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Frauen-Bundesliga: Erstes Derby im Land der Pionierinnen

Am Wochenende steigt das erste Vorarlberger Derby in der Frauen Bundesliga. LAOLA1 hat bei Altach/Vorderland und Dornbirn/Lustenau nachgefragt.

Frauen-Bundesliga: Erstes Derby im Land der Pionierinnen Foto: © SCR Altach

Vorarlberg – eine Frauenfußball-Hochburg?

Das westlichste Bundesland Österreichs stellt jedenfalls seit der laufenden Saison zwei Teams im Fußballoberhaus der Frauen: die SPG SCR Altach/FFC Vorderland und Aufsteiger SPG FC Lustenau/FC Dornbirn Ladies. Am Samstag (12:00 Uhr, LIVE auf ORF Sport+) stehen sich beide Teams in der Sparkasse Arena Birkenwiese erstmals in der Bundesliga gegenüber.

LAOLA1 hat sich im Vorfeld des Spiels mit Akteurinnen beider Teams unterhalten. Dabei wird deutlich: Die Vorfreude ist in beiden Lagern groß.

Altach/Vorderland geht ohne Punktverlust ins Ländle-Duell
Foto: © SCR Altach

Die Favoritinnen

Als klare Favoritinnen gelten die Gäste aus Altach. Das verrät nicht nur der Blick auf die Tabelle: Derzeit liegt die Elf von Coach Bernhard Summer auf Tabellenplatz zwei, punktgleich mit Serienmeister und Champions-League-Teilnehmer SKN St. Pölten.

Altach ist furios in die Saison gestartet, hält nach sechs Spielen beim Punktemaximum von 18. „Sie haben ihre Stärken defensiv in der Offensive. Dass sie in der Tabelle dort stehen, haben sie ihrer Offensive zu verdanken“, sagt Dornbirn/Lustenau-Spielerin Jana Sachs, die in der Vorsaison selbst noch in Altach kickte. 22 Mal trafen ihre Ex-Kolleginnen bisher ins Schwarze, mussten auch nur zwei Gegentreffer (Bestwert in der Liga) hinnehmen.

Die SPG Altach/Vorderland ist seit der Saison 2021/22 in der Bundesliga vertreten. Damals schloss man sich mit dem Bundesligisten FFC Vorderland zu einer Spielgemeinschaft zusammen. Seitdem profitiert man auch von den professionelleren Strukturen. „Wenn man eine Männermannschaft dabeihat, wie wir in Altach, fällt finanziell vieles leichter", weiß Emilia Purtscher. Die Heimspiele tragen die Damen ebenfalls in der „Cashpoint Arena" aus.

Eileen Campbell gilt als Altacher Aushängeschild
Foto: © SCR Altach

Campbell als Altacher Aushängeschild

Dass in Altach gute Arbeit geleistet wird, honoriert auch ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann. Stürmerin Eileen Campbell kann bereits sechs A-Länderspiele vorweisen und erzielte zwei Treffer. Bei der Bruno-Gala wurde sie zur Spielerin der Saison gekürt.

Ein Indiz, welchen Stellenwert Vorarlberg für den heimischen Frauenfußball hat, ist die Austragung des Nations League-Spiels am 27. Oktober in Altach. „ Es wird viel daran gesetzt, in den Frauenfußball zu investieren", findet Campbell.

Dass nun zwei Vorarlberger Teams in der Bundesliga in der Bundesliga kicken, habe dem Stellenwert des Frauenfußballs im Ländle ebenso gut getan. „Man liest auch immer öfter in den Medien über den Frauenfußball - das ist natürlich sehr schön. Es geht auch im Nachwuchs einiges voran, es gibt immer mehr Nachwuchsmannschaften“, sagt Heike Müller, die Lustenau/Dornbirn als Kapitänin aufs Feld führen wird. Teamkollegin Sachs sieht das ähnlich, wenngleich der Stellenwert im Vergleich zu den Männern noch gering sei: „Wir sind oben – aber es wissen noch nicht viele.“

Vorarlberg profitiert von Akademie

Bereits im März 1991 beschloss der Vorstand des Vorarlberger Fußballverbands die Durchführung der ersten Landesliga-Meisterschaft der Frauen im folgenden Herbst. Eine eigene Frauen-Meisterschaft gab es in den restlichen Landesverbänden damals noch nicht. Gespielt wurde zunächst auf Kleinfeld. 

Dass die Vorarlberger Vorreiterrolle mittlerweile auch in der Bundesliga Früchte trägt, hat man auch der Nachwuchsarbeit in der Vorarlberg-Akademie zu verdanken. "Es gibt mit der Akademie einen Stützpunkt, wo die Mädchen gut aufgehoben sind und sich weiterentwickeln können", erzählt Altachs Selina Albrecht.

Sie ist eine von mehreren Spielerinnen, die so den Sprung in die Bundesliga schafften: Der Vorarlberger Fußballverband bietet jungen Talenten eine mehrstufige Ausbildung, von der LAZ-Vorstufe U12 bis in den Erwachsenenfußball. Auf dem Weg dorthin gibt es auch noch das bundesweit spielende "AKA Vorarlberg-FFC Vorderland Future Team" am Standort Altach.

"Es gibt mit der Akademie einen Stützpunkt, wo die Mädchen gut aufgehoben sind und sich weiterentwickeln können."

Selina Albrecht, Spielerin SPG Altach/Vorderland

Es ist der Mix aus jungen, hungrigen Spielerinnen aus Vorarlberg wie Campbell oder Linda Natter (18), die in der Vorsaison mit 18 Treffern Torschützenkönigin wurde, erfahrenen Spielerinnen wie Sabrina Horvat (zuvor 1. FC Köln) die zurück nach Vorarlberg geholt wurden und Legionärinnen, die den Kader verstärken, der Altach/Vorderland so gut macht. 

