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Barcelona Femeni: Vom Charity-Spiel zur Fußballgroßmacht

Im Frauenfußball sind die Katalaninnen heute das Maß der Dinge. Beginn der Erfolgsstory war ein Charity-Spiel in den 70ern.

Barcelona Femeni: Vom Charity-Spiel zur Fußballgroßmacht Foto: © getty

Der FC Barcelona ist zweifelsohne einer der Vereine, der den Fußball seit vielen Jahren erheblich prägt.

Viele verbinden den Klub wohl mit der "Prime Barca"-Zeit, wie es so schön auf Social Media heißt. Gemeint ist damit die Ära von Pep Guardiola zwischen 2008 und 2012, angeführt von Namen wie Lionel Messi, Andrés Iniesta oder Xavi Hernández. 

Doch nicht nur die Männermannschaft des traditionsreichen Vereins aus Katalonien fährt große Erfolge ein. Auch das Frauenteam Barcas erreichte in seinem vergleichsweise kurzen Bestehen bereits Beachtliches, schrieb bereits mehrmals Geschichte.

Anlässlich des Heimspiels der Frauen des SKN St. Pölten gegen die Spanierinnen in der Women's Champions League (Donnerstag, ab 21 Uhr im LIVE-Ticker) hat sich LAOLA1 genauer mit dem Werdegang und der Historie des zurzeit wohl besten Frauenfußballteams der Welt beschäftigt.

Die Anfänge - eine Zeit, in der Frauenfußball verboten war

Begeben wir uns zunächst in die 70er Jahre, wo Immaculada Cabeceran mittels eines Treffens mit Agusti Montal, damals Präsident des FC Barcelona, im Herbst 1970 die "Peña Femenina Barcelonista", die Vorgängerinnen der heutigen Mannschaft, gegründet hat.

Montal unterstützte sie bei der Bildung des Frauenteams. Durch Zeitungsinserate fanden sich 17 Frauen, die vom einstigen Barca-Akteur Antoni Ramallets trainiert und auf das Charity-Spiel gegen Unio Esportiva Centelles am 25. Dezember 1970 - was heute als erstes Spiel der Frauen des FC Barcelona gilt - vorbereitet wurden.

Wichtig zu erwähnen sind zwei Dinge: Nämlich zum einen, dass das Team zum damaligen Zeitpunkt noch nicht offiziell zum Verein gehörte, und zum anderen, dass es nicht nur in Spanien, sondern vielen anderen Ländern Europas – darunter auch Deutschland (bis 1970) und Österreich (bis 1972) - verboten war, Frauenfußball auszuüben.

Erst seit 2002 offiziell Teil des FC Barcelona

In den 80er Jahren wurde die Mannschaft dann auf "Club Femeni Barcelona" umgetauft, und war 1988 Gründungsmitglied der Liga Nacional, die erste anerkannte Frauenliga des Landes, aus der sie 1996 aber abstieg – zwischendurch gelang 1994 der erste Pokalsieg.

Erst vor 22 Jahren, also 2002, wurde der Club Femeni Barcelona dann offiziell als "Futbol Club Barcelona Femeni" in den FC Barcelona eingegliedert. 

Nach zwei missglückten Wiederaufstiegsversuchen gelang es dem FC Barcelona 2004 schließlich, in die inzwischen umbenannte "Superliga Femenina" aufzusteigen, doch nach der Spielzeit 2006/07 folgte der erneute Abstieg.

Auflösung des Frauen-Teams stand im Raum

Ein kritischer Punkt im Werdegang der heute so starken Mannschaft, denn infolgedessen soll der Verein über eine mögliche Auflösung dieser nachgedacht haben – was aus heutiger Sicht zum Glück nicht passiert ist.  

Nachdem sich Trainer Xavi Llorens verabschiedete, ging es steil nach oben.
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2007/08 gelang der direkte Wiederaufstieg, seitdem sind die Barca-Frauen nicht mehr aus der höchsten spanischen Spielklasse zu verdrängen. Nach und nach arbeiteten sich die "Blaugrana" an die Spitze heran, und konnten 2011 die Copa de la Reina - wie schon 1994 - gewinnen.

Es sollten viele Titel folgen. Mit einem Punkterekord von 94 Zählern gewann Barcelona 2011/12 erstmals die Meisterschaft, und durfte somit auch erstmals an der UEFA Women’s Champions League teilnehmen. 

In den Jahren darauf folgten weitere nationale Titel, auch international machte man Fortschritte, sodass die Frauenabteilung des FC Barcelona 2015 professionalisiert wurde. 

Barca schreibt Geschichte

Mit der Professionalisierung wurden auch internationale Erfolge stärker gewichtet. Mit raschem Erfolg. Gleich in der Saison 2016/17 erreichten die Blaugrana das Halbfinale der UEFA Women's Champions League, nie zuvor hatte es eine spanische Mannschaft so weit geschafft.

2017 kam es zu einem Umbruch, der langjährige Erfolgscoach Xavi Llorens trat von seinem Amt zurück, zudem wurde auch der Kader erheblich umgebaut. 2018/19 konnte Barca den FC Bayern München im Halbfinale der Women's Champions League biegen, die erstmalige Finalteilnahme ging gegen Olympique Lyon, Titelverteidiger und Rekordsieger (8x), aber verloren.

Barca und Lyon sind bis heute übrigens die einzigen beiden Teams, die es sowohl mit den Männern als auch den Frauen im selben Jahr in das Halbfinale der Champions League geschafft haben.

Am Gipfel angekommen

Alexia Putellas gehört zu den besten Fußballerinnen des Planeten.
Foto: © getty

Bleiben wir gleich beim Historischen.

Am 16. Mai 2021 gelang dem FC Barcelona ein Kunststück, was bisher kein anderer Verein auf dieser Welt geschafft hat: Mit dem erstmaligen Champions-League-Sieg der Frauenmannschaft (4:0 gegen den FC Chelsea, was zugleich der höchste Finalsieg der Geschichte ist) krönten sich die Katalanen zum ersten Klub, der beide Königsklassen gewinnen konnte.

Im November desselben Jahres wurde Kapitänin Alexia Putellas, bis heute Spielerin der Spanierinnen, zur ersten Ballon d'Or-Siegerin Barcas und ihres Landes gekürt.

Der Status quo

Nun ja, man kann sagen, dass die Frauen des FC Barcelona seit 2021 nicht unbedingt schlechter geworden sind. Im Gegenteil: Drei Jahre später stellt Barcelona etwa mit Putellas und Aitana Bonmatí zwei doppelte Siegerinnen des weiblichen Ballon d'Ors.

Zudem gewannen sie 2022, 2023 und auch 2024 die spanische Meisterschaft, 2023 und 2024 zudem erneut die Women's Champions League. Sportlich gesehen sind die Barcelona Femeni also ohne Zweifel der Maßstab im internationalen Frauenfußball.

Auch die Zuschauerzahlen sind im Frauenfußball ein Thema, was durchaus noch ausbaufähig ist. Der Rekord kann sich aber sehen lassen: Mit 91.648 Zuschauern beim Champions-League-Halbfinale 2022 im Camp Nou gegen Wolfsburg halten die Barca-Frauen den internationalen Rekord auf Klubebene.

Wie stehen jetzt also die Chance der Niederösterreicherinnen am Donnerstagabend? Nun, das Hinspiel in Spanien ging mit 0:7 ganz klar verloren. Mit der Unterstützung von gut 7.000 Fans in der Generali Arena soll das Heimspiel jetzt besser vonstattengehen.


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