Nur wenige Zentimeter haben Österreichs Frauen-Nationalteam zu einem Punkt gefehlt.
In der 16. Spielminute des EM-Auftaktspiels im Old Trafford gegen Gastgeber England kratzt Carina Wenninger einen Lupfer von Bethany Mead um Millisekunden zu spät von der Linie, sodass die "Lionesses" mit 1:0 in Führung gehen und diese schlussendlich auch nach Hause spielen (Spielbericht >>>).
Das "Theatre of Dreams", in dem mit 68.871 Zuschauern ein neuer Frauen-EM-Rekord aufgestellt wurde, hat für die ÖFB-Auswahl also keine Sensation bereit gehalten. Trotzdem verlassen die Fußball-Frauen Manchester erhobenen Hauptes, denn mit einer couragierten Leistung machte man es dem Titel-Anwärter richtig schwer.
Insbesondere in der zweiten Halbzeit war die Mannschaft von ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann den Engländerinnen zumindest ebenbürtig. Daher ist Bayern-Legionärin Sarah Zadrazil in einer ersten Reaktion auch "enttäuscht, denn wir haben eine super zweite Halbzeit gespielt", erklärt sie im "ORF".
Niederlage "tut nach so einer Leistung weh"
"Wir hatten ein, zwei Halbchancen", spricht die Mittelfeldspielerin den Distanzschuss von Barbara Dunst (78.) und die Chance kurz vor Schluss durch Julia Hickelsberger-Füller (87.) an. "Wir haben gegen einen der Titelfavoriten richtig gut dagegengehalten", überwiegt bei Zadrazil schlussendlich doch der Stolz.
Die Atmosphäre im Old Trafford sei "unglaublich" gewesen. "Es war einmalig und ich bin echt stolz auf die Mädels. Aber schade, dass es nicht zu einem Punkt gereicht hat", befindet sich die 29-Jährige im emotionalen Zwiespalt.
Genauso wie Teamchefin Irene Fuhrmann: "Am Ende ist es einfach so, dass wir leider keinen Punkt mitgenommen haben. Das tut nach so einer Leistung weh", hadert die 41-Jährige nach ihrem EM-Debüt. "Wir haben es sehr ordentlich gemacht. Klar hat England in vielen Phasen das Spiel auch dominiert. Aber am Ende bin ich einfach stolz, wie wir aufgetreten sind."
"Wir haben unser Herz da draußen gelassen"
Besonders das Spiel gegen den Ball hat der Wienerin "sehr gut" gefallen. Aber: "Es gibt immer Details, die zum Verbessern sind. Im Offensivspiel hat man gesehen, dass uns in der letzten Linie die Geschwindigkeit und die Durchschlagskraft gefehlt hat", bemängelt Fuhrmann.
"Wir wissen, gegen solch einen Gegner hat man nicht viele Chancen. Deswegen ist es schade, dass uns kein Tor gelungen ist", meint die Teamchefin. Sie bekräftigt aber, dass das Gastgeberland "eine absolute Top-Mannschaft ist", gegen die Österreich in den letzten zwei Spielen jeweils nur ein Gegentor kassiert hat.
"Wir können super kicken und das müssen wir in den nächsten zwei Spielen beweisen."
Das liege unter anderem an der Moral und am Wille, alles füreinander zu geben, sagt Zadrazil. "Wir sind nur im Team stark. Das haben wir heute gezeigt. Wir haben unser Herz da draußen gelassen."
Zadrazil will Fußball-Europa etwas beweisen
Auf die mutige Performance gegen den absoluten Gruppenfavoriten können die ÖFB-Frauen definitiv aufbauen, nun gibt es aber erst einmal eine Verschnaufpause. Erst am Montag steht das zweite Spiel der Gruppe A gegen Nordirland (18 Uhr im LIVE-Ticker) an.
Dort erwartet die Österreicherinnen ein gänzlich anderes Spiel, denn plötzlich ist man nicht mehr der Underdog, sondern der Favorit. Das weiß auch Fuhrmann: "Das Spiel gegen Nordirland wird ein ganz anderes", bestätigt sie.
"Gegen Nordirland gilt es, die Leistung auf den Platz zu bringen und zu zeigen, dass wir das bessere Team sind", gibt Fuhrmann die Marschroute gegen die Gegnerinnen aus der vergangenen WM-Qualifikation vor. Dort blieb Österreich ungeschlagen, holte nach einem 2:2 in Nordirland zuhause einen souveränen 3:1-Erfolg.
Daher geht die ÖFB-Auswahl nicht nur aufgrund der Leistung gegen England mit einem guten Gefühl in die Partie. Fuhrmann stellt klar: "Wenn wir so mutig auftreten, mit dieser Überzeugung wieder auf den Platz gehen, können wir das Spiel gewinnen."
Und Zadrazil will Fußball-Europa zeigen, dass Österreich "super kicken kann. Das müssen wir in den nächsten zwei Spielen beweisen."