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Der schwere Kampf der "Samurai Blue"

Japan geht mit suboptimaler Vorbereitung in die WM.

Der schwere Kampf der Foto: © getty

2002 schaffte Japan bei der Heim-Weltmeisterschaft das bisher beste Ergebnis in einem kontinentalen Vergleich. Der Sieg der Gruppe H vor Belgien, Russland und Tunesien bedeutete den erstmaligen Einzug in die K.o.-Phase. Dort war nach einem 0:1 gegen den späteren Dritten, die Türkei, Schluss.

Auch 2010 konnten die Ostasiaten die Gruppenphase überstehen. Hinter Vizeweltmeister Niederlande wurde man vor Dänemark und Kamerun Zweiter. Erneut scheiterte man im Achtelfinale, diesmal im Elfmeterschießen gegen Paraguay.

Das Erreichen der K.o.-Phase in Russland wäre überraschend. Eine harte Gruppe, gepaart mit Chaos in der Vorbereitung, stellen die "Samurai Blue" vor eine harte Probe.

Gefeierter WM-Held

Der Bosnier Vahid Halilhodzic übernahm im Jahr 2015 das Traineramt der japanischen Nationalmannschaft. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien sorgte der 66-Jährige für Furore mit Algerien. Die Nordafrikaner schlossen ihre Gruppe hinter Favorit Belgien als Zweiter ab. Russland und Südkorea konnten hinter sich gelassen werden.

Im Achtelfinale verlangten die "Wüstenfüchse" dem späteren Weltmeister alles ab. Deutschland konnte während der regulären Spielzeit kein Tor erzielen, setzte sich erst in der Verlängerung mit 2:1 durch. Es war das beste Ergebnis für Algerien bei einer Fußball-WM.

Halilhodzic verließ die Nordafrikaner trotz eines Angebots zur Vertragsverlängerung Richtung Trabzonspor, wo er nur knapp ein halbes Jahr arbeiten sollte. Im März 2015 löste er den Spanier Javier Aguirre, der wegen eines Wettskandals in der Heimat unter Druck gekommen war, als japanischer Teamchef ab.

Japan schaffte unter der Ägide des Bosniers souverän die Qualifikation für Russland. Der 60. der Weltrangliste konnte die Phasen zwei und drei jeweils als Gruppensieger abschließen. Niederlagen setzte es nur gegen die Vereinigten Arabischen Emirate und im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel in Saudi-Arabien.

Exit Halilhodzic

Doch für Halilhodzic schien im Land der aufgehenden Sonne nur selten selbige. Der Bosnier stand während seiner gesamten Amtszeit in der Kritik, mal für zweifelhafte Taktiken, mal für fragwürdige Kaderentscheidungen.

Der Anfang vom Ende war eine kontroverse Pressekonferenz nach einer 1:4-Niederlage beim Ostasiencup im Dezember gegen Rivale Südkorea. "Südkorea hat uns in allen Belangen dominiert", sagte der Teamchef nach der Niederlage. Für eine stolze Nation wie Japan, vor allem im Bezug auf seine Geschichte und Rolle in der Region, ein unverzeihlicher Fauxpas.

Im April 2018 endete die Japan-Karriere Halilhodzic' unter chaotischen Umständen. Der Präsident des japanischen Fußballverbandes reiste zu Halilhodzic nach Frankreich, wo dieser seine Unterschrift unter der Vertragsauflösung verweigert hatte.

Der Bosnier reiste daraufhin nach Japan, um "Krieg zu führen" und, um bei einer Pressekonferenz mit dem Verband abzurechnen. Er gab unter anderem an, dass er keine Probleme mit Spielern hatte und das seine Entlassung "wirtschaftliche Motive" hatte.

Keisuke Honda, der langjährige Spitzenspieler und Horn-Investor, trat in einem Interview gnadenlos nach. "Ich habe keine Probleme mit dem Trainerwechsel", sagte Honda gegenüber dem Fernsehsender NHK. "Mich auf die Art Fußballs, den Halilhodzic spielen lässt herabzulassen, um ausgewählt zu werden, wäre eine Schande für mich", sagte der Mittelfeldspieler, der mittlerweile bei Pachuca in der mexikanischen Liga MX spielt. "Ich bin froh, dass ich mir treu geblieben bin".

Kehren neue Besen besser?

Akira Nishino ist der neue starke Mann an der Spitze des Nationalteams. Der Verband setzt auf einen ausschließlich japanischen Trainerstab, weswegen alle Assistenten des geschassten Halilhodizic ebenfalls ihren Hut nehmen mussten.

