Ein 5:2 gegen Japan, ein 2:0 gegen die Niederlande: Die jüngsten beiden Auflagen der Frauen-Fußball-WM wurden zur Beute des US-Teams.
Die Truppe von Coach Vlatko Andonovski gilt als großer Gejagter und hat gute Karten, in Australien und Neuseeland den Titel-Hattrick perfekt zu machen. Aus europäischer Sicht ist bei der zwischen 20. Juli und 20. August stattfindenden Endrunde mit Europameister England zu rechnen, auch wenn die "Lionesses" mit Verletzungsproblemen zu kämpfen haben.
Die US-Amerikanerinnen sind in der Weltrangliste die Nummer eins, über ihre Favoritenrolle gibt es auch deshalb keine Diskussionen. Die Personalsituation ist allerdings nicht ideal.
Ausfälle schwächen Favoritinnen
Die 25-jährige Stürmerin Mallory Swanson fehlt aufgrund eines Patellasehnenrisses, Mittelfeldspielerin Catarina Macario hat sich von einem im Juni 2022 erlittenen Kreuzbandriss nicht rechtzeitig erholt. Zudem ist auch Kapitänin Becky Sauerbrunn nicht einsatzfähig. Andonovski sprach trotzdem von einer "wirklich guten Mischung" aus Routiniers und jüngeren Spielerinnen.
"Wir haben einen Kader mit Tiefe und Vielseitigkeit, das wird uns helfen, alle Herausforderungen zu meistern", blickte der US-Teamchef zuversichtlich nach vorne. Auch Alex Morgan ist ähnlicher Meinung.
"Ich glaube, das ist die beste Mannschaft, die wir je hatten. Wir haben die richtige Mischung aus Talent, Qualität, dem richtigen Trainer, den richtigen Spielerinnen, dem Zusammenhalt und der richtigen Mentalität", verlautete die 34-jährige Stürmerin. Wie sie nehmen auch ihre Kolleginnen Megan Rapinoe und Kelley O'Hara zum vierten Mal an einer WM teil.
Mit einem Selbstläufer im Kampf um den fünften Titel der Verbandsgeschichte rechnet im Lager des Rekord-Weltmeisters aber niemand. "Wir erwarten, dass das Spielniveau bei dieser WM so hoch ist wie nie zuvor", betonte Andonovski.
Niederlande als erster "harter Brocken"
Bereits in der Gruppenphase kommt es für sein Team zur Neuauflage des 2019-Finales gegen die Niederlande. Eine bessere Standortbestimmung könnte es so früh im Turnier kaum geben.
Obwohl das Turnier auf 32 Teams aufgestockt wurde, müssen Österreichs Kickerinnen - nach dem bitteren Out im europäischen Play-off - weiter auf ihre WM-Premiere warten. Andere europäische Nationen dürfen hingegen zumindest vom Coup träumen.
Die Engländerinnen haben mit dem Titelgewinn bei der Heim-EM 2022 gezeigt, dass sie sich berechtigte Hoffnungen auf einen Premieren-Triumph machen dürfen. Auch die Buchmacher haben die "Lionesses" als Nummer zwei bei den Titelfavoritinnen hinter den USA auf der Rechnung.
Antreten müssen die Engländerinnen aber in der Defensive und im Angriff personell dezimiert. Abwehrchefin Leah Williamson fehlt genauso wegen eines Kreuzbandrisses wie ihre Arsenal-Stürmer-Kollegin Beth Mead. Auch Chelsea-Angreiferin Fran Kirby ist nach einer Knie-OP nicht dabei. Bei den letzten beiden WM-Turnieren war erst im Halbfinale Endstation. Nun haben sie mit FIFA-Welttrainerin Sarina Wiegman noch ein Trainer-Ass im Ärmel.
Auch Europa will fleißig mitmischen
Geht es nach der Weltrangliste, in der England Vierter ist, dürfen auch andere europäische Teams mit einem WM-Triumph liebäugeln. Deutschland, das ohne Giulia Gwinn und Linda Dallmann antreten muss, ist Zweiter. "Wir haben das Zeug dazu, eine sehr, sehr entscheidende Rolle bei dem Turnier zu spielen", gab sich DFB-Teamchefin Martina Voss-Tecklenburg optimistisch.
Schweden (3.), Frankreich (5.), wo Marie-Antoinette Katoto, Delphine Cascarino und Amandine Henry fehlen, Spanien (6.) und die Niederlande (9.), die Vivianne Miedema schmerzlich vermisst, sind auch unter den Top Ten.
Von den anderen Kontinenten haben neben dem US-Team Olympiasieger Kanada (7.), Brasilien (8.), Australien (10.) und 2011-Weltmeister Japan (11.) von der Papierform die besten Karten. Gecoacht werden die Teams weiter mehrheitlich von Männern.
Waren bei der Endrunde 2019 bei 24 Nationen neun Frauen im Amt, so sind es jetzt bei vergrößertem Starterfeld zwölf. Vier dürfen realistischerweise auf ein starkes Abschneiden hoffen, neben Wiegman und Voss-Tecklenburg sind das Pia Sundhage (Brasilien) und Bev Priestman (Kanada).
Mit Marokko, dem ersten arabischen WM-Teilnehmer überhaupt, den Philippinen, Vietnam, Sambia, Haiti, Panama, Irland und Portugal sind gleich acht Endrunden-Debütanten im Einsatz. Inwieweit sie mit der Weltspitze mithalten können, wird sich weisen.