2017 hat Dominik Thalhammer Österreichs Frauen-Nationalteam bis ins EM-Halbfinale geführt. 2022 wird er seinen ehemaligen Spielerinnen - ziemlich genau zwei Jahre nach dem Ende seiner Ära - aus der Ferne immer noch die Daumen drücken.
"Wenn man neun Jahre dabei war, ist es klar, dass man noch eine Verbindung hat", sagte der Trainer des belgischen Männer-Erstligisten Cercle Brügge im Gespräch mit der APA. Die Ausgangslage der ÖFB-Auswahl schätzte er als schwierig ein.
Die ÖFB-Auswahl trifft im Auftaktspiel am 6. Juli im ausverkauften Old Trafford Stadium auf Mitfavorit England. "Ich vergönne es ihnen sehr, das ist sicher eine super Sache, wenn das ausverkauft ist. Das ist eine andere Dimension des Frauenfußballs als damals in den Niederlanden", meinte Thalhammer.
EM? Das wird richtungsweisend
Damals spielten Viktoria Schnaderbeck und Co. vor einer ganz anderen Kulisse, sogar im Halbfinale waren es "nur" 10.000 Zuschauer. "Der Frauenfußball hat in England einfach einen höheren Stellenwert", weiß der 51-Jährige.
Das Eröffnungsspiel bezeichnete er als für den Turnierverlauf richtungsweisend. "Es hängt viel davon ab, ob es da möglicherweise gelingt, einen Punkt zu holen und eine gute Performance hinzulegen."
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Danach wartet am 11. Juli Nordirland in Southampton. "Da darf es keine Probleme geben, das ist eine Mannschaft, die man schlagen wird." Alleine das wird für den Aufstieg zu wenig sein. "Man muss auch schauen, dass man gegen England und Norwegen, das traditionell ein starkes Land im Frauenfußball ist, Punkte herbekommt. Das ist gewiss eine Challenge", so Thalhammer.
Der "Riesen-Pluspunkt"
Den Großteil des aktuellen Kaders hatte er bereits 2017 unter seinen Fittichen.
"Dass die arrivierten Spielerinnen die Erfahrung einer EM haben, ist ein Riesen-Pluspunkt. Dazu sind einige Junge dabei, die damals schon Talente waren. Es gibt jetzt mehr Alternativen, die Kaderstruktur hat sich schon sehr stark zum Positiven entwickelt", unterstrich Thalhammer. Am Standing vieler Spielerinnen hat sich aber nichts geändert, sie sind weiterhin extrem wichtige Säulen.
"2017 waren wir ganz klar in der Underdogrolle. Die Kombination aus der Entwicklung klarer Waffen, wie der Switch von Systemen im Spiel, der bei den Gegnern für extrem viel Stress gesorgt hat, dem Überraschungseffekt und einer unglaublichen mentalen Stabilität, an der wir extrem hart gearbeitet haben, hat den Erfolg gebracht", resümierte der Ex-ÖFB-Frauen-Teamchef.
"Erwartungshaltung ist sehr groß"
Diesmal tritt das Team als EM-Halbfinalist an. Das erleichtert die Sache sicher nicht. "Was die mentale Vorbereitung betrifft, wird man auf hohem Niveau arbeiten müssen, weil die Erwartungshaltung schon sehr groß sein wird", sagte Thalhammer.n gegen Dänemark (0:3) Endstation war.
Er verzichtete darauf, Druck auf das Team auszuüben. "Natürlich kann es sein, wenn du nach der Vorrunde ausscheidest, dass die Leute sagen, es war enttäuschend. Ich denke aber, dass alleine das Erreichen der EM ein großer Erfolg ist."
Fuhrmann? "Macht ihre Sache sehr gut"
Das Sagen hat seit Juli 2020 mit Irene Fuhrmann Thalhammers ehemalige Co-Trainerin. "Sie macht ihre Sache glaube ich sehr gut", urteilte Thalhammer aus der Ferne. Großartige Tipps wollte er seiner Ex-Mitarbeiterin nicht mit auf den Weg geben. "Jeder macht es auf seine Art und Weise, was am Ende auch gut ist."
Ein allgemeines Detail wollte er aber doch erwähnen.
"Es ist wichtig, dass der Trainer, der bei der EM vorne steht, sich durch eine gewisse Lockerheit und Souveränität auszeichnet. Es strahlt positiv auf die Spieler, wenn sie spüren, da ist wer da, der alles im Griff hat."
Bei Thalhammer war das der Fall, wie Fuhrmann miterlebt hat. Direkten Kontakt im Turnier-Vorfeld hat sie keinen gesucht. "Medial war er eine Koryphäe, da hatte er seine absoluten Stärken", sagte die 41-jährige Wienerin.
Thalhammer fiebert als Fan mit
Thalhammer kann die Endrunde aufgrund seines Engagements in Belgien bestenfalls via TV verfolgen.
"Wenn es mir möglich ist, werde ich mir die Österreich-Spiele schon anschauen. Ich hoffe, dass sie ein gutes Eröffnungsspiel schaffen und mit guten Leistungen Werbung für den Frauenfußball machen." Wie 2017, wo bei der ÖFB-EM-Premiere erst im Halbfinale im Elfmeterschieße