Die Testspielergebnisse unter dem 60-Jährigen lassen Schlimmes erahnen. In Yokohama gab es eine 0:2-Niederlage gegen die nicht-qualifizierten Ghanaer. Nishino experimentierte in diesem Spiel mit einer Dreierkette.

Auch in Lugano gab es gegen die Schweiz eine Niederlage. Lediglich das letzte Testspiel in Innsbruck konnten die Japaner halbwegs positiv gestalten. Gegen Paraguay, das nicht an der Weltmeisterschaft teilnimmt, gab es ein 4:2. Der Triumph beendete eine Sieglos-Serie von fünf Spielen.

Fairerweise muss erwähnt werden, dass Testspiele nicht zu den Stärken der "Samurai Blue" gehören. Den letzten Sieg in einem Freundschaftsspiel hab es im Oktober 2017 gegen Neuseeland. Gegen Fußball-Außenseiter wie Haiti und Mali gab es jeweils nur Unentschieden.

Legionäre in Hülle und Fülle

Dass japanische Spieler in Europa begehrt sind, ist spätestens seit Shinji Kagawa kein Geheimnis mehr. 14 der 23 nominierten Kicker verdienen ihr Geld im Ausland, 13 davon in Europa. Honda ist in Mexiko unter Vertrag.

Die bekanntesten Namen sind mit Sicherheit Keisuke Honda, Shinji Kagawa und Shinji Okazaki. Auch Abseits dieser drei tingelt viel Qualität über den grünen Rasen. Hiroki Sakei verdient bei Salzburg-Bezwinger Marseille seine Brötchen. Genki Haraguchi, Takashi Usami (beide Fortuna Düsseldorf), Kapitän Makoto Hasebe (Eintracht Frankfurt) und Yuya Osaka (Werder Bremen) spielen allesamt in Deutschlands höchster Spielklasse. Hinzu kommt Gotoku Sakai vom HSV.

Yuto Nagatomo, der langjährige Inter-Verteidiger, hält mittlerweile bei 105 Länderspielen, nur Hasebe hat mit 110 mehr.

Stammtorhüter ist der nicht immer unumstrittene Eiji Kawashima, die etatmäßige Nummer 1 bei Ligue-1-Absteiger Metz.

Verteidiger Tomoaki Makino, der aktuell beim japanischen Spitzenklub Urawa Red Diamonds engagiert ist, war zwei Jahre lang beim 1. FC Köln engagiert, absolvierte aber nur 8 Spiele. 2017 gewann er mit dem ehemaligen Team von Michael Baur die AFC Champions League.

Die Offensive muss in Russland mehr zeigen, als in Brasilien, wo man nur zwei Tore erzielen konnte.

Aussichtslose Gruppe?

Fortuna meinte es bei der WM-Auslosung im Dezember nicht gut mit den Japanern. Die Asiaten landeten in Gruppe H mit Polen, dem Senegal und Kolumbien.

Den Gruppensieg werden wohl die Osteuropäer und die Südamerikaner unter sich ausmachen. Polen schaffte es bei der Europameisterschaft 2016 ins Viertelfinale, scheiterte am späteren Sieger erst im Elfmeterschießen. Die WM-Qualifikation schaffte die Mannschaft um Robert Lewandowski souverän, feierte acht Siege in zehn Spielen.

Kolumbien setzte sich in der beinharten Südamerika-Zone auf Platz vier. "Los Cafeteros" schafften es vor vier Jahren in Brasilien sogar bis ins Viertelfinale.

Auch der Senegal ist nicht zu unterschätzen. Die Überraschungsmannschaft von 2002 qualifizierte sich erstmals seit der WM in Japan und Südkorea für den globalen Fußballwettkampf. Wer die Elfenbeinküste, Gruppengegner Japans 2014, in der Qualifikation hinter sich lassen kann, hat das Potenzial für Überraschungen. Mit Spielern wie Sadio Mane können die auch in Russland gelingen.

Aber auch Japan will überraschen. Samurai waren eine Kämpfer-Kaste im feudalen Japan: Die Ansichten des legendären Uesugi Kenshin wurden wie folgt beschrieben: "Geht auf das Kampffeld voller Zuversicht auf den Sieg, dann kommt ihr ohne Wunden nach Hause." Wenn sich die modernen "Samurai Blue" an diese Gedanken halten, dann können sie vielleicht doch für Furore sagen.

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