Österreichs Frauen-Nationalteam muss am Montag im zweiten Gruppenspiel der Europameisterschaft in England gegen Nordirland (18 Uhr im LIVE-Ticker) auf Laura Wienroither verzichten.
Die 23-jährige Verteidigerin legt im Vorfeld der Partie einen positiven Corona-Test ab und fällt zumindest gegen die Nordirinnen aus. Die Legionärin des FC Arsenal weist milde Symptome auf und wurde umgehend isoliert.
Es ist bereits der zweite Coronafall im Team nach jenem von Stürmerin Lisa Kolb, die gar nicht angereist war. Zudem war vor Turnierstart mit Reinhard Wögerbauer auch ein ÖFB-Physiotherapeut positiv getestet worden.
Österreich kämpft nach dem 0:1 zum Auftakt im Old Trafford Stadium gegen Gastgeber England im zweiten Spiel der EM um die ersten drei Punkte. Nordirland hat die erste Begegnung gegen Norwegen klar mit 1:4 verloren.
Schiechtl dürfte Wienroither ersetzen
Das Thema stört somit wieder einmal die Vorbereitung auf eine EM-Partie.
Gut für Teamchefin Irene Fuhrmann ist da, dass es im Vergleich zu 2017, wo sich die ersten elf quasi von selbst aufgestellt hatten, mittlerweile auf allen Positionen richtig starke Konkurrenz gibt. Auch auf der von Wienroither, wo Katharina Schiechtl nun wohl die besten Aussichten auf einen Platz in der Startformation hat.
Die war von der großen ÖFB-Aufsteigerin Wienroither verdrängt worden. Wenige Stunden vor dem Bekanntwerden des Corona-Ergebnisses ihrer Kollegin hatte sie noch beim Medientermin im Hotel Pennyhill Park darüber gesprochen, dass sie mit der Reservistenrolle überhaupt kein Problem hat.
Schiechtl kann auch in der Offensive ein Thema werden
Nun könnte sie ganz schnell - wie auch bei der EM-Premiere 2017 in den Niederlanden - wieder die Hauptrolle spielen, was einmal mehr zeigt, wie schnell es im Fußball gehen kann.
Gerade gegen die Nordirinnen könnte Schiechtls Spielertyp gefragt sein, zeichnen die 29-Jährige doch vor allem Robustheit und Kopfballstärke aus. Bei einem engen Spielstand wäre sie auch in der Offensive ein Thema.
"Es hat schon Spiele gegeben bei Bremen, wo der Trainer gesagt hat, geh vorne in den Sturm und halte deinen Schädel hin. Wegen meiner Größe und Kopfballstärke kann das schon ein probates Mittel sein", sagt die auch für ihre weiten Einwürfe bekannte Abwehrspielerin.
Wird gegen Nordirland rotiert?
Auch in der Innenverteidigung und im Mittelfeld drängen sich viele Akteurinnen auf. Gerade gegen den EM-Debütanten wäre es daher nicht überraschend, würde es weitere Änderungen im Vergleich zum Auftakt-0:1 gegen England geben. Eine die davon betroffen sein könnte, ist Laura Feiersinger.
Die Frankfurt-Legionärin war im Old Trafford Stadium nach längerer Zeit wieder einmal fast über die gesamte Spielzeit zum Einsatz gekommen. "Das hat gut getan. Ich finde es immer angenehmer, mehr Spielzeit zu bekommen, je besser kommst du auch rein. Ich würde es schön finden, wenn ich alle drei Gruppenspiele spielen könnte", so die 29-Jährige.
Sie war in letzter Zeit immer wieder aus Verletzungssicht ein bisschen ein Sorgenkind, genauso wie Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, bei der es auch genau abzuwägen gilt, ob nicht eine Pause besser wäre.
Fix zum Zug kommen wird Nicole Billa an vorderster Front. Doch auch sie spürt Druck von hinten. "Es sind auch andere Spielerinnen da, die die Position gut besetzen können. Das macht uns stärker", verlautet Österreichs Fußballerin des Jahres 2021.
"Zusammenhalt eine unserer größten Stärken"
Bei jeder Akteurin merke man, dass sie sich mit der eigenen Rolle abfinde. "Der Zusammenhalt ist einer unserer größten Stärken. Wir spielen alle füreinander, jeder gönnt der anderen die Spielzeit. Man bekommt von allen Seiten Unterstützung", betont Österreichs zweiterfolgreichste Torschützin.
Sie sei froh über dieses Teamgefühl. "Das wird sich auch so schnell nicht ändern, weil wir uns seit vielen Jahren kennen und miteinander Zeit verbringen, viel auch in unserer Freizeit", gibt Billa Einblick. Und Schiechtl ergänzt: "Natürlich hoffe ich immer auf einen Einsatz, aber es ist bei uns so, dass das Team an erster Stelle steht und alle sich daran halten."
Das kann auch Schnaderbeck nur unterstreichen: "Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir uns der Mannschaft unterordnen. Da ist keine Spielerin, die die große Aufmerksamkeit auf oder neben dem Platz bekommt. Das ist auch was, für das wir alle einstehen und das wirklich authentisch gelebt wird."
Fuhrmann begrüßt großen Konkurrenzkampf
Das spielt auch Fuhrmann in die Karten, die also keine Brandherde löschen muss. "Natürlich gibt es einen großen Konkurrenzkampf im Team, dennoch schaffen wir es, dass sich jede Spielerin so einbringt, dass sie das Team stärker macht. Sie sind alle extrem gut vom Charakter her", sagt die ÖFB-Teamchefin.
Aus sportlicher Sicht habe man nun die Möglichkeit mit Wechseln auf Spielverläufe bestens reagieren zu können. "Wir können für Impulse, Stabilität oder Dynamik sorgen, haben viele unterschiedliche Spielerinnentypen", so Fuhrmann.
Fraglich ist, ob sie am Montag auf Stefanie Enzinger zählen kann, die das Samstagtraining wegen Knieproblemen ausließ.