Die Vormachtstellung der USA im Frauen-Fußball ist zu Ende.
Nach zwei WM-Titeln in Folge mussten Megan Rapinoe und Co. bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland schon im Achtelfinale die Segel streichen. Das hat nicht nur mit der mangelnden Effizienz im Duell mit Schweden zu tun. Ersichtlich wurde bei der Endrunde, dass die Qualität der Konkurrenz deutlich gestiegen ist. US-Teamchef Vlatko Andonovski blickte trotz des Rückschlags positiv in die Zukunft.
"Für fünf Spielerinnen aus der Startelf war es die erste WM, auf sie werden wir noch viele Jahre bauen können. Sie haben hier wertvolle Erfahrungen gesammelt und werden beim nächsten Turnier gemeinsam dominant auftreten. Das Team hat eine sehr helle Zukunft", sagte der 46-Jährige.
Ob mit dem Nordmazedonier auf der Bank, wird sich weisen. Fakt ist, dass es nach den Titelgewinnen unter Vorgängerin Jill Ellis 2015 und 2019 ein historisch negatives Abschneiden zu verdauen gilt. Die USA waren zuvor auf WM-Ebene immer unter den ersten drei und viermal ganz oben. Die Erwartungen waren dementsprechend hoch.
Gruppenphase gestaltete sich als mühsames Unterfangen
Doch schon in der Gruppenphase konnten diese nicht erfüllt werden.
Beim 3:0 gegen Underdog Vietnam blieb ein erwartetes Schützenfest aus, gegen die Niederlande (1:1) und WM-Debütant Portugal (0:0) gab es nur ein Remis. Bei letzterem waren es bei einem Stangenschuss in der Nachspielzeit nur Zentimeter, die das US-Team vor einer noch größeren Blamage in Form eines Out in der Gruppenphase bewahrt hatten.
Bitter für das US-Team ist, dass in der K.o.-Phase gegen Schweden die Leistung über 120 Minuten ansehnlich war, die Abschlussschwäche aber einen Erfolg verhinderte. "Wir wurden in der Gruppenphase für einige Sachen kritisiert, haben aber gegen Schweden alles gezeigt, was es braucht, um ein Spiel zu gewinnen. Leider kann der Fußball manchmal grausam sein", analysierte Andonovski.
Schwedens Torfrau Zecira Musovic wurde vor dem Elfmeterschießen zum Sargnagel, wehrte elf von 22 US-Schüssen zum Teil sehenswert ab. Die Schweden brachten demgegenüber nur einen Schuss aufs Tor.
Im Elfmeterschießen versagten dann auch bei einem Routinier wie Rapinoe die Nerven, die wie auch Sophia Smith und Kelley O'Hara den Ball vom Punkt nicht ins Gehäuse brachten - vor allem für Rapinoe ein bitteres Ende einer extrem erfolgreichen Länderspiel-Karriere.
Rapinoe trotz Aus "so glücklich und dankbar"
"Ich hätte mir gewünscht, dass wir weiterkommen und dass ich den Titel hätte garantieren können. Aber es nimmt nichts von dieser Erfahrung oder meiner Karriere im Allgemeinen. Ich bin so glücklich und dankbar, so lange und in so erfolgreichen Teams gespielt zu haben", bilanzierte die 38-Jährige.
Sie habe jeden Moment im Teamdress geliebt. "Ich werde es zu Tode vermissen, aber es fühlt sich an wie der richtige Zeitpunkt." Die Weltfußballerin von 2019 brachte es in 202 Länderspielen auf 63 Tore, zweimal wurde sie Weltmeisterin, einmal Olympiasiegerin.
Weltweite Bekanntheit erlangte Rapinoe auch durch ihr Engagement abseits des grünen Rasens. Sie machte 2012 als eine der ersten Fußballerinnen ihre Homosexualität öffentlich. Später ging sie aus Protest gegen Rassismus als erste weiße Sportlerin während der Nationalhymne auf die Knie.
Ab 2019 kämpfte sie mit einigen Mitspielerinnen vor Gericht dafür, dass die US-Frauen genauso viel Geld vom Verband wie die Männer bekommen. "Es gibt gar nicht genug Worte für Megan und ihren Einfluss auf diesen Sport", sagte US-Stürmerin Lynn Williams.
Auch Abwehrspielerin Julie Ertz kündigte ihren Abschied vom US-Team an, dem sie große Erfolge zutraut. "Die Zukunft ist in großartigen Händen", betonte die 31-Jährige. Eine große Rolle dürfte dabei Stürmerin Mallory Swanson spielen, die die WM wegen eines Patellasehnenrisses verpasst hatte.
Sie war neben der 38-jährigen US-Kapitänin Becky Sauerbrunn eine von zwei fehlenden großen Stützen.