"Zwickt's mi, I glaab I tram", bricht es aus Manuela Zinsberger heraus.
Die 26-Jährige ist wohl nicht die einzige Österreicherin, die spät nachts in Brighton noch nicht ganz fassen kann, was gerade passiert ist.
Gemeinsam mit dem österreichischen Nationalteam fuhr Zinsberger am letzten Gruppenspieltag der Frauen-EM 2022 in England einen 1:0-Sieg über Norwegen ein (Spielbericht>>>). Damit stehen die rot-weiß-roten Damen zum zweiten Mal nach 2017 in einem EM-Viertelfinale und treffen dort am Donnerstag auf Mitfavorit Deutschland.
"Es war eine unglaubliche Teamleistung. Die Balance war da, wir sind vorne draufgegangen, waren aktiv. Ich glaube, so flexibel haben wir noch nie gespielt", lobt Zinsberger ihre Vorderfrauen im "ORF".
Aber auch die Arsenal-Legionärin selbst leistete einen wichtigen Anteil am Aufstieg, indem sie ein ums andere Mal starke Paraden auspackte und in drei Gruppenspielen nur einmal hinter sich greifen musste.
Österreich dominierte Norwegen in Halbzeit eins
Gegen die topbesetzte norwegische Offensive hatte Zinsberger zunächst nicht allzu viel zu tun, da Österreichs Viererkette erneut großartig stand und die meisten Angriffe der Skandinavierinnen durch starkes Pressing bereits im Ansatz unterbunden wurden.
"In der ersten Halbzeit war es eine absolut fantastische Leistung. Wir haben in vielen Phasen den Gegner dominiert und nichts zugelassen", zieht Teamchefin Irene Fuhrmann vor ihren Schützlingen den Hut.
Zudem wurde das ÖFB-Team immer wieder gefährlich und ging bei einem Lattenschus von Laura Feiersinger nach 13 Minuten beinahe in Führung. In der 37. Minute war es dann tatsächlich so weit: Nicola Billa köpfte eine perfekt getretene Flanke von Verena Hanshaw eiskalt ein.
Billa: "Unser Teamgeist steht über allem"
"Wahnsinn, ich kann es noch nicht ganz glauben", kann auch die Torjägerin es nicht wirklich fassen, dass sie ihre Mannschaft gerade ins Viertelfinale gebracht hat.
Allerdings weiß auch Billa, dass Österreichs Aufstieg mehr als verdient war: "Wir haben alles investiert, was wir gehabt haben, es ist geil. Unser Teamgeist steht über allem, das haben wir heute wieder bewiesen."
Obwohl Österreich bereits ein Remis für die Runde der letzten Acht gereicht hätte, wollten die ÖFB-Frauen keinesfalls auf Unentschieden spielen, führt Billa aus.
Viertelfinal-Duell mit "Übermacht" Deutschland
Das war bis zum Schluss zu sehen, auch wenn die Norwegerinnen nach Seitenwechsel und speziell in den letzten Spielminuten doch noch aufkamen und beinahe den Ausgleich erzielten.
"In der zweiten Hälfte haben die Kräfte ein bisschen nachgelassen und Norwegen hatte auch Chancen, aber wir haben unseren Kasten sauber gehalten", ist Teamchefin Fuhrmann stolz auf die nächste Weltklasse-Abwehrleistung der ÖFB-Frauen.
Auf die Defensive wird auch am kommenden Donnerstag einiges zukommen, wenn es im Viertelfinale gegen Deutschland und damit gegen einen Mitfavoriten um das Ticket fürs Semifinale geht. Eine erneute Halbfinal-Teilnahme wie vor fünf Jahren würde einer Riesen-Sensation gleichkommen.
Dessen ist sich auch Fuhrmann bewusst: "Wir haben es uns hart erarbeitet und freuen uns auf das Duell mit Deutschland. Wir wissen, dass Deutschland eine Übermacht ist und derzeit extrem performt."
Fuhrmann: "Gesamte Reise ein wundervolles Erlebnis"
Allerdings rechneten vor dem Turnierbeginn auch nur die wenigsten Frauenfußball-Kenner damit, dass sich Österreich in einer Gruppe mit den Gastgeberinnen aus England und der Frauenfußball-Großmacht Norwegen durchsetzen wird.
"Es ist noch etwas unrealistisch, es geschafft zu haben", muss auch Fuhrmann gezwickt werden. Für die 41-Jährige war "die gesamte Reise bis hierher schon ein wundervolles Erlebnis."
Noch muss diese Reise aber noch lange nicht zu Ende sein. Bereits vor fünf Jahren hatte Österreich niemand auf der Rechnung, auch damals schlugen die ÖFB-Frauen mit Spanien eine Fußball-Großmacht im Viertelfinale.
Vielleicht wird Wolfgang Ambros auf seine alten Tage auch noch in England berühmt, wenn am 31. Juli beim Finale plötzlich "Zwickt's mi, I glaab I tram" durchs Wembley hallt. Zuzutrauen ist diesen ÖFB-Frauen nämlich alles.