Die FIFA wird im Rahmen der WM 2023 in Australien und Neuseeland so hohe Beträge ausschütten wie niemals zuvor für eine Frauen-Weltmeisterschaft.
Das Gesamtpaket umfasse 152 Millionen Dollar (138 Mio. Euro), präsentierte der Fußball-Weltverband vor Turnierstart eine Summe, die etwa einem Drittel des Männer-Preisgelds entspricht.
Doch damit ist der Verband weit näher an gleicher Bezahlung als so manche TV-Anstalt, glaubt man FIFA-Präsident Gianni Infantino.
Infantino: "Beispielloser Verteilschlüssel"
In dem neuen Modell, das die FIFA Anfang Juni der Öffentlichkeit vorlegte, wandern rund 50 Mio. Dollar direkt als Prämien an alle Spielerinnen. Die 23 Weltmeisterinnen werden je 270.000 Dollar (245.700 Euro) erhalten. "Dank diesem beispiellosen neuen Verteilschlüssel hat jede Spielerin bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023 die Gewissheit, dass sie für ihren Einsatz gemäß Turnierverlauf voll entschädigt wird", betonte Infantino laut der offiziellen Pressemitteilung.
"Das Jahresgehalt von Profispielerinnen beträgt weltweit im Schnitt circa 14.000 US-Dollar. Die Beträge, die unter diesem einzigartigen neuen Modell ausgeschüttet werden, haben damit effektive und positive Folgen für das Leben und die berufliche Laufbahn dieser Spielerinnen", erklärte Infantino weiter.
Die Beiträge für alle Spielerinnen des Turniers sind zudem zweckgebunden - das heißt, sie dürfen von den Nationalverbänden nicht für andere Kostenpunkte verwendet werden.
Punitgam und Wenninger zeigen sich erfreut
"Ich bin schon überrascht, was für einzelne Spielerinnen an Prämien möglich ist, da tut sich schon im Frauenfußball finanziell auch einiges. Ich bin positiv überrascht, dass es in der Höhe ist", verlieh Ex-ÖFB-Teamkapitänin Carina Wenninger ihrer Anerkennung im APA-Gespräch Ausdruck.
"Das war schon längst überfällig. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, das wird das ganze Leistungsniveau noch weiter anheben", meinte Österreichs Rekordspielerin Sarah Puntigam. David Aganzo, der Präsident der Fußball-Gewerkschaft FIFPRO, sprach von einem "Meilenstein" für den Frauensport.
Freilich ist bis zur totalen Angleichung an den Männer-Bereich noch ein weiter Weg zu gehen. Bei der WM 2022 in Katar betrug die Gesamtdotation 440 Mio. Dollar (400 Mio. Euro), davon bekam Weltmeister Argentinien mit Superstar Lionel Messi am meisten.
Doch zweifellos gibt es Bewegung: Das Preisgeld für die WM 2023 sei eine Verdreifachung gegenüber 2019 und eine zehnfache Steigerung im Vergleich zu 2015, rechnete die FIFA vor.
Bis 2027 Angleichung an Männer-WM
"Unser Ziel ist es, bei den Weltmeisterschaften der Männer 2026 und der Frauen 2027 die gleiche Bezahlung zu haben", kündigte Infantino im vergangenen März beim FIFA-Kongress in Ruanda an. Dort wurde der Schweizer für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt.
Gleichzeitig rügte er dort die Medien, indem er Bezug auf das monatelange Gezerre um die TV-Rechte für die Frauen-WM nahm. "Wir müssen in diesem Kampf für die Gleichstellung alle auf derselben Seite stehen", sagte er. "Die FIFA erhöht ihre Schlagzahl, nicht nur mit Worten. Aber leider ist das nicht bei allen in der Branche der Fall."
Infantino mit herber Kritik
Laut Infantino erhielt die FIFA für die Frauen-Übertragungsrechte Angebote, die nur ein Hundertstel der Offerte der jeweiligen Unternehmen für die Männer-WM ausmachten.
"Dieselben öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die von Steuergeldern bezahlt werden, kritisieren die FIFA, weil sie Männern und Frauen nicht die gleiche Bezahlung garantiert", echauffierte sich Infantino.
"Ihr zahlt uns 100-mal weniger, aber eure Einschaltquoten sind ähnlich. Vielleicht 20, 25 Prozent weniger für die Frauen als für die Männer, nicht 100 Prozent. Bieten Sie uns 20-mal weniger an, bieten Sie uns 50-mal weniger an, aber nicht 100-mal weniger!"