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Xaver Schlager: "Es ist nicht nur Fußball"

Xaver Schlager erklärt, wie ihn die Red-Bull-Fußballschule geprägt hat:

Xaver Schlager: Foto: © GEPA

Xaver Schlager ist einer der Prototypen des Salzburger Erfolgsprodukts.

Der 20-Jährige wechselte mit elf Jahren von St. Valentin nach Salzburg und durchlief den Nachwuchs sowie die Akademie, ehe der gebürtige Linzer und in Niederösterreich aufgewachsene Blondschopf via Liefering den Sprung zu den Salzburger Profis schaffte und nun mit ihnen sensationell im Halbfinale der UEFA Europa League steht.

"Ich glaube erst nach Saisonende wird man das alles wirklich realisieren können, was jetzt gerade passiert", erklärt der flexibel einsetzbare Mittelfeldspieler (Vertrag bis 2021) im Interview mit LAOLA1.

Vor dem Hinspiel am Donnerstag (21:05 Uhr im LIVE-Ticker) spricht der Jung-Nationalspieler (Debüt im März beim 3:0 gegen Slowenien, Anm.) über die Auswirkungen der Europa-League-Erfolge und wie ihn die Red-Bull-Fußballschule geprägt hat.

LAOLA1: Du hast nach dem Aufstieg gegen Lazio Bilder auf Instagram gepostet, auch eines, auf dem du im Hinspiel vermeintlich die Gelbe Karte siehst und für das Rückspiel gesperrt gewesen wärst. Hattest du Glück, beim Wunder dabei zu sein?

Xaver Schlager: Nein, das habe ich ohne Hintergedanken ausgewählt. Es war einfach ein cooles Foto und alle haben die Emotionen aus dem Hin- und Rückspiel gezeigt. Ich habe am Feld gleich gewusst, dass nur Diadie (Samassekou, Anm.) die Gelbe Karte gesehen hat. Da war alles klar, aber nach dem Spiel hat mir jemand gesagt, dass ich auch gesperrt wäre. Das hat sich dann schnell aufgeklärt.

LAOLA1: Du bist für Samassekou im Rückspiel als Sechser eingesprungen und es folgten die "Vier Minuten für die Ewigkeit". Hat sich dieses Spiel noch einmal von allen anderen zuvor abgehoben?

Schlager: Es war zu diesem Zeitpunkt einfach ein richtig cooles Spiel, auch für die Zuschauer war es lässig. Aber es geht Schlag auf Schlag und wir hatten seither so viele weitere Spiele, dass ich über das Spiel gar nicht mehr richtig nachgedacht habe. In Mattersburg etwa ging es noch mehr auf und ab. Ich glaube erst nach Saisonende wird man das alles wirklich realisieren können, was jetzt gerade passiert.

LAOLA1: Vor einem Jahr warst du Teil der Salzburger U19, die die Youth League gewann. Im Halbfinale und Finale hast du aber verletzungsbedingt gefehlt. Umso schöner, jetzt dabei zu sein?

Schlager: Bei diesen Finalspielen zu fehlen hat schon richtig weh getan. Aber als wir dann gewonnen haben, war es nicht mehr so schlimm. Es war kein Weltuntergang und ich bin froh, jetzt dabei zu sein. Es ist aktuell eine sehr intensive, aber auch spannende Phase, in der wir sehr viel Respekt erfahren. Das genießen wir auch alle. Es gibt viele Interview-Anfragen, die Aufmerksamkeit ist natürlich sehr groß, nach den Spielen wollen viele Leute wissen, wie es war. Man kriegt viele SMS, aber wie gesagt: Das genießen wir.

LAOLA1: Wer gewinnt die UEFA Europa League?

Schlager: Jede der vier Mannschaften im Halbfinale kann sie gewinnen. Alle haben einen weiten Weg hinter sich und gezeigt, dass sie Qualität haben. An das Finale denken wir noch gar nicht, denn in den zwei Spielen gegen Marseille muss alles zusammenpassen. Das ist ein sehr starker Gegner, bei dem die Top-Stars nun richtig gut in Form sind. Das wird sicher anders als in der Gruppenphase. Sie werden zwei, drei Gänge hochschalten und da müssen wir mit einem perfekten Spiel dagegen halten.

