Deutschland, Argentinien, Brasilien: Die Liste der prominenten "WM-Opfer", die die Kazan Arena zu verantworten hat, ist heute um den Rekordweltmeister verlängert worden. Die Südamerikaner müssen nach einer 1:2-Viertelfinalniederlage gegen Belgien die Heimreise antreten.
"Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Wir hatten viel Ballbesitz, viele Chancen. Wir haben aber keine Tore geschossen. Belgien war effizienter", sagt Brasiliens Teamchef Tite nach dem WM-Aus.
Courtois der Unterschied
Der 57-Jährige hat den entscheidenden Faktor des Spiel im belgischen Schlussmann identifiziert: "Courtois hat heute den Unterschied ausgemacht". Über die Unparteiischen möcht er nicht sprechen, "sonst wird das als Jammerei ausgelegt".
Wie es mit ihm persönlich weitergeht, weiß Tite nicht. "Ich bin noch zu sehr in diesem Spiel drin".
Brasiliens Kapitän Miranda zeigt sich nach dem Ausscheiden naturgemäß enttäuscht. "Wir wollten es unbedingt. So ist die WM traurig für uns zu Ende gegangen. Wir haben heute gegen eine große Mannschaft verloren. Wir hatten viele Chancen. Ich bin dennoch stolz auf mein Team. Es war eine schwierige Situation. Wir haben am Ende alles versucht. Dieses Mal können wir die Heimreise erhobenen Hauptes antreten."
"Es war eine Charakter-Frage"
Kevin de Bruyne zeigt sich nach dem Spiel euphorisch. Der Torschütze zum 2:0 freut sich vor allem für die Fans in der Heimat. "Ich bin stolz, viele Leute haben darauf gewartet, dass wir ein Spiel gegen solch einen großen Gegner gewinnen".
Brasilien war für den City-Regisseur ein harter Brocken: "Es ist nicht einfach gegen Brasilien zu spielen, sie haben ein wunderbares Team. Aber unsere Stärke als Mannschaft hat sich wieder gezeigt".
Für den 27-Jährigen war es ein Spiel zweier verschiedener Halbzeiten. "In der ersten Halbzeit waren wir unglaublich. Die zweite Halbzeit war sehr schwer, sie hatten viele Spieler in der Mitte. In den letzten 15 Minuten war es eine Charakter-Frage und wir haben der Welt gezeigt, was wir können".
Sein Traumtor beschreibt der England-Legionär so: "Ich habe ein bisschen zugewartet. Ich habe den Platz gesehen und den Ball so zu treffen, ist schön."
Das Ziel für den Belgier ist der Titel. "Wir sind hier, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen, das versucht offensichtlich jeder. Wir sind nur einen Sieg von einem Spiel entfernt in dem jeder spielen möchte."
Taktik ebnete Weg zum Sieg
"Es ist unglaublich", sagt Courtois nach dem Spiel, "diese Mannschaft will jedes Spiel gewinnen. Viele Leute haben gesagt, es wäre gegen Engländer besser zu verlieren, aber wir haben gewonnen. Wir haben Vertrauen in unser Team".
Für den 26-Jährigen ist der Semifinal-Einzug aber auch Genugtuung. "Ich wurde in diesem Jahr sehr oft unfair kritisiert. Heute habe ich wieder bewiesen wer ich bin und warum ich hier bin."
Kurz vor Schluss hat der Chelsea-Schlussmann einen Torschuss von Neymar über die Latte drehen können. "Ich weiß, dass Neymar den Ball gerne so schlenzt, daher war ich bereit und habe eine gute Parade gezeigt."
Trainer Roberto Martinez musste sich vor dem Turnier viel Kritik gefallen lassen, unter anderem wegen dem Verzicht auf Radja Nainggolan, Courtois streicht die taktische Komponente speziell heraus. "Unser taktischer Plan war großartig. Wir haben gefühlt, dass das unser Tag sein wird."
„Das ist etwas Spezielles“
Martinez selbst rückt seine Spieler in den Fokus. "Sie haben es geschafft. Man hat heute unglaubliches Herz von diesem Team gesehen. Wir haben nicht akzeptiert, dass Brasilien uns knacken kann, das ist etwas Spezielles. Diese Jungs haben es sich verdient, als etwas Spezielles in Belgien zu gelten".
Der Teamchef der Belgier spricht davon, dass seine Mannschaft das beste Team des Turniers ausgeschaltet hat. "Wir mussten 90 Minuten gut verteidigen und ich denke, dass unsere Leistung das Weiterkommen verdient hat".
Der Spanier denkt auch an die Menschen in Belgien. "Es ist etwas Spezielles. Wir können sie daheim nicht enttäuschen". Der Sieg über den Rekordweltmeister soll nicht das Ende der Fahnenstange sein: "Wir haben Brasilien bei der WM geschlagen und haben einen schönen Moment geschaffen. Jetzt brauchen wir mehr Energie für das Semifinale".