Der Freudentaumel nach dem Halbfinal-Einzug der Matildas bei der Fußball-Weltmeisterschaft hat das ganze Land erfasst.
Premierminister Anthony Albanese umarmte noch auf dem Feld Superstar Sam Kerr und andere Spielerinnen. "Ich bin so stolz und das ist ganz Australien. Ihr Vermächtnis wird noch die nächsten Jahre weiterleben", sagte der Labor-Politiker im Stadion von Brisbane über das Team des Mit-Gastgebers.
Reporterin bricht in Tränen aus
Nach einem nervenaufreibenden Rekord-Elfmeterschießen mit insgesamt 20 Akteurinnen am Samstag gegen Frankreich (7:6) fordert das Team um Chelsea-Profi Kerr nun am Mittwoch in Sydney Europameister England.
Bei der Pressekonferenz nach dem Viertelfinale brach eine Reporterin sogar in Tränen aus, als sie Tony Gustavsson fragte, ob er wisse, dass sein Team ein ganzes Land glücklich gemacht habe. "Du bringst mich jetzt auch zum Weinen", sagte Australiens Coach und musste sich erst mal kurz sammeln.
Der Schwede war "so unglaublich stolz" auf sein Team. "Der Mut, die Courage, die alle gezeigt haben, ist unfassbar." Er habe seinen Spielerinnen vorher gesagt: "Hier geht es nicht um die Medaille, hier geht es um das Herz, das schlägt."
Widerstand im Freudentaumel
Die Matildas reißen jedenfalls immer mehr Menschen mit. Komikerin Rebel Wilson feierte mit vielen Tausend beim Fan-Fest in Sydney. Sie hatte extra einen Dreh in den USA unterbrochen. "Was für ein unglaublicher Sieg!!!", schrieb sie. "Absolut atemraubende Ladies!!" Schauspielerin Nicole Kidman postete ein Foto der jubelnden Matildas.
Tim Cahill, Australiens Fußball-Legende bei den Männern, zeigte ein Herz in Grün und eines in Gelb und ist ebenfalls "so stolz". "Geht weiter voran und inspiriert die Nation", meinte der Rekordtorschütze der Aussies.
Premierminister Albanese will sich sogar dafür einsetzen, dass es einen einmaligen Feiertag geben soll – falls die Australierinnen ins Finale am 20. August in Sydney kommen und gewinnen
Der Politiker stößt dabei aber auf Widerstand in der Industrie und bei der früheren Nationaltorfrau Melissa Barbieri. "Albanese redet ständig von diesem verdammten Feiertag. Wie wäre es, wenn Sie unseren Sport richtig finanzieren?", schrieb Barbieri auf der Online-Plattform X (Twitter).
Sam Kerr war dieses Mal unter großem Jubel bereits nach 55 Minuten als Joker gekommen. Das für sie so unglücklich begonnene Turnier verwandelt sich für die 29-Jährige inzwischen in eine Traumreise. "Sie hat das Spiel gedreht", lobte später Gustavsson. Die Stürmerin hatte aufgrund einer Wadenverletzung in der Vorrunde gefehlt.
England hat ersten WM-Triumph vor Augen
Auch die Engländerinnen durften sich nach ihrem Halbfinal-Einzug groß feiern lassen. Ein Jahr nach dem EM-Triumph in Wembley gegen Deutschland hofft das Team von Sarina Wiegman, der einzig verbliebenen Trainerin im Turnier, weiter auf den ersten WM-Titel ihrer Fußballerinnen.
Die Lionesses hatten beim 2:1 (1:1)-Erfolg in Sydney aber mächtig mit Kolumbien zu kämpfen.
Von den "Goalden Girls" schrieb bereits der "Sunday Express" in der Heimat. Der "Guardian" verwies auf den harten Kampf gegen Kolumbien.
"Das war eine fiese, brutale Sache: 114 Minuten Sport als Krieg, ein Test nicht nur des Könnens, sondern des Willens, nicht nur des Einfallsreichtums, sondern auch der Leidensfähigkeit", befand die Zeitung. "So spielen Champions nicht. Aber so gewinnen Champions. Wo Deutschland, Frankreich, Japan und die USA scheiterten, hat England durchgehalten."
Bereits am Dienstag wird in der Partie Spanien gegen Schweden in Auckland der erste Finalist ermittelt. Die schwedische Verteidigerin Nathalie Björn sieht die bereits absolvierten Matches gegen die USA und Japan als gute Vorbereitung.
"Es fühlt sich so an, als ob Spanien ein bisschen eine Mischung aus ihnen ist. Auf der einen Seite der Ballbesitz, auf der anderen die physische Seite der USA. Ich habe das Gefühl, dass wir besser vorbereitet sind." Man wisse, dass Spanien sehr gute Einzelspielerinnen habe, aber auch als Team sehr gut funktioniere.