LAOLA1: Ist es ein Vorteil, nun auf einen Gegner zu treffen, den ihr schon aus dem Herbst kennt?

Schlager: Ich empfinde es nicht als Vorteil. Ich denke, Marseille hat einen Vorteil dadurch, dass sie wissen, wie wir spielen und wie intensiv unser Pressing ist. Sie wissen, was sie erwartet. Bislang war immer unser Vorteil, dass der Gegner mit der hohen Intensität im Spiel nicht gut zurecht kam. Marseille kennt jetzt unseren Spielstil und daher denke ich, dass sie sich gut einstellen werden. Aber nichtsdestoweniger haben wir natürlich unsere Chancen, weil wir natürlich auch wissen, wie sie spielen. Da haben wir uns natürlich auch etwas überlegt.

Es ist ein gutes Alter, das Pressing zu verinnerlichen, denn später wird es schwieriger. Man hinterfragt manches und das ist nicht immer gut. In diesem Alter denkt man nur daran, dass man rechtzeitig losläuft.

LAOLA1: Du hast es vom Salzburger Nachwuchs bis in ein Europacup-Halbfinale geschafft. Stimmt es, dass du vor deinem ersten Training in Salzburg erbrochen hast?

Schlager: Ja, aber da war ich in der Schule und da ist es mir einfach schlecht gegangen. Das war eine Infektion und hatte nichts mit Nervosität zu tun. Nachdem ich mich übergeben habe, war wieder alles okay. Danach war dann eine Art Probetraining und da hat alles wieder gepasst.

LAOLA1: Deine Karriere hat in St. Valentin begonnen, dort hast du auch im Tor gespielt. Dein Vater war Funktionär, dein Onkel hat gespielt – und deine Mutter stand während deinen Spielen hinter dem Tor.

Schlager: Ja, aber das war nicht so glorreich. Wir haben nicht nur einmal 0:19 verloren und das hat mir nicht getaugt, den Ball immer von hinten holen zu müssen. Das war nicht so meine Geschichte. Aber ja, die Familie war regelmäßig am Fußball-Platz und beim Verein.


VIDEO: Was macht die RB-Akademie so besonders?


LAOLA1: Dort hat dich auch Stefan Lainers Vater Leo (Scout, Anm.) gesehen und Percy van Lierop brachte dich dann zu Salzburg. Wie hast du Salzburg damals wahrgenommen?

Schlager: Mein Vater hat mir davon erzählt und ich wollte eigentlich nicht weg, aber mit der Zeit habe ich mir gedacht, dass es sicher cool sein wird, zumal man so eine Chance auch nutzen muss. Wie ich dort war, hat mir das alles getaugt. Es hat von Anfang an gepasst.

LAOLA1: Vor dem Paradigmen-Wechsel 2012 hast du zunächst noch die holländische Philosophie bei Red Bull kennengelernt. Was hast du da speziell mitgenommen?

Schlager: Technik. Das war extrem wichtig, ich habe gelernt mit dem Ball richtig umzugehen, Pässe zu spielen, verschiedene Passarten und Tricks. Da geht es um effiziente Technik und das war richtig gut.

LAOLA1: Dann kam die deutsche Philosophie. Was hat sich dadurch geändert?

Schlager: Wir haben viel punkto Taktik gelernt, das schnelle Spiel nach vorne. Nicht mehr hinten herumspielen, das Spiel breit anlegen, sondern direkt den Weg nach vorne zu suchen. Mit wenigen Kontakten zu spielen. In dem Alter lernst du auch schnell, etwa was das Pressing angeht. Da denkst du auch nicht viel nach, sondern versuchst, das umzusetzen, was dir der Trainer sagt. Es ist ein gutes Alter, das Pressing zu verinnerlichen, denn später wird es schwieriger. Man hinterfragt manches und das ist nicht immer gut. In diesem Alter denkt man nur daran, dass man rechtzeitig losläuft.

