Wenn die österreichische Frauen-Nationalmannschaft am 6. Juli gegen England ins zweite EM-Turnier der Verbandsgeschichte startet, wartet ein vollgepacktes Old Trafford auf Irene Fuhrmann & Co.
Mittendrin ist auch Verena Hanshaw (ehemals Aschauer). Für die 28-jährige Linksverteidigerin, die für die ÖFB-Frauen bereits 85 Mal auf dem Platz stand, ist das Endrundenturnier auf der britischen Insel ein absolutes Karriere-Highlight.
"Für das lebt man. Es ist unglaublich vor so vielen Zuschauern zu spielen, auch wenn das für manche hemmend wirken kann", so die Deutschland-Legionärin auf die Frage, wie groß die Vorfreude auf das 75.653 Zuseher fassende Heimstadion von Manchester United ist. "Was bei anderen Nervosität hervorruft, steigert bei anderen die Motivation und bei mir überwiegt die Vorfreude auf das Spiel", so die gebürtige Wienerin.
"Eigentlich bin ich vor oder während Spielen nie nervös", verrät die 85-fache Teamspielerin, fügt jedoch grinsend hinzu: "Da ich in einem so großen Stadion noch nie gespielt habe, kann ich aber nichts versprechen."
Frühstarterin Hanshaw
Bereits 2011 debütierte die damals 17-Jährige für das Nationalteam, just in dem Jahr, in dem der mittlerweile bei Cercle Brügge unter Vertrag stehende Dominik Thalhammer die Zügel bei den ÖFB-Frauen übernahm. Nun hat Irene Fuhrmann das Sagen. Der Ex-Trainer und die Trainerin sind aber "nicht zu vergleichen", so Hanshaw.
Auch auf Vereinsebene ging die Karriere der ÖFB-Teamspielerin steil bergauf. Bei Landhaus als Teenagerin durchgestartet, wagte die Außenbahnspielerin schon 2010 den Schritt ins Ausland. Vom Herforder SV ging es über Cloppenburg, Freiburg und den FC Sand 2018 zum aktuellen Arbeitgeber Eintracht Frankfurt.
In der abgelaufenen Spielzeit wurden die Hessinnen Dritte in der Frauen-Bundesliga. Die 28-Jährige machte 20 von 22 Spielen, steuerte sogar fünf Scorerpunkte bei (2 Tore, 3 Assists).
Ära-Thalhammer "sehr prägend"
Hanshaw war auch beim Sommermärchen 2017 ein integraler Bestandteil der damals noch von Dominik Thalhammer gecoachten Truppe. Der Defensivspielerin wurde sogar eine besondere Ehre zuteil. Als einzige rot-weiß-rote Dame wurde sie in die "Elf des Turniers" gewählt.
"Die Ära Talhammer war für uns sehr prägend, er war taktisch sehr weit entwickelt und hat uns viel Neues gelernt", gibt Hanshaw einen Einblick hinter die Kulissen. "Mit Irene sind wir jetzt an einem Punkt angekommen, wo wir nicht mehr so viel lernen können wie damals 2011."
Die Neo-Teamchefin hatte laut der 28-Jährigen keinen leichten Start. "Ich denke, dass es für sie eine harte Aufgabe war von Beginn an, weil natürlich viele Vergleiche angestellt haben." Die 85-fache Teamspielerin betont jedoch: "Sie macht ihre Sache gut, schwört uns immer aufeinander ein. Wir vertrauen einander blind."
Auch abseits des Platzes war der Sommer 2017 eine besondere Zeit für die damals noch unter dem Namen Aschauer auflaufende Defensivspielerin. Im Rahmen eines Medientermins mit einem UEFA-Kamerateam fiel der 28-Jährigen ein Kameramann ins Auge - Joe Hanshaw der Name des englischen Cineasten. Das Paar heiratete schließlich 2021.
"Anerkennung hat uns allen gutgetan"
Die Euphorie, die man damals in der Heimat für den Frauenfußball weckte: "Unbeschreiblich." Auch dieses Jahr will man die Leute "wieder begeistern." "Man soll uns einfach gerne zuschauen wollen", so die Linksverteidigerin.
Den öffentlichen Trubel des Sommermärchens erlebten die Teamspielerinnen damals nur peripher. "Während wir noch im Turnier waren, haben wir von alledem nicht viel mitbekommen. In unserer 'Bubble' waren wir ziemlich abgeschottet", so Hanshaw. "Aber wenn die Eltern einen anrufen und davon erzählen, was beim Public Viewing alles los ist, freut einen das natürlich riesig", plaudert die gebürtige Wienerin aus dem Nähkästchen.
"Diese Anerkennung in der Öffentlichkeit hat uns - denke ich - allen gutgetan", so die Frankfurt-Legionärin.