Über 1.000 komplettierte Pässe - so viele wie kein anderes Land bei einer WM, seit 1966 die Aufzeichnungen eingeführt wurden. Und trotzdem strich Spanien im Achtelfinale gegen Russland die Segel.
Die entscheidenden Szenen des 4:5 nach Elfmeterschießen drehten sich um den Punkt. Nicht nur in der Entscheidung, auch in der regulären Spielzeit. Artem Dzyuba glich mit einem Strafstoß aus, ein solcher blieb den Iberern in der Verlängerung nach viel Gezerre im Strafraum und Video-Überprüfung verwehrt.
Nach 1986 (4:5 im Viertelfinale gegen Belgien) und 2002 (3:5 im Viertelfinale gegen Südkorea) scheiterte Spanien zum bereits dritten Mal in der K.o.-Phase einer WM nach Elfmeterschießen, nur Italien (Bilanz 1:3) und England (0:3) haben eine ähnlich schlechte Statistik vorzuweisen.
Den einzigen Erfolg in einer derartigen Entscheidung fuhr man 2002 im Achtelfinale gegen Irland (3:2) ein.
Am Trainerwechsel lag es nicht
Vom Elfmeterpunkt nahm das Unheil auch seinen Lauf, als Gerard Pique kurz vor der Pause einen Kopfball gegen den Arm - der freilich nirgends war, wo er in dieser Situation sein sollte - bekam.
Letzten Endes war es aber nur eine Szene eines Spiels, in dem die Spanier 74 Prozent Ballbesitz und 16 Torschüsse nur zu einem Eigentor verwerten konnten.
"Ich glaube, dass wir eine sehr gute Partie gespielt haben, von der ersten bis zur letzten Minute alles versucht haben, um Chancen zu kreieren. Wir haben gewusst, dass es schwierig wird, aber ich denke, dass wir genug Chancen hatten, um mehr Tore zu machen. Details haben gefehlt", gibt Coach Fernando Hierro zu.
"Das Elfmeterschießen ist dann eine Lotterie. Ich bin stolz auf alle meine Spieler, auf alles, was sie getan haben. Die Mannschaft hat eine gute Mentalität", so der kurzfristig eingesetzte Coach.
Den Trainerwechsel weg von Julen Lopetegui, der nun in Spanien noch heißer diskutiert werden dürfte, soll laut dem Ersatzbetreuer aber nicht schuld an der insgesamt nicht zufriedenstellenden Performance der Iberer gewesen sein: "Dass wir ausgeschieden sind, lag nicht an mir und nicht am Trainerwechsel. Aber ich bin natürlich als Trainer verantwortlich für die Leistung, wir werden uns im Verband alles genau anschauen."
"Wir werden zurückkommen"
Für die Spieler stellte sich Kapitän Sergio Ramos stellvertretend vor die Mikrofone.
"Wir fahren mit erhobenem Haupt nach Hause", meint der Verteidiger.
"Das ist extrem hart für uns. Es gibt viele Arten zu verlieren. Es haben ein paar Details gefehlt. Es war eine sehr harte, sehr physische Partie. Wir haben fast das ganze Spiel über dominiert. Wir haben schon vorher gewusst, dass es sehr, sehr schwierig wird", meint der Real-Madrid-Profi, der auch ankündigt: "Es ist schmerzhaft, aber wir werden zurückkommen."