Ich bin zwar in der Öffentlichkeit, aber eben für die Unterhaltung zuständig und nicht der Heilsbringer der Welt.

LAOLA1: Was sind für dich weitere Kernelemente der Red-Bull-Ausbildung?

Schlager: Es ist nicht nur eine Fußball-Ausbildung, sondern auch eine schulische und charakterliche. Wenn man früh genug raufkommt, lernt man Selbstständigkeit und Organisation. Den Tag muss man sich selbst durchplanen, dass sich alles ausgeht. So bildet man sich auch charakterlich weiter.

LAOLA1: Wie wichtig ist tatsächlich der Teamgeist, der auch immer wieder hervorgehoben wird?

Schlager: Ohne Teamgeist funktioniert Pressing nicht. Wenn man nicht auf seine Teamkollegen vertrauen kann, wird es schwierig. Dann wird es schwierig. Man muss darauf vertrauen, dass alle mitziehen und jeder seine Laufwege einhält. Darum ist das sehr wichtig. Diesen Spirit haben wir, jeder läuft für jeden. Aber auch abseits des Platzes verstehen wir uns richtig gut und deswegen funktioniert es aktuell.

LAOLA1: Du wirkst sehr bodenständig. Wird einem das auch bei Red Bull speziell gelehrt?

Schlager: Es ist einfach meine Einstellung. Ich bin zwar in der Öffentlichkeit, aber eben für die Unterhaltung zuständig und nicht der Heilsbringer der Welt. Man sieht, wie schnell man auswechselbar ist, vor allem bei einer Verletzung. Sicherlich lernt man auch Demut. Wenn man arrogant oder abgehoben wirkt, kommt man auch nicht gut rüber. Das wird einem schon vermittelt, dass man aufpassen muss. Am Ende des Tages muss aber jeder selbst entscheiden, wie er rüberkommen will. Ich bin einfach so und ich verstelle mich nicht.


VIDEO: Ein Rundgang durch die Red-Bull-Akademie


LAOLA1: Auf den großen Bühnen wie in Dortmund oder in Rom hast du sehr abgeklärt gewirkt.

Schlager: Vor dem Spiel gibt es schon eine Anspannung. Und wenn ich nervös bin, läuft auch nichts. Man wird zu unruhig im Kopf und es wird schwierig Lösungen zu finden. Man muss in kurzer Zeit Entscheidungen abwiegen und richtig reagieren. Dafür braucht es Ruhe im Kopf, deswegen lasse ich mich gar nicht so beeinflussen von den Stadien. Man will ja dort spielen, träumt davon und lebt dafür.

LAOLA1: Dafür braucht es auch Professionalität. Fällt dir es leicht, professionell zu leben?

Schlager: Es gibt genügend bekannte Sportler, die das vorgezeigt haben. Wenn man hört bzw liest, was Ronaldo für seinen Körper und seine Physis macht, das ist schon unglaublich. Ich versuche so professionell wie möglich zu leben. Das geht eben nicht immer, manchmal isst man eine Süßigkeit oder geht vielleicht einmal feiern. Wenn das mit Maß und Ziel passiert und man den richtigen Zeitpunkt abwiegt, geht das auch. Bei Spielen an jedem dritten Tag geht es aber ohnehin nicht anders, sonst packst du das nicht. Wir wissen, um was es geht und der Trainer sagt uns auch, dass wir auf unseren Körper achten sollen, um Verletzungen vorzubeugen. Es sind alle gerade sehr aufmerksam.

LAOLA1: Du hast für den Salzburger Nachwuchs, in der Akademie, in Liefering und für die Profis gespielt. Ist auch ein Wechsel nach Leipzig für dich ein Thema oder schließt du das aus?

Schlager: Ich spiele diese Saison fertig und wir können dabei viel erreichen: Nachher bleibt Zeit, sich Gedanken zu machen, was passiert. Aber ich schließe keinen Verein aus – auch nicht St. Valentin.


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