"Vorfreude. Einfach nur Vorfreude."
Sarah Zadrazil bringt die Stimmung im ÖFB-Frauen-Nationalteam kurz vor Beginn der Europameisterschaft in England auf den Punkt.
"Das wird ein unglaublich tolles Event. Ich glaube, so etwas werden wir so schnell nicht mehr erleben", meint die Bayern-München-Legionärin.
Dabei liegt die Latte nach der überragenden Europameisterschaften 2017 ziemlich hoch. Als klarer Außenseiter ins Turnier gegangen, überraschten die Österreicherinnen damals mit dem Einzug ins Halbfinale.
Von Vergleichen mit 2017 halten Zadrazil und Co. allerdings wenig. "Damals waren wir klarer Außenseiter, diese Rolle haben wir jetzt nicht mehr", sagt die ÖFB-Mittelfeldspielerin gegenüber LAOLA1. "Wir wollen diesmal eine neue Geschichte schreiben."
Sommermärchen 2.0?
Das Potenzial für ein Sommermärchen 2.0 ist im ÖFB-Team definitiv vorhanden.
Der Kern der aktuellen Spielerinnen schrieb schon 2017 die Erfolgsgeschichte mit, verfügt über viel Erfahrung. Dazu kommen junge Talente, die frischen Wind ins Team bringen.
Das ist der ÖFB-Kader für die EM >>>
"Wir haben einen sehr breiten Kader mit sehr viel Qualität, das macht uns als gesamtes Team besser", erklärt Zadrazil.
Das bescheinigt auch Ex-ÖFB-Präsident Leo Windtner kürzlich: "Das Sommermärchen 2017 war das Schlüsselereignis für den Frauenfußball schlechthin. Danach war es schwierig, da noch einmal was draufzusetzen. Es ist aber gelungen, im technisch-taktischen Bereich einen großen Sprung zu machen. In England wird es schwierig, aber mit dem nötigen Rüstzeug glaube ich, dass es durchaus eine realistische Chance gibt, dass auch 2022 ein durchaus schöner Sommer wird."
Herz ist Trumpf
Hört man sich bei den ÖFB-Spielerinnen um, fallen immer wieder die gleichen Attribute, wenn man nach der größten Stärke des Teams fragt: Zusammenhalt. Teamgeist. Herz.
"Die Stimmung auf und neben dem Platz, die wir als Mannschaft haben, das ist was ganz besonderes. Das habe ich in der Form auch noch nie erlebt."
"Es ist einfach diese Familie, die man hat. Viele von uns spielen schon jahrelang zusammen, dann kommen wieder Junge dazu und bringen frischen Wind rein. Man freut sich einfach immer, wenn man zum Team kommt, egal ob es vor einem Testspiel oder vor einer EM ist. Das zeigt schon, welche Gemeinschaft wir haben, welchen Zusammenhalt. Das zeichnet uns als Team aus", erklärt Torfrau Manuela Zinsberger im LAOLA1-Interview.
Auch Zadrazil streicht den Teamspirit hervor: "Die Stimmung auf und neben dem Platz, die wir als Mannschaft haben, das ist was ganz besonderes. Das habe ich in der Form auch noch nie erlebt. Wir sind alle befreundet und haben immer einen Mega-Spaß zusammen, auch wenn wir hart arbeiten müssen. Das ist schon sehr, sehr speziell."
Eben dieses Mannschaftsgefühl ist etwas, das von 2017 geblieben ist. "Auch das Lernwillige und der Ehrgeiz", meint Zinsberger.
Auch Teamchefin Irene Fuhrmann erinnert sich an die EM 2017 und sieht Parallelen zum aktuellen Team.
"Die Euphorie war damals gegeben, weil wir bis ins Halbfinale gekommen sind, aber schon auch wegen der Art und Weise, wie die Mannschaft aufgetreten ist. Ich glaube nicht, dass wir den besten Fußball gespielt haben, aber dass wir als Kollektiv begeistert haben mit Leidenschaft und Kampfgeist. Ich glaube, genau diese Werte braucht es jetzt wieder."
Fuhrmann über EM-Gruppe: "Da braucht es das Kollektiv"
Die Leidenschaft und der Ehrgeiz ist beim ÖFB-Team vor dem Auftaktspiel gegen Gastgeber England am 6. Juli im mit rund 75.000 Fans ausverkauften Old Trafford Stadium ungebrochen.
Am zweiten Spieltag geht es weiter gegen EM-Debütant Nordirland und im letzten Gruppenspiel wartet der zweifache Europameister Norwegen (1987 und 1993).
"Sicher ist die Erwartungshaltung von außen eine andere, aber wir können es sehr realistisch einschätzen. Es war 2017 auch keine leichte Gruppe mit Schweiz, Island und Frankreich, die jetzt ist aber deutlich schwieriger", sagt ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann.
"Die Kräfteverhältnisse haben sich nicht grundlegend geändert. Wir haben uns weiterentwickelt, gerade im Spiel mit dem Ball, aber England und Norwegen sind ganz klar vor uns zu sehen. Da braucht es das Kollektiv, um dagegenhalten zu können", betont sie gegenüber LAOLA1.
Das Ziel der ÖFB-Damen ist klar: So lange wie möglich im Turnier zu bleiben. "Aber wir müssen auch realistisch bleiben. Meine Idealvorstellung wäre, dass wir gegen England eine gute Leistung zeigen, egal wie dann das Ergebnis aussieht. Gegen Nordirland müssen wir unsere Hausaufgaben machen, um dann gegen Norwegen selbst die Chance zu haben, die Gruppenphase zu überstehen", meint Fuhrmann.
Und wer weiß, vielleicht wächst das ÖFB-Team erneut über sich hinaus, mit Teamgeist und Herz, und schreibt eine neue Erfolgsgeschichte.
Sarah Zadrazil hat die passende Überschrift dafür schon parat: "Das Frauen-Nationalteam begeistert Österreich."