Viktoria Schnaderbeck kennt das Gefühl des Schmerzes nur allzu gut: Im Kampf um den Aufstieg ins Viertelfinale der Frauen-Fußball-EM hat sie das allerdings bis zur letzten Sekunde zur Seite geschoben.
"Ich habe mich durchgekämpft, mit ganz viel Herz gespielt, in jeder Sekunde an den Adler an der Brust gedacht und es für die Mannschaft gemacht", sagte die 31-jährige Steirerin. Ob die Regenerationszeit bis zum Duell mit Deutschland reichen wird, wird sich erst weisen.
Reicht es für das Spiel gegen Deutschland?
Schnaderbeck spielte trotz ihrer Knieprobleme beim 1:0 gegen Norwegen in Brighton im dritten Turnierspiel zum zweiten Mal durch, wie zuvor schon im Eröffnungsspiel gegen England.
"Am Ende war es wirklich schon ein Kampf, aber es hat sich gelohnt. Ich brauche jetzt einmal ein paar Tage Pause", betonte die England-Legionärin.
Dass ein paar Tage Pause mehr bis zum Donnerstag-Klassiker seien, spiele ihr in die Karten. "Wir werden alles tun, dass ich maximal regeneriere, dann muss man schauen", so Schnaderbeck. Ein Ausfall am Donnerstag wäre für sie bitter. "Jetzt ist es so weit gegangen, natürlich will man dann nicht aufhören."
Schnaderbeck Schlüsselspielerin in ÖFB-Bollwerk
Die mehrmals am Knie operierte ÖFB-Kapitänin war ein wichtiger Pfeiler, um im "Gruppenfinale" wie beim 2:0 gegen Nordirland zu null zu spielen. "Der Matchplan ist voll aufgegangen, man muss hervorheben, dass wir defensiv eine hervorragende Leistung gebracht haben, die Schlüsselspielerinnen komplett aus dem Spiel nehmen konnten", resümierte der ÖFB-Routinier.
Überraschend sei das nicht gewesen. "Wir waren uns so einig, dass wir das schaffen können und die Überzeugung hat man auf dem Platz gemerkt", betonte Schnaderbeck. Und Verena Hanshaw ergänzte: "Wir haben jeden Ball verteidigt. Das war einfach ein irrsinnig tolles Gefühl."
In acht EM-Spielen kassierte die ÖFB-Truppe nur zwei Gegentore, eine Bilanz die seinesgleichen sucht. "Unsere Defensivarbeit, nicht nur in der letzten Reihe, sondern auch davor, ist einfach unglaublich. Ich weiß nicht, ob es andere Mannschaften gibt, die so wenig Tore bekommen haben, da können wir schon sehr stolz sein", sagte Schnaderbeck. Diese Bilanz soll nun auch gegen Deutschland ausgebaut werden.
"Haben ein paar verrückte Hühner drinnen"
Das mögliche Viertelfinal-Duell sei im Vorfeld noch nicht so im Kopf der Spielerinnen gewesen. "Wir haben nicht so weit gedacht", gab die Abwehrspielerin Einblick. Nun ist die Vorfreude extrem groß. "Sie spielen sehr stark, sind für mich mit eine der stärksten Mannschaften in diesem Turnier, auch physisch extrem stark. Da sind die Rollen ganz klar verteilt. Aber wir treten an, um weiterzukommen."
Sollte das gelingen, würde sich der "ÖFB-Partyzug" wieder in Bewegung setzen.
"Das ist keine Partyrolle. Wir leben genau so unseren Teamspirit, haben eine paar verrückte Hühner drinnen im Positiven. Das ist etwas, das uns noch beflügelt", gab Schnaderbeck Einblick.
Mit der zuletzt teilweise aufgekommenen Kritik wegen vermeintlich übertriebener Feierlichkeiten konnte man im ÖFB-Lager nichts anfangen. "Wir sind tatsächlich so. Wenn du Spaß hast, bist du happy, wenn du happy bist, bist du in der Regel leistungsstark", schilderte Schnaderbeck ihre Sicht.
Auch Hanshaw unterstrich das. "Wenn Kommentare kommen, sollen sie es halt sagen. Sie haben aber nichts davon und wir denken uns, lasst uns sein, wie wir sind. Wir sind einfach ein verrückter Haufen und es steht uns zu, zu feiern."
Ein Teil davon ist auch Manuela Zinsberger. "Uns ist komplett egal was andere denken. Wir haben das schon immer so gemacht und werden auch in Zukunft jeden Sieg zelebrieren", versicherte die ÖFB-Torfrau.