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Dieses Puzzleteil fehlt den ÖFB-Frauen noch

Frauen-Nationalteam machte "enormen Schritt" seit 2017 und will sich neu definieren.

Dieses Puzzleteil fehlt den ÖFB-Frauen noch Foto: © GEPA

Am Tag nach dem bitteren EM-Aus im Viertelfinale gegen Deutschland ist beim ÖFB-Frauen-Nationalteam die Enttäuschung weitestgehend verdaut, am Ende überwiegt der rot-weiß-rote Stolz und der Hunger nach weiteren Erfolgen. 

"Nach einem Viertelfinale ist es auch wichtig darauf zu schauen, was gut funktioniert hat gegen die Nummer fünf der Welt", sagt Teamchefin Irene Fuhrmann bei der Pressekonferenz am Freitagvormittag, auf der sie Bilanz zieht.

"Da möchte ich dem Team ein großes Lob aussprechen. Wir konnten das Spiel bis zum Ende offen halten, waren extrem präsent in den Zweikämpfen und haben uns Torchancen herausgespielt. Ich würde sagen, wir haben dann fast unglücklich nach einem Eigenfehler das 0:1 kassiert, aber danach trotzdem Reife unter Beweis gestellt und sind stabil geblieben. Wir haben Deutschland mehr als nur fordern können und darauf sind wir stolz."

Der starke Auftritt gegen Rekord-Europameister und Titel-Mitfavorit Deutschland soll trotz der letztlich bitteren Niederlage aufzeigen, was für das ÖFB-Team möglich ist. "Das muss uns Mut geben, unseren Weg weiter zu verfolgen", fordert Fuhrmann. 

Der Weg führte die Österreicherinnen zur zweiten EM-Teilnahme nach 2017, als man sensationell das Halbfinale erreichte. Obwohl diesmal "schon" im Viertelfinale Endstation war, ist die Weiterentwicklung des ÖFB-Teams deutlich erkennbar. 

"Das ist der enorme Schritt, den wir von 2017 bis jetzt gesetzt haben"

"Wir haben gesehen, wie eng mittlerweile die Spiele verlaufen können, wenn wir am Punkt da sind. Wir haben jetzt einfach das Selbstbewusstsein, dass wir in jedes Spiel gegen jeden Gegner gehen und auch bestehen können", sagt Fuhrmann. 

"Ich kann mich an kein Spiel erinnern, in dem wir gegen so starke Gegner so mutig agiert haben und Torchancen kreiert haben."

Fuhrmann über die Fortschritte des ÖFB-Teams

Neben dem starken Kollektiv in der Defensive überzeugte die ÖFB-Elf in England mit Pressing und Aggressivität, im Spiel nach vorne war man mutiger als gewohnt.  

"Man hat von Spiel zu Spiel gesehen, dass das Team Fortschritte macht, vor allem im Spiel mit dem Ball. Ich kann mich an kein Spiel erinnern, in dem wir gegen so starke Gegner so mutig agiert haben und Torchancen kreiert haben", merkt die Teamchefin an. Gemessen an den Torabschlüssen gehören die ÖFB-Frauen zu den Top-6-Teams dieser EURO. 

"Das ist der enorme Schritt, den wir von 2017 bis jetzt gesetzt haben", verdeutlicht Fuhrmann. Die Offensive zu entwickeln benötige wesentlich mehr Zeit als die Defensive. "Das Spiel gegen den Ball ist leichter zu trainieren, in der Offensive braucht es viel Instruktion und Kreativität."

Im Vergleich zu 2017 sei man als Team "in jeglicher Hinsicht" weiter, betont auch Kapitänin Viktoria Schnaderbeck, die aufgrund neuerlicher Knieprobleme gegen Deutschland passen musste. "Diese EURO, dieser Auftritt - vor allem im Spiel mit dem Ball - kann uns absolut Mut machen."

Fuhrmann: "Wir wollen uns da auch neu definieren"

Dass sich das vermeintlich kleine Österreich gegen große Nationen wie Deutschland, England oder Norwegen auch offensiv nicht verstecken muss, ist wohl die größte Erkenntnis der vergangenen drei Wochen. 

"Das wollen wir mitnehmen und uns da auch neu definieren", stellt Fuhrmann klar. "Das Team hat bewiesen, dass es bereit ist, die nächsten Schritte zu gehen."

Diese sind so kurz nach dem EM-Aus schon klar definiert: "Wir müssen im Angriffs-Drittel noch genauer sein. Es gilt, kaltschnäuziger und effizienter vor dem Tor zu sein." 

"Das ist das Puzzleteil, das wir noch hinzufügen müssen", sagt Fuhrmann, "aber ohne dass wir in all den Dingen, die uns auf dem Weg bis hierher ausgezeichnet haben, nachlassen".

Was das ÖFB-Team bisher und auch bei dieser Endrunde ausgezeichnet hat, ist das Kollektiv. "Dass wir nur im Kollektiv gegen solche Gegner standhalten können, das gilt es beizubehalten. Jede fightet für jede, auch die Ersatzspielerinnen ordnen alles dem Team unter. Im gesamten Betreuer-Team gilt dieses Credo", sagt Fuhrmann. 

Fuhrmann: "Wir wollen mehr"

"Ich ziehe meinen Hut vor diesem Team und den Leistungen, die es abgerufen hat. Das ist keine Selbstverständlichkeit."

Bei Fuhrmann überwiegt der Stolz

Dass sich das ÖFB-Team während der gesamten EURO treu geblieben ist und Tugenden wie Zusammenhalt und Siegeswillen nie vermissen ließ, macht Fuhrmann am meisten stolz. 

"Es ist für mich unglaublich, wie wir hier aufgetreten sind und, dass wir das geschafft haben", erklärt die Teamchefin. "Auf höchstem Niveau passieren einfach Fehler, Deutschland hat das ausgenützt. Aber so ist das im Fußball nun mal. Ich ziehe meinen Hut vor diesem Team und den Leistungen, die es abgerufen hat. Ich muss das nochmal betonen, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Wir agieren hier auf höchstem Niveau."

Dass die ÖFB-Frauen dieses Niveau halten wollen, ist klar. Ziel ist es viel mehr, sich noch weiter an die Weltspitze heranzutasten. "Wir wollen mehr", stellt Fuhrmann klar. "Genau mit dieser Einstellung sollten wir in die Zukunft gehen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass dem österreichischen Frauen-Nationalteam eine rosige Zukunft bevorsteht."

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