Barbara Dunst ist Österreichs Fußballerin des Jahres 2023.
Die 26-jährige Steirerin setzt sich bei der zum sechsten Mal von der APA unter den Sport-Verantwortlichen der zehn Klubs der Admiral Frauen-Bundesliga durchgeführten Wahl mit der höchsten Punkteausbeute überhaupt (29) durch.
Hinter der Mittelfeldspielerin von Eintracht Frankfurt landeten Bayern Münchens Sarah Zadrazil (24) und Liverpools Marie-Therese Höbinger (15).
Fünf Trainer wählen sie auf Platz 1
Schon zum fünften Mal geht der Titel an eine Spielerin der deutschen Bundesliga, 2022 war das auch bei Hoffenheims Julia Hickelsberger-Füller der Fall.
Während die ein verletzungsgeplagtes Jahr hinter sich hat, blühte Dunst 2023 richtig auf. Enorme Ballsicherheit, unglaubliche Laufarbeit und neuerdings auch eine sehr ausgeprägte Torgefahr zeichnen ihr Spiel aus und sorgen für ein tolles Gesamtpaket. Das ist auch den Liga-Coaches nicht verborgen geblieben.
"Sie war im Verein sehr konstant und hat auch im Nationalteam immer wieder sehr, sehr gute Leistungen gebracht", sagt St. Pöltens Liese Brancao.
Altach/Vorderlands Bernhard Summer bezeichnet Dunst als "sehr schlaue und mit viel Mentalität und Siegeswillen ausgestattete Spielerin".
Auch Austria Wiens Stefan Kenesei hatte die Frankfurt-Legionärin auf seiner Liste ganz oben. "Sie ist ein Leadertyp, geht voran und glänzt sowohl als Vorbereiterin als auch als Torschützin", verlautet der 38-Jährige.
Und BW-Linz/Kleinmünchens Adis Besic ergänzt: "Sie geht auch in die Zweikämpfe, ackert am Platz und hilft damit der Mannschaft."
Eine seltene "Straßenfußballerin"
Wacker Innsbrucks Manfred Prebio ist der fünfte Coach, der Dunst auf Position eins hatte. Er führt noch eine andere Komponente ins Treffen, indem er sagt: "Sie ist mit ihrem makellosen Auftreten eine perfekte Repräsentantin des österreichischen Frauenfußballs."
Auch für Frankfurt ist sie zum Aushängeschild geworden. "Sie repräsentiert und postuliert durch ihre Entwicklung in den vergangenen vier Jahren auch die Entwicklung des gesamten Vereins", meint Frankfurts Technische Direktorin Katharina Kiel.
Bayern, Roma, Arsenal: Die Klubs der ÖFB-Legionärinnen
Für Coach Niko Arnautis ist Dunst eine "sehr wichtige Schlüsselspielerin", die sich in den vergangenen Jahren "herausragend" entwickelt habe. Das "Powerbündel" ist bei ihm im Mittelfeldzentrum mit vielen Freiheiten ausgestattet.
"Sie ist 2023 noch einmal torgefährlicher geworden und hat sich auch taktisch im Defensivverhalten überragend entwickelt", sagt Arnautis, der weitere Lobesworte parat hat: "Barbara ist eine Straßenfußballerin, die es auf diesem Niveau, gerade im Eins-gegen-Eins, nicht so häufig gibt. Offensiv sehr stark und kreativ, eine Spielerin, die den Unterschied ausmachen kann."
Eine Dauerläuferin
8 Tore in 18 Pflichtspielen für Frankfurt im Herbst, darunter ihr erster Karriere-Hattrick, unterstreichen das. Die harte Arbeit in der Sommer-Vorbereitung vor allem an ihrer Fitness, am Abschluss und im mentalen Bereich, hat sich bezahlt gemacht. Auch im ÖFB-Dress traf sie beim 2:1 in der Nations League gegen Portugal.
"Babsi hat sich im letzten Jahr als Fußballerin stark weiterentwickelt, ist aber auch als Mensch gereift", sagt ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann. In allen 25 Spielen seit Mitte Juli stand Dunst in der Startelf. Von Verschleißerscheinungen ist bei der als "nimmermüde" bekannten Akteurin aber an den Spieltagen keine Spur.
Wissen um die Schnelllebigkeit des Fußballs
Dunst jagte nach anfänglichen Versuchen im Hof mit der Oma ab der U7 beim SV Anger, wo auch Hartbergs Jürgen Heil tätig war, dem runden Leder nach. Über LUV Graz ging es zu St. Pölten, wo sie in der ÖFB-Frauenakademie auch die Handelsschule abschloss.
Über Leverkusen und Duisburg landete sie im Sommer 2019 in Frankfurt. Dort freundete sich die Sportmanagement-Studentin im Herbst mit der "echt krassen" Mehrfachbelastung gut an.
Bei TV-Übertragungen wird von der Leistung der stets authentischen Steirerin regelmäßig geschwärmt.
"Es ist schon ein großes Hoch derzeit, aber gerade da ist es wichtig, dass ich bei mir bleibe. Ich weiß, wie schnelllebig der Fußball ist. Jetzt sind es Lobeshymnen, dann gibt es wieder andere Phasen", meine Dunst.
Heim zu Speck und Kren, der Pokal kommt mit
Die erlebte sie vergangenes Jahr durch die verpasste Champions League und das Out im WM-Playoff. Auch diesen Sommer habe sie eine schwierige Phase gehabt. Ihr Anker sind da Familie und Freunde. "Sie sind unfassbar wichtig für den Erfolg. Daraus habe ich die größte Kraft gezogen."
Deshalb geht es nach dem CL-Duell mit Benfica am Donnerstag und der Klub-Weihnachtsfeier in die Steiermark. Dunst freut sich auf "Speck mit Kren", was ihr ihr Vater schon im Sommer mitgebracht hatte.
"Ich weiß zu schätzen, was meine Familie für mich gemacht hat, ohne das wäre es nicht möglich gewesen. Deshalb will ich versuchen, ihnen mit gemeinsamer Zeit etwas zurückzugeben."
Und auch materiell wird es ein Geschenk geben. Dunst kündigte an, den Pokal für die Fußballerinnen-Wahl im elterlichen Wohnzimmer zu platzieren.
"Stillstand ist für mich ganz schlimm"
Langlaufen, Skifahren oder Thermenbesuche sind Aktivitäten, die sie in der fußballlosen Zeit ins Auge fasst. Schon Ende des Jahres muss aber ein Heimprogramm absolviert werden, da es am 5. Jänner mit Leistungstests weitergeht, gefolgt von einem Trainingslager.
Dabei gilt es für die Ziele Top drei in der Liga, CL-Viertelfinale und EM-Ticket zu schuften. "Stillstand ist für mich ganz schlimm, ich habe Hunger auf mehr", betont Dunst.
Spaß, Lockerheit und Gesundheit - eine grobe Verletzung hatte sie nie - seien wichtige Faktoren auf dem Weg.