Österreichs Frauen-Nationalteam hat den kommenden EM-Gegner Norwegen am Montag größtenteils via Handy auf der Rückfahrt vom 2:0-Erfolg gegen Nordirland ins Teamquartier nach Bagshot verfolgt.
Das 0:8-Debakel gegen Gastgeber England spielte der ÖFB-Auswahl in die Karten, die Stimmung war auch deshalb extrem gut. "Wir haben mit den Engländerinnen mitgefiebert, dahingehend war die Busfahrt dann recht angenehm", sagt ÖFB-Rekordteamspielerin Sarah Puntigam am Tag danach.
Ein Sieg der Engländerinnen mit drei Toren Unterschied war nötig, damit Österreich zum Abschluss ein Remis am Freitag (ab 21.00 Uhr im LIVE-TICKER) in Brighton reicht, um ins Viertelfinale einzuziehen. Am Ende fixierten die "Lionesses" zur Überraschung aller den höchsten EM-Erfolg überhaupt.
"Das hohe Ergebnis ist tatsächlich das, was mich im bisherigen Turnierverlauf am meisten überrascht hat", sagt Puntigam.
Norwegen: Einer der besten Offensiven Europas
Das unterstrich auch Teamchefin Irene Fuhrmann: "Das Ergebnis war in dieser Höhe nicht zu erwarten. Es hat die Nummer acht gegen die Nummer elf der Welt gespielt. Aber so etwas kann vorkommen, wenn ich an die WM 2014 zurückdenke, wo Deutschland sehr, sehr hoch gegen Brasilien (Anm.: 7:1 für DFB-Auswahl im Halbfinale) gewonnen hat." Eingeleitet worden sei das Debakel durch einen "wie ich finde billigen" Elfmeter.
Im ÖFB-Lager war man jedenfalls bemüht, das Resultat nicht zu hoch zu hängen. "Man darf sich von dem Ergebnis nicht täuschen lassen, sie haben noch immer eine der besten Offensivabteilungen Europas", warnt Abwehrspielerin Carina Wenninger.
Sie hofft auf einen mentalen Rückschlag bei Ada Hegerberg und Co. "Es ist schwer zu sagen. Als Sportler kannst du nach einem 0:8 richtig deprimiert sein oder man sagt sich, man gibt sich so eine Blöße nicht mehr und versucht das nächste Mal das wahre Gesicht zu zeigen", meint die zukünftige Italien-Legionärin.
Sie glaubt nicht daran, dass man Norwegen noch einmal so erleben werde. Zudem weist Wenninger auf die große Stärke der Engländerinnen hin. "Wie ich England gestern gesehen habe, da bin ich richtig froh, dass wir sie im ersten Spiel schon gehabt haben. Jetzt sind sie so richtig in Fahrt gekommen", betont die Innenverteidigerin.
Am Mittwoch hat man selbst nur eine 0:1-Niederlage gegen einen der Turnier-Mitfavoriten kassiert. "Dass wir gesehen haben, dass wir auch gegen die großen Nationen mithalten können, das stärkt unser Selbstbewusstsein sehr", so Wenninger.
Kein Vergleich zu 2017
Die 31-Jährige kam gegen Nordirland nach einem Ellbogenschlag gegen die Nase ohne Verletzung davon. "Mir geht es gut, es ist nichts gebrochen", so Wenninger. Auch deshalb konnte sie mit dem Team "ausgiebig" feiern. Wie das auch schon 2017 auf dem Weg zum sensationellen Halbfinaleinzug der Fall gewesen war.
"Es ist schon was Anderes. 2017 waren wir das erste Mal dabei und haben ein kleines Sommermärchen geschrieben. Diesmal sind wir in die EURO anders reingegangen, selbstbewusster, mit einem höheren Anspruch, deshalb kann man es nicht vergleichen", sagt Puntigam.
Einen Teamsong wie damals den Mallorca-Schlager von Lorenz Büffel "Johnny Däpp" gibt es diesmal noch nicht. "'I am from Austria' passt sowieso immer, aber wir sind da noch offen für Vorschläge", meint Wenninger.
Geändert hat sich, dass das Duo mehr Regeneration braucht als vor fünf Jahren. Der trainingsfreie Dienstag kommt da gelegen. "Ich bin in einem Alter, in dem man sich ein bisschen erholen muss, freue mich auf ein paar freie Stunden", so Wenninger.