Frust und Fassungslosigkeit beim DFB-Team nach dem allerersten Vorrunden-Aus in der deutschen WM-Geschichte.
Und der üblichen Logik des Fußball-Geschäfts folgend setzen unmittelbar nach der abschließenden 0:2-Niederlage gegen Südkorea die Diskussionen über die Zukunft von Teamchef Joachim Löw ein, der Deutschland 2014 zum WM-Titel geführt hat, nun jedoch an der Mission Titelverteidigung gescheitert ist.
"Jetzt ist es schief gegangen. Dafür muss ich natürlich auch die Verantwortung übernehmen", erklärt der 58-Jährige im "ZDF" und betont, dass er über seine persönliche Zukunft erst in Ruhe nachdenken möchte:
"Es ist zu früh für mich, diese Frage zu beantworten. Jetzt brauche ich wahrscheinlich einmal ein paar Stunden, um überhaupt einmal irgendwie wieder ein bisschen klar zu sehen, denn auch bei mir ist die Enttäuschung tief drinnen. So hätte ich mir das auch nicht unbedingt vorstellen können, dass wir auch gegen Südkorea verlieren. Ich war natürlich auch optimistisch. Jetzt brauchen wir ein paar Stunden, dann muss man morgen Gespräche führen, wie es weitergeht."
Bierhoff: "Gehe fest davon aus, dass Jogi weitermacht"
Geht es nach seinen Chefs, wird der frühere Trainer des FC Tirol und der Wiener Austria weitermachen und seinen erst vor Beginn der Endrunde in Russland verlängerten Vertrag bis 2022 erfüllen.
DFB-Präsident Reinhard Grindel sprach bereits vor der Pleite gegen Südkorea eine Job-Garantie aus, Teammanager Oliver Bierhoff meint nach dem Aus:
"Jogi hat vor kurzem einen Vertrag unterschrieben, das hat er sich schon sehr gut überlegt. Jetzt im Moment der Enttäuschung und des Frusts ist nicht der Moment für Einzelanalysen. Wir müssen das mit Sicherheit aufarbeiten und die einzelnen Punkte, die nicht gepasst haben, erörtern. Aber ich gehe fest davon aus, dass Jogi weitermacht. Dann müssen wir wieder angreifen."
Löw: "Zurecht ausgeschieden"
Löw kündigt an, bei besagter Analyse auch der Frage nachzugehen, ob er sich selbst etwas vorwerfen muss: "Natürlich bin ich der Erste, der sich jetzt natürlich auch hinterfragen und überlegen muss, welche Dinge schief gegangen sind und woran es lag. Selbstverständlich ist das in meiner Verantwortung. Darüber muss ich mal eine Nacht schlafen, denn so kurz nach dem Spiel bin ich natürlich auch brutal frustriert und enttäuscht. Aber ich habe die Verantwortung für diese Mannschaft und der muss man sich stellen."
Der DFB-Chefcoach gratuliert Schweden und Mexiko, die es aus der Deutschland-Gruppe ins Achtelfinale geschafft haben und gibt zu: "Man muss sagen, dass wir in dieser Gruppe zurecht ausgeschieden sind."
Löw befindet, dass seiner Mannschaft die gewohnte Leichtigkeit ebenso gefehlt habe wie die spielerischen Akzente, die man normalerweise setzen könne. Beides habe man bei diesem Turnier kaum gesehen.
Totenstille in der Kabine
In der Kabine regiert der Frust: "Es herrscht natürlich eine riesige Enttäuschung, Totenstille, kaum jemand ist im Moment in der Lage, überhaupt irgendetwas zu sagen. Für uns ist es eine riesige Enttäuschung, aber wir müssen schauen, dass wir das jetzt annehmen. Im Moment ist es schwierig zu erklären, aber wir haben es auch nicht verdient weiterzukommen."
Wobei der Coach seiner Mannschaft in kämpferischer Hinsicht keinen Vorwurf machen könne: "Aber wir haben es nicht geschafft, ein Tor zu erzielen, in Führung zu gehen. Wir hatten Möglichkeiten, aber das hat sich eigentlich das ganze Turnier durchgezogen."
Für Löw hat mit diesem Aus der gesamte deutsche Fußball verloren: "Nicht nur ein Spiel, sondern vieles, was wir uns in den letzten Jahren aufgebaut haben. Wir waren seit 2006 immer zumindest unter den letzten Vier oder im Finale. Diesmal ist es uns nicht geglückt. Dafür können wir uns jetzt entschuldigen."