ausmachen könnten oder am meisten herausstechen, muss Fußball-Spezialist Rosu länger nachdenken.
"Das ist schwer, ich denke Olimpiu Morutan (3 Tore in 9 Pflichtspielen) ist ein sehr guter Spieler, aber er hat keine Startplatzgarantie, könnte auch nur von der Bank kommen, weil er sehr jung ist und erst im Sommer gekommen ist. Aber er ist ein besonderer Spieler, der sehr talentiert ist und ein Spieler fürs Nationalteam ist. Sonst Florinel Coman (5 Tore in 6 Pflichtspielen), weil er in einer sehr guten Form ist aktuell. Dennis Man (2 Tore in 8 Pflichtspielen) war zuletzt nicht in Topform, von ihm kommt nicht viel Gefahr."
Dazu kommt vor allem Stürmer Harlem Gnohere als Torgarant, der Franzose erzielte in acht Pflichtspielen diese Saison bereits sieben Treffer und steuerte einen Assist bei. Zu den Leistungsträgern zählt auch Kapitän Florin Tanase oder der portugiesische Oldie Filipe Teixeira (37), der in seiner Karriere unter anderem bei PSG oder West Bromwich unter Vertrag stand.
Interessant aus österreichischer Sicht: Mit Antonio Jakolis spielt der Bruder von Admiras Marin Jakolis bei FCSB, der 26-Jährige ist aber kein Fixstarter.
Heimstark und mit Fans im Rücken
FCSB galt in der Vergangenheit oft als heimstark, während man in der Fremde gerne einmal schwächelte. Das bestätigt auch Rosu. Die leidenschaftlichen Fans rissen die eigene Mannschaft in der Heimstätte oft mit, auswärts fehlte meist der letzte Wille.
Die Heimstärke ist auch in der aktuellen Saison bereits ein wenig abzusehen. Daheim konnten die Rumänen vier Pflichtspielsiege und ein Unentschieden einfahren, auswärts kassierte man die einzige Niederlage bei einem Remis und zwei Siegen.
"Nach Wien werden schon ein paar Fans kommen, aber nicht viele. Daheim hatten sie gegen Hajduk Split zuletzt 20.000 Zuschauer. Die Fans wollen die garantierten Millionen von der UEFA und sind neugierig, wie sich das Team schlägt. Wenn das Resultat in Wien gut ist, werden schon um die 25.000 Fans kommen", schätzt der rumänische Fußball-Experte.
Auch viele in Wien und Umgebung lebende Rumänen dürften die Möglichkeit nützen, um den Traditionsklub mit neuem Namen im Allianz-Stadion zu bewundern.
Aus Rapid-Sicht wäre eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel enorm wichtig. Wie in den vergangenen Wochen bleibt abzuwarten, mit welchem Bein die Grün-Weißen aufstehen und in welche Richtung das Pendel ausschlägt.