Zig ÖFB-Länderspiele, viele Jahre in der deutschen Bundesliga und einige internationale Auftritte für den GAK, Austria Wien und Werder Bremen - Zlatko Junuzovic hat im Fußball schon einiges gesehen.
Die aktuelle Verfassung des FC Salzburg beeindruckt den 31-Jährigen aber ganz besonders. Der erneute Sieg gegen RB Leipzig in der UEFA Europa League war nur der vorläufige Höhepunkt einer schon jetzt bemerkenswerten Salzburger Saison.
"Man sieht die Mentalität, den Geist in dieser Mannschaft. Die Bereitschaft, den anderen zu unterstützen. Das ist phänomenal", sagt Junuzovic.
Der positive Leistungsdruck
Gerade gegen einen angeschlagenen Gegner aus Leipzig, der seine Spielanlage aufgrund der Ausfälle spielerisch besonders wertvoller Stammspieler adaptierte und bewusst kampfbetonter auftrat, war zu sehen, dass sich Salzburg in seinem Spiel derzeit kaum aus der Ruhe bringen lässt.
"Wir wissen, es geht nur gemeinsam. Das sieht man in jeder einzelnen Situation", sagt Junuzovic. Und damit meint er nicht nur die Zusammenarbeit während des Spiels.
"Auch die Leute, die von der Bank kommen, die Intensität im Training - da fordert jeder den anderen. Wir in der Startelf haben einen hohen Druck, weil auf der Bank Granaten sitzen, die es alle verdient hätten, zu spielen. Du weißt, wenn du spielst, dass du Leistung bringen musst - sonst geht es ganz schnell."
Auf seiner Position im Mittelfeld herrscht besonders große Konkurrenz. "Diesen Konkurrenzkampf brauchen wir aber extrem. Nur er führt dann zu solchen Leistungen."
Nur eine Geldgeschichte? "Das ist es nicht!"
Und solche Leistungen führen zu Resultaten wie am Donnerstagabend. Gegen Leipzig gewann Salzburg zum 23. Mal in 27 Pflichtspielen dieser Saison. Junuzovic kennt das Gefühl noch gar nicht, mit seinem neuen Team eine Partie zu verlieren.
"Nicht einmal in der Vorbereitung haben wir verloren. Es ist schon etwas Außergewöhnliches und ich sage immer wieder: Es ist nicht selbstverständlich. Auch wenn viele immer davon reden, es sei nur eine Geldgeschichte. Das ist es nicht. Hier ist etwas entstanden. Das hat man schon in der letzten Saison gesehen. Die Jungs machen einfach so weiter. Für mich, der dazugekommen ist, macht es einfach Spaß."
Junuzovic selbst nimmt den Kampf um ein Leiberl in der Startelf an, ist mit seiner Erfahrung ein wichtiger Ansprechpartner für den Trainer. Vom verlängerten Trainerarm will Marco Rose aber nichts wissen. "In der Beziehung bin ich ein Krake. Ich habe viele verlängerte Arme. Eigentlich fast jeden meiner Jungs."
Wie das CL-Aus bewältigt wurde
Der Neuzugang aus Bremen habe sich das Salzburg-Spiel in seiner Zeit in der Mozartstadt auch erst aneignen müssen: "Zladdi ist mittlerweile auf einem Niveau, unser Spiel zu spielen, das top ist. Er hat die Qualität, besondere Pässe zu spielen, den Raum zu erkennen. Deshalb haben wir ihn geholt."
Die Qualität der gesamten Mannschaft zeigt, dass es auch nach dem erneut bitteren Aus im Playoff für die Champions League gelungen ist, die Europa Leauge wieder als Herausforderung anzunehmen.
"Wir haben das nach der Auslosung thematisiert und uns gesagt: Gottseidank haben wir nach dem Champions-League-Aus, nach dem die Enttäuschung so groß war, so eine gute Gruppe bekommen. Wir können uns dort richtig messen, es kommt etwas auf uns zu. Und bisher haben wir das souverän bewältigt", sagt Junuzovic.
"Einige werden große Karriere machen"
Würde er so weit gehen und sagen, Salzburg ist die beste Mannschaft, in der er jemals gespielt hat? "Das ist schwierig zu vergleichen. Ich habe auch mit Individualisten gespielt, die Extraklasse waren. Aber der Geist, dieser Hunger von den Jungs ist phänomenal."
Da ist egal, ob der Gegner Hartberg oder Leipzig heißt. "Einige dieser Mannschaft werden noch große Karriere machen. Sie sind jung, gleichzeitig aber schon so reif für ihr Alter. Ich weiß nicht, ob ich damals so reif war, obwohl ich im jungen Alter schon viele Spiele gemacht habe. Die Jungs sind immer bereit und wissen, worum es geht."
Hannes Wolf ist einer dieser "Jungs", die Junuzovic meint. Zum 19-Jährigen pflegt er - nicht nur aufgrund gemeinsamer Sympathien für den GAK - eine besondere Beziehung: "Die Roten müssen auch ein bisschen zusammenhalten. Er hat schon viele Spiele hinter sich, in denen er auch sehr wichtig war. Er entscheidet Spiele, sorgt für Momente, die für uns alle sehr wichtig sind. Er hat die Qualität und diese gewisse Reife. Er wird sicher seinen Weg machen."
Das gilt wohl auch für den begehrten Trainer, der aber derzeit viel lieber über seine Mannschaft spricht: "Es ist schon außergewöhnlich, welche Energie die Jungs auf den Platz bringen - egal in welchem Bewerb. Das spricht für jeden einzelnen. Und ich kann einfach froh sein, so eine Truppe zu trainieren."