Giampiero Ventura ist nicht mehr Trainer der italienischen Nationalmannschaft. Das teilt der Verband nach einer Krisensitzung am Mittwochabend mit.
Italien verpasste erstmals seit 60 Jahren eine WM-Endrunde. Ventura schloss nach dem Rückspiel gegen Schweden einen Rücktritt noch aus. "Unter mir gab es einige der besten Resultate in den letzten 40 Jahren", so seine Begründung. Erst im August wurde Venturas Vertrag vom italienischen Verband bis nach der EURO 2020 verlängert.
Dass Ventura nicht direkt nach dem Playoff-Rückspiel in Mailand zurückgetreten war, hatte Kritik und Unverständnis hervorgerufen. Als Nachfolger für Ventura werden unter anderem Ex-Bayern-Trainer Carlo Ancelotti und der frühere Teamchef Antonio Conte gehandelt.
"Nach dem Desaster hat der Wunsch aller für die Trainerbank der Nationalmannschaft einen Vor- und Nachnamen: Carlo Ancelotti", schrieb etwa die "Gazzetta dello Sport" am Mittwoch.
Laut "Gazzetta dello Sport" wäre jedochein Wechsel an der Führungsspitze des Verbands aber eine Bedingung von Ancelotti für das Engagement als Nationaltrainer. Eigentlich hatte Ancelotti nach seinem Aus bei den Bayern angekündigt, sich eine Auszeit zu nehmen. Dass der Chefposten bei der "Squadra" so schnell frei wird, hätte der 58-Jährige auch kaum vermutet. Mit Ancelotti hätte die italienische Auswahl jedenfalls wieder einen namhaften Trainer, der reihenweise Erfolge vorweisen kann. Allein die Champions League gewann er dreimal (mit AC Milan 2003 und 2007 sowie mit Real Madrid 2014), dazu holte er Meistertitel in Italien, England, Frankreich und Deutschland.
Daneben soll auch Venturas Vorgänger Antonio Conte hoch im Kurs stehen. Nach dem Titelgewinn mit Chelsea in der englischen Premier League geriet der Italiener zuletzt ein wenig in die Kritik beim Londoner Club. Daneben wurden in italienischen Medien auch Roberto Mancini (Zenit St. Petersburg) und Claudio Ranieri (Nantes) als Nachfolgekandidaten ins Spiel gebracht.
Verbandspräsident will bleiben
Der schwer in der Kritik stehende Präsident des italienischen Fußball-Verbands (FIGC), Carlo Tavecchio, will hingegen trotz der verpassten WM-Qualifikation im Amt bleiben. "Carlo Tavecchio hat uns mitgeteilt, dass er nicht vorhat, von der FIGC-Präsidentschaft zurückzutreten", sagt der Präsident der italienischen Spielervereinigung AIC, Damiano Tommasi, laut Medienberichten am Mittwoch.
Tommasi hatte die Krisensitzung des Verbands demnach vorzeitig verlassen. Tavecchio war schon vor dem torlosen Remis gegen Schweden angezählt gewesen.
"Mini-WM" mit Italien?
Nach dem bitteren Scheitern in der WM-Quali steht Italiens Fußball-Welt unter Schock. Größen wie Gianluigi Buffon, Daniele De Rossi und Andrea Barzagli hatten bereits unmittelbar nach dem Spiel am Montag das Ende ihrer Nationalmannschaftskarrieren angekündigt. Tormann-Ikone Buffon hatte das Fehlen bei der WM als "Katastrophe" bezeichnet.
Womöglich warten im Sommer aber doch noch einige reizvolle Spiele auf Italien. Nach Informationen des US-Fernsehsenders ESPN prüft der amerikanische Fußball-Verband die Möglichkeit eines Mini-Turniers oder einer Länderspielserie der WM-Frustrierten. Daran könnten neben Italien auch die für die WM nicht qualifizierten Top-Teams Niederlande, Chile, Ghana und die USA als Gastgeber teilnehmen. Die Spiele könnten demnach kurz vor dem Beginn der WM in Russland (14. Juni bis 15. Juli) ausgetragen werden.