Nach dem verlorenen Europa-League-Finale gegen Manchester United ist bei Ajax Amsterdam die Enttäuschung groß.
„Man gewinnt normalerweise nur ein Finale, wenn man vorher bereits eines absolviert hat“, spricht Coach Peter Bosz die mangelnde Erfahrung an.
„Aus diesen Spielen kann man aber unheimlich viel lernen und es dann im nächsten Jahr besser machen – wenn wir das Team zusammenhalten können.“
Genau dieser Satz könnte für Ajax-Fans im Sommer noch schmerzhafter als der verpasste Pokal werden.
Auch wenn das wichtigste EL-Spiel verloren wurde, davor spielte sich die junge Truppe von Runde zu Runde mehr in das Schaufenster der Topklubs.
LAOLA1 blickt nach dem verlorenen EL-Finale auf die Zukunft des niederländischen Rekordmeisters. Welche Akteure stehen auf der Einkaufsliste von Großklubs? Welche dürften bleiben?
TORHÜTER:
Wohl die am leichtesten zu beantwortende Position.
Stammtorhüter Andre Onana verlängerte seinen Kontrakt nämlich erst vor einer Woche um drei Jahre bis 2021.
Ersatzgoalie Diederik Boers Vertrag wird zwar nicht verlängert, einen Ersatzmann für den 36-Jährigen zu finden, dürfte aber nicht die größte Baustelle sein.
DEFENSIVE:
Davinson Sanchez. Mit seiner Personalie steht und fällt alles in der Abwehr. Der Kolumbianer spielte sich in seiner ersten Saison ins Rampenlicht. Darüber kann auch seine wackelige Performance im EL-Finale nicht hinwegtäuschen. Barcelona wird wöchentlich in der Gerüchteküche genannt.
Geht er, könnte Rechtsfuß Matthijs de Ligt auf die rechte Seite in der Innenverteidigung wechseln. Womit wieder links ein Platz frei wäre. Hier würde Nick Viergever in der Pole Position stehen. Der 27-Jährige erkämpfte sich unter Bosz zwar mit starken Leistungen überraschend einen Stammplatz, auf lange Sicht wirkt sein Talent aber begrenzt, sodass man hier nachbessern könnte. Einer der Kandidaten: Maximilian Wöber von Rapid Wien.
Der ehemals hochgehandelte Jairo Riedewald wurde von anderen Youngsters überholt und dürfte wohl nicht mehr glücklich werden bei Ajax. Gleiches trifft auf das Missverständnis Heiko Westermann zu. Rechts gibt es den Zweikampf Tete gegen Joel Veltman. Letzterer ist als Kapitän Bosz‘ Vertrauensmann, sportlich wäre aber wohl Tete die langfristig bessere Lösung. Einer von beiden wird gehen. Links dürfte der umgeschulte Daley Sinkgraven gesetzt sein.
MITTELFELD:
Wenn Kinder flügge werden, muss man sie ziehen lassen. Kapitän Davy Klaassen ist wohl fällig für einen Auslandstransfer, auch wenn es für einen ganz großen Klub nicht reichen dürfte.
Daneben bietet Hakim Ziyech die spannendste Personalie. Erst im Sommer für 11 Millionen Euro verpflichtet, war jedoch von Anfang an klar, dass Ajax nur eine Übergangsstation für ihn darstellt. Spätestens nächsten Sommer ist er weg.
Mit Carel Eiting (19), Donny van de Beek (20), Abdelhak Nouri (20) und Frenkie de Jong (20) gibt es aber gerade im Mittelfeld genügend Spieler, die Schlange stehen. Der vielseitige Routinier Schöne wird die Jugend weiterhin zügeln und einschulen.
STURM:
Kasper Dolberg war zwar im EL-Finale blass, dürfte aber trotzdem weiterhin von halb Europa gejagt werden.
Der schüchterne Junge betonte zwar mehrmals, bei Ajax bleiben zu wollen. Letzte Woche machte aber sein Berater Stimmung, als er meinte, alle Topklubs aus Spanien und England sind hinter ihm her. Der Ball liege nun bei Ajax.
Bertrand Traore wird wohl bei Chelsea seine Chance bekommen. Die Leihe wird kaum verlängert werden. Ansonsten ist man auf den Außen mit Justin Kluivert, David Neres und Vaclav Cerny zumindest quantitativ aufgestellt.
Sollte Amin Younes aber nach Deutschland zurückkehren., könnte ein Einkauf eines arrivierten Außenstürmers die logische Folge sein.
Transfer-Veto wäre für Ajax-Zukunft Gold wert
Viele Unsicherheiten begleiten also die Kaderplanung der Amsterdamer. Ihr Glück: Vertragstechnisch ist der Verein gut aufgestellt. Dolberg, Sanchez und Ziyech haben allesamt noch Kontrakt bis 2021. Unter Zugzwang steht Ajax also nicht. Und wenn man verkauft, hat Overmars gute Chancen, die Rekordablöse von Arkadiusz Milik zum SSC Napoli (32 Mio. Euro) zu toppen.
Besser wäre aber, wenn er manch einem Abgang ein Veto vorschiebt. Die Abgänge der Achse Sanchez, Ziyech und Dolberg wäre wohl kaum zu verkraften.
Sollte einer dieser Leistungsträger gehen, müsste Overmars aber die Ablöse zumindest teilweise gleich reinvestieren.
Die letzten Jahre zeigen nämlich: Nur mit Jugend kommt man nicht weit. Wenn aus der Jugend kein Hochklassiger nachdrängt, muss extern für die nötige Klasse nachgesorgt werden, um das Niveau zumindest zu halten. Davor ist auch ein Ausbildungsklub wie Ajax nicht verschont. Overmars erwarten also arbeitsintensive Wochen.