Barbara Dunst hat sich mit der Wahl zu Österreichs Fußballerin des Jahres 2023 über die erste große persönliche Auszeichnung in ihrer Karriere freuen dürfen.
Im Gespräch blickt die 26-jährige Mittelfeldspielerin von Eintracht Frankfurt und Stütze des ÖFB-Nationalteams auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück, in dem sie sich gerade in einem "Flow" befindet.
Dabei nennt sie auch einige Gründe für ihren neu entdeckten Torriecher und gibt einen Vorausblick in die Zukunft.
Frage: Wie fühlt es sich an, erstmals als Fußballerin des Jahres im Rampenlicht zu stehen?
Barbara Dunst: Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, freue mich aber natürlich sehr, bin sehr dankbar und finde es richtig cool, auch weil es eine Bestätigung für harte Arbeit ist. Es ist aber nicht nur für mich persönlich eine Auszeichnung, dahinter stecken zahlreiche Menschen, die mich über die Jahre inspiriert, unterstützt und ermutigt haben. Die Auszeichnung habe ich mir auch nicht alleine verdient, es ist ein Spiegelbild von gemeinsamen Leistungen, sei es bei Frankfurt oder im Nationalteam. Ich habe zwei starke Teams hinter mir.
Frage: Sie waren im Herbst in allen Partien in der Startelf, brauchen Sie keine Pause?
Dunst: Ich bin gerade ein bisschen in einem Flow, habe großen Spaß zu spielen und fühle mich nicht danach, dass ich eine Pause brauche, obwohl die Doppel- und Dreifachbelastung richtig knackig ist. Mein Trainer weiß auch, dass ich sehr ungern einmal nicht spiele. Wenn ich das Gefühl hätte, einmal nicht an mein Limit gehen zu können, wäre ich aber so ehrlich und würde ihm das auch so sagen.
Frage: Würden Sie unterschreiben, dass die Fans derzeit die beste Barbara Dunst aller Zeiten sehen?
"Die Nicht-Qualifikation hat mich sehr getroffen, ich habe mir auch fast keine WM-Spiele anschauen können."
Dunst: Ich tue mich mit so einer Einschätzung immer ganz schwer. Sagen wir so: Vielleicht mit der effektivsten.
Frage: 8 Tore in 18 Pflichtspielen auf Klubebene unterstreichen das. Woher kommt der Torriecher?
Dunst: Ich habe im Sommer in der Vorbereitung mehr Zeit gehabt, weil wir nicht bei der WM waren. Ich habe da sehr hart an der körperlichen Fitness gearbeitet, um die weiten Wege als Achter im Mittelfeld auch gehen zu können, aber auch daran, die Abschlüsse zu suchen und vor allem auch, wie ich sie suche. Dass ich ruhig bleibe, dass ich den Ball gut treffe, da gehören viele Punkte dazu, auch viel mentales Training. Ich habe mehr visualisiert, wenn ich in die Box komme, dass ich ruhig bleibe und vielleicht einmal aufschaue und nicht wie früher öfter mit vollem Karacho auf die Hütte haue, sondern gezielt.
Frage: Im Nachhinein hatte die verpasste WM also auch Gutes?
Dunst: Die Nicht-Qualifikation hat mich sehr getroffen, ich habe mir auch fast keine WM-Spiele anschauen können. In der Vorbereitung habe ich viele Zusatzeinheiten gemacht und versucht, den Schmerz und die Wut umzuwandeln, von der Leistung noch einen draufzusetzen und ich glaube, das ist mir sportlich wie menschlich in beiden Teams gelungen.
Frage: Welche Rolle hat die vorzeitige Vertragsverlängerung im September bis 2025 gespielt?
Dunst: Es war die absolut richtige Entscheidung und ich bin sehr zufrieden damit, auch wenn ich sehr lange überlegt habe. Es hat mir eine gewisse Leichtigkeit gegeben, weil ich großen Rückhalt vom Verein gespürt habe. Aktuell würde ich mich für kein Geld der Welt für einen anderen Verein entscheiden, weil die Schritte in Frankfurt für mich sehr prägend waren und sind.
Frage: In Frankfurt sind Sie im Mittelfeld-Zentrum gefragt, im ÖFB-Team als Außenspielerin. Was liegt Ihnen mehr?
"Auch wenn wir unsere Ziele für dieses Jahr erreicht haben, geht es Schlag auf Schlag weiter. Ich habe Hunger auf mehr."
Dunst: Ich spiele sehr gerne im zentralen Mittelfeld, das taugt mir voll, die Mitspielerinnen rund um sich zu haben. Wir spielen bei Frankfurt auch ein System, in dem ich mich defensiv klarerweise an einen Plan halten muss, offensiv aber unglaubliche Freiheiten genieße. Das macht großen Spaß.
Frage: Wie empfinden Sie dann die Rolle im ÖFB-Team?
Dunst: Ich habe schon länger damit gehadert, weil ich das Gefühl gehabt habe, dass ich im Zentrum vielleicht mehr bewirken kann und auch den Drang habe, mich in der Mitte aufzuhalten. Mittlerweile bin ich aber mental so weit, dass ich mich auch am Flügel als wichtige Spielerin sehe und versuche, die beste Version von mir auf den Platz zu bringen, egal auf welcher Position. Ich will meine Leistung abrufen für das Team, im Fußball ist es wichtig, das Ich unter das Wir zu stellen.
Frage: Wie blicken Sie auf das Jahr 2023 zurück?
Dunst: Im Nationalteam haben wir mit Platz zwei in der schwierigen Nations-League-Gruppe Großes erreicht. Vereinsmäßig entwickelt sich die Eintracht hervorragend, gehört mittlerweile zu den Top drei in Deutschland. Wir waren zum zweiten Mal in Folge Dritter in der Liga und sind erstmals in der Champions-League-Gruppenphase dabei. Auch wenn wir unsere Ziele für dieses Jahr erreicht haben, geht es Schlag auf Schlag weiter. Ich habe Hunger auf mehr. Der zweite Platz in der Champions League hinter Barcelona und damit der Viertelfinaleinzug ist machbar. Und im Nationalteam haben wir das klare Ziel, uns für die EM 2025 zu qualifizieren. Das wäre ein Highlight, das ich unbedingt noch einmal erleben will.
Frage: Bis Sommer 2025 läuft auch Ihr Vertrag in Frankfurt, ist ein Wechsel zu einem größeren Klub danach vorstellbar?
Dunst: Ja, oder wir machen einfach Eintracht Frankfurt zu einem noch größeren Verein.