Aus Duisburg wurde Sarina Heeb verpflichtet, Francesca Calo kam 2022 aus Köln und trägt mittlerweile die Kapitänsbinde. Maria Olsen (Dänemark) stellt ihre Gefährlichkeit – nicht nur bei Standards – seit der Vorsaison unter Beweis. Die Schweizerin Eleni Rittmann (176.000 Follower auf Instagram) konnte ihre Qualitäten hingegen bislang verletzungsbedingt auf dem Platz noch nicht zeigen.

Die Außenseiterinnen

Lustenau/Dornbirn hingegen gilt im Derby nur als Außenseiter. Eine Rolle, an die sich die Spielerinnen erst gewöhnen mussten. Denn verlieren – das war für das Team lange kein Thema. 

Vor fünf Jahren wurde beim FC Dornbirn von den Mäzenen Werner Brunold und Thomas Türtscher der Weg in die Bundesliga gestartet. Bis zum Aufstieg in die 2. Liga wurden alle 36 Meisterschaftsspiele in der Landes- und Vorarlbergliga sowie die zwei Relegationsspiele gegen den SV Innsbruck gewonnen. Torverhältnis: 417:9. Heike Müller ist seit den Anfängen 2018 bei Dornbirn. Sie sagt: „In der 2. Liga haben wir erst lernen müssen, zu verlieren.“

In weiterer Folge dauerte es drei Jahre, bis Dornbirn den Sprung in die höchste Spielklasse schaffte. 2022 verpasste man den Aufstieg nur hauchzart: Union Kleinmünchen/Blau-Weiß Linz fixierte diesen am letzten Spieltag, punktegleich mit den Dornbirnerinnen. Diese stiegen ein Jahr später auf, nunmehr als Spielgemeinschaft mit dem FC Lustenau, in den Farben Blau-Weiß, mit Heimspielen im Stadion an der Holzstraße. 

Mit einem 4:0-Sieg gegen RW Rankweil machte die SPG den Aufstieg perfekt, die damalige Kapitänin Caroline Fritsch meinte danach: „Jetzt ist der Druck des Siegen-müssens endlich weg, die nächste schwere Aufgabe in der Bundesliga kann kommen.“

Nach sechs Runden stehen in der Bundesliga bislang vier Punkte zu Buche. Mittelfeldspielerin Sachs weiß um die Rollenverteilung vor dem Spiel: „Man freut sich schon aufs Derby. Natürlich sind sie momentan stärker. Ich denke, dass es hart wird, wir diszipliniert auftreten und unsere Chancen nützen müssen. Aber es ist ein Derby, das darf man nicht vergessen."

Jana Sachs spielte in der Vorsaison noch für Altach/Vorderlan, im Derby geht es gegen die Ex-Kolleginnen
Foto: © GEPA

Lustenau/Dornbirn noch nicht eingespielt

Auch Müller (20), sieht die Vorteile beim Bundesland-Rivalen: „Sie haben ziemlich gute Einzelspielerinnen, die ein Spiel auch alleine entscheiden können. Außerdem sind sie gut bei Standards - das werden wir uns natürlich anschauen und trainieren."

Für Altach stellt der Gegner eine Unbekannte dar. Ein Aufeinandertreffen gab es in einem Bewerbsspiel erst einmal: 2019 siegte Altach/Vorderland im Cup mit 4:0. Altachs Selina Albrecht sieht bei Dornbirn aber durchaus Potenzial: „Sie haben im Sommer viele Neuzugänge aus dem Ausland geholt. Am Anfang der Saison hat man gesehen, dass es noch ein bisschen hapert, man merkt aber, wie sie langsam ins Kombinieren kommen."

Auch Müller spricht von einem schwierigen Start, wegen beruflichen Gründen hätten einige Spieler den Verein verlassen, die neu zusammengewürfelte Mannschaft sich erst finden müssen. Hinzu kommt, dass nach der Auftaktpleite gegen Sturm Graz (0:5) Neuzugang Nadia Dopico Diaz im Rahmen einer vereinbarten Probezeit von Brunold freigestellt wurde, Maikerlin Faviana Astudilla Sequera (Venezuela) ihren Vertrag daraufhin ebenfalls kündigte. Zusätzliche Unruhe für ein Team, das sich auch an die Unterschiede in der Bundesliga gewöhnen muss.

"Der Fußball ist schneller, es gibt viele gute Spielerinnen – und es ist kampfbetonter", so Müller. So „semizufrieden“ sei sie mit der bisherigen Saison. „Man sehe, dass Potential da wäre – "aber wir müssen unsere Chancen nutzen und konstanter werden", sagt sie. „Ich bin zufrieden, wie wir uns taktisch entwickeln, aber wir könnten mehr Punkte haben, als wir aktuell haben“, pflichtet auch Sachs bei.

"Die Partie wird sicher umkämpft, ich glaube, dass sie uns das Leben sehr schwer machen werden."

Linda Natter, Stürmerin SPG Altach/Vorderland

Vorfreude auf die Premiere

Damit den Gastgeberinnen dies mit einer möglichen Sensation im Derby gelingt, wird auch die Unterstützung von den Rängen wichtig sein, denn: "das gibt noch einmal einen Push", weiß Müller. Auch Sachs hofft auf viele Zuschauer, "es wird sicher ein besonderes Flair werden."

Altach-Goalgetterin Linda Natter warnt jedenfalls davor, das Spiel auf die leichte Schulter zu nehmen: "Die Partie wird sicher umkämpft, ich glaube, dass sie uns das Leben sehr schwer machen werden." Müller pflichtet ihr bei und meint weiter: "Es wird sicher sehr speziell. Wir alle freuen uns."

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