Der Auftritt von Österreichs Fußballfrauen bei der Europameisterschaft in England bringt auch ORF-Kommentatorin Anna-Theresa Lallitsch wieder ein Highlight.
Die 29-jährige gebürtige Grazerin, die 2021 bei der EM als erste Frau im ORF ein sportliches Männer-Großevent kommentierte, blickt der Aufgabe mit großer Freude entgegen.
"Das wird ein absoluter Wahnsinn", sagte sie angesichts des ÖFB-Auftaktspiels gegen England am 6. Juli im ausverkauften Old Trafford Stadium.
"Respektssache, keine Geschlechtssache"
Die Faszination Frauenfußball besteht für Lallitsch aber nicht nur in den immer größer werdenden Kulissen. Gerade das ÖFB-Team, das sie seit langer Zeit intensiv begleitet, verkörpere jene Tugenden, die sich der Mannschaftssport auf die Fahnen heftet.
"Es gibt eine Gemeinschaft und Respekt, und ich will, dass man das sieht. Ich will, dass die Frauen die Wertschätzung bekommen, die sie verdient haben", sagte Lallitsch.
Davon sei auch ihr Zugang zu den Athletinnen geprägt: "Es hat immer mit einem Vertrauensverhältnis zu tun. Ich will so agieren, dass eine Basis da ist. Und bei den Frauen ist das so. Sie gehen offen und herzlich auf mich zu. Sie bleiben so wie sie sind. Da wird keine arrogant. Das ist Respektssache, keine Geschlechtssache."
Keine Taktikabhandlungen von ihr
Hinter dem Mikrofon sieht sie sich als Vermittlerin. "Mir ist wichtig, dass alle Spaß haben. Es ist ein Fußballspiel, der Spaß soll rüberkommen, die Menschen stehen im Vordergrund."
Längere Taktikabhandlungen werde man von ihr ("Ich bereite mich sehr intensiv vor") nicht vorgesetzt bekommen. "Ich bin Fußballkommentatorin, wir haben eigene Experten. Idealerweise entsteht dann ein Gespräch, als würde man im Wohnzimmer sitzen."
Ihre ORF-Karriere startete sie damit, die akustische Bildbeschreibung von Hunderten Fußballspielen für blinde und sehbehinderte Menschen einzusprechen. Im Radio war sie für die Antenne Steiermark tätig: "Das hat mir die Angst vor dem Mikro genommen."
Und obwohl die ganze Familie "sportbegeistert" sei, sei der berufliche Weg nie vorgezeichnet gewesen. "Ich war immer mehr mit Burschen befreundet, und da geht es früher oder später um Fußball. Der Job war nicht geplant, er ist 'passiert'", erklärte Lallitsch, die sich privat als "ruhig" bezeichnet.
"Ungefiltertes Rausblasen kann ich nicht ernst nehmen"
Mit negativer Kritik habe sich Lallitsch bisher noch kaum auseinandersetzen müssen.
"Ich habe noch nichts Schlechtes gehört. Und das ungefilterte Rausblasen von puren Meinungen vor allem im Internet kann ich ohnehin nicht wirklich ernst nehmen", meinte sie.
Das Verhältnis zu den Objekten ihrer Berichterstattung sei ohnehin unproblematisch - vielmehr ausgezeichnet. "Ich habe null Arroganz gespürt. Aber welche Wertschätzung mir von Klubs und Sportlerinnen und Sportlern entgegengebracht wird, wie positiv und auf welche Art, das erstaunt mich schon."