Bereits im Vorfeld der WM-Partie Serbien gegen die Schweiz (Spielbericht) galt dem politischen Hintergrund des Aufeinandertreffens große Aufmerksamkeit.
Der Grund: Gleich drei Spieler der Schweiz (Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Valon Behrami) haben ihre Wurzeln im Kosovo - eine Republik, die bis heute nicht von Serbien anerkannt wird.
Nach der Partie kocht die Debatte umso heißer. Beide Schweizer Torschützen, Xhaka und Shaqiri, bejubelten ihren Treffer mit dem "albanischen Adler". (VIDEO)
Eine Provokation oder ein politisches Motiv soll aber nicht dahinter stecken.
"Es ist nicht um Politik gegangen, sondern um Fußball"
Xhaka, der nach seinem Jubel mit ohrenbetäubenden Pfiffen von den serbischen Fans in Kaliningrad bedacht wurde, bestreitet eine politische Motivation hinter der Geste: "Das war keine Botschaft an den Gegner. Ganz ehrlich, der war mir scheißegal."
Viel mehr wollte der Mittelfeldmann vom FC Arsenal so seinen Wurzeln gedenken. "Es war eine Botschaft an die Menschen, die mich unterstützt und nie links liegen gelassen haben. In meiner Heimat, wo meine Wurzeln sind. Das war für sie. Es war Emotion pur", betont der Sohn kosovo-albanischer Einwanderer, dessen Bruder Taulant Xhaka im albanischen Nationalteam kickt.
Auch Last-Minute-Held Shaqiri will nichts von einem politischen Hintergrund wissen: "Es ist nicht um Politik gegangen, sondern um Fußball."
Aus Serbien, das den Kosovo noch immer als serbische Teilregion ansieht und die 2008 erklärte Unabhängigkeit des Kosovos weiterhin nicht anerkennt, seien vor dem Spiel laut Shaqiri "viele Sachen gekommen."
(Text geht unter Diashow weiter)
Serben spielten "wie Kinder"
Diese werden auch danach wohl nicht ausbleiben.
Vor allem, da Serbien trotz einer über weite Strecken starken Leistung mit leeren Händen und dem WM-Aus vor Augen dasteht. Das Duell zum Abschluss der Gruppe E gegen Brasilien müssen die Serben nun gewinnen.
Serbiens Torschütze Aleksandar Mitrovic gibt sich nach Abpfiff fassungslos. "Wir haben wie Kinder gespielt. Die Tore waren dumm und unnötig. Ich finde keine Worte. Ich bin sehr enttäuscht", trauert der 23-Jährige einem wohl verdienten Punkt nach.
Die serbische Defensive, die die Schweiz vor allem in Hälfte eins zur Verzweiflung brachte, wurde nach dem Ausgleich plötzlich löchrig wie ein Schweizer Käse.
Einen solchen warf übrigens ein Schweizer Fan nach Shaqiris Treffer in der Nachspielzeit aufs Feld. Die Aktion im Video:
A fan threw a wheel of Swiss cheese onto the field after the late Shaqiri goal ????#SRBSUI pic.twitter.com/O44eQ8z2f8
— STEPOVER (@StepoverFC) 22. Juni 2018
"Wir spielen so dumm, anstatt dieses Ergebnis zu verteidigen. Ich weiß wirklich nicht, wie das passieren konnte", ärgert sich Mitrovic, der nach einer guten Performance bei einem anderen Ausgang der Partie wohl zum "Man of the Match" gewählt worden wäre.
Wohin führt der Schweizer Höhenflug?
Dieser Award ging nun an Shaqiri. Zurecht, wie der "Zauberzwerg" findet: "Ich glaube, an den letzten sechs Turnier-Toren der Schweiz war ich direkt beteiligt. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung."
Vor allem die Moral seiner "Nati" begeistert den Flügelspieler von Stoke City: "Wir waren im Rückstand, haben dann Moral gezeigt und verdient gewonnen."
Das kann Xhaka nur bestätigen: "Man kann nur sagen, dass diese Mannschaft im mentalen Bereich einen Riesenschritt nach vorne gemacht hat. Wir können gegen jeden Gegner noch einmal eine Reaktion zeigen. Unglaublich. Heute ist einfach ein geiler Tag."
Dieser könnte noch bis in die Morgenstunden verlängert werden. Vladimir Petkovic warnt aber vor einer zu ausgiebigen Party.
"Heute feiern wir, aber ab morgen wollen wir den ersten Platz", hat der Schweizer Teamchef noch lange nicht genug von der WM 2018.
Der restliche Spielplan der Gruppe E>>>