Hört man das Wort "torgefährlich" denkt man als österreichischer Fußballfan wahrscheinlich meist an Spieler wie Maximilian Entrup, Marko Arnautovic oder dem ehemaligen Salzburger Erling Haaland, begeisterte Frauenfußball-Verfolger denken vielleicht noch an Verena Volkmer oder Laura Krumböck.
Jasmin Hofer – die torgefährlichste Spielerin Österreichs im Herbst 2023 – ist wohl so gut wie keinem ein Begriff. Das soll sich ändern. Die 19-Jährige führt in der AK Niederösterreich Frauen Gebietsliga Industrieviertel die Torschützinnen-Liste souverän an, in 13 Spielen erzielte sie stolze 33 Treffer.
LAOLA1 hat sich deshalb mit der Knipserin über ihr Erfolgsrezept, ihren bisherigen Werdegang und ihre Treffsicherheit, die sie nicht nur in der aktuellen Saison unter Beweis stellt, unterhalten.
Von der Verteidigerin zur Topscorerin
Die Begeisterung für den Fußball fand Jasmin bereits als Kind, gerne schaute sie den Profis im Fernsehen zu und duellierte sich zuhause im Garten mit den Nachbarskindern. Erst mit 12 Jahren fand die junge Spielerin schließlich zum Vereinsfußball. In der Saison 2015/16 stieß sie zum USC Kirchschlag, wo sie ihre Anfänge gemeinsam mit den Burschen machte.
Zu ihrer heutigen Position als Stürmerin fand die Niederösterreicherin erst nach einiger Zeit: "Bei den Burschen habe ich damals als Verteidigerin angefangen. Am Großfeld bin ich dann als Innenverteidigerin durchgestartet, und in den Damenmannschaften bin ich schließlich immer weiter nach vorne gerückt. Irgendwann bin ich dann im Sturm gelandet, seitdem komme ich da nicht mehr weg", berichtet die 19-Jährige, die neben dem Fußball als Elementarpädagogin tätig ist, lachend.
In der aktuellen Spielzeit erzielte Jasmin Hofer bereits 33 Tore – und das in 12 Spielen. In einer Partie gelangen ihr stolze elf Tore – ihre Bestleistung – eine Torprämie gibt es beim USC Krumbach aber nicht. "Die Mannschaftsleistung war sehr gut. Es waren insgesamt 32 Tore, die wir erzielt haben, das war aber gegen einen Gegner, der neu dazugekommen ist und noch viele junge Spielerinnen hat", schildert die Torjägerin diese außergewöhnliche Partie.
"Ich habe gesehen, wie weit ich es schon hätte schaffen können. Aber es war natürlich eine richtig harte Zeit."
Ein Karriere-Highlight war das Spiel für Jasmin aber nicht. Auf Nachfrage zeigt sie sich ehrgeizig: "Ein großes Karriere-Highlight habe ich bis jetzt noch nicht. Wir sind leider noch nicht Meister geworden. Allerdings war es schon ein Highlight, als 2018/19 alle Spielerinnen aus der Umgebung neu zusammengewürfelt geworden sind und wir dann auf einmal Herbstmeister waren."
Diagnose Kreuzbandriss - alles zurück auf Anfang
In die Saison 2021/22 startete Jasmin Hofer fulminant: Im Herbst erzielte sie in 13 Spielen unglaubliche 43 Tore, in der Winterpause winkt ihr sogar ein Wechsel in die Bundesliga.
Doch plötzlich kommt alles anders, das Schicksal macht dem jungen Talent einen Strich durch die Rechnung: "Ich habe mir das Kreuzband beim Testmatch für meinen eigentlich neuen Verein gerissen, ich wäre damals in die Bundesliga gekommen. Nach diesem Match bin ich dann wieder nach ganz unten bei 0 angekommen."
Ans Aufhören hat sie aber nie gedacht. "Ich habe gesehen, wie weit ich es schon hätte schaffen können. Aber es war natürlich eine richtig harte Zeit."
Simone Selhofer, ehemalige Mitspielerin und nun Trainerin Österreichs bester Torjägerin 2023, erzählt noch einige Details über die damals schwere Zeit: "Sie hat sich super zurückgekämpft. Meine Co-Trainerin ist gleichzeitig Physiotherapeutin und Masseurin, da war die Jasi immer in Behandlung."
"Ich hoffe mindestens genauso viele oder mehr. Ich will so viele Tore wie möglich schießen."
Dies war auch ein wichtiger Aspekt am harten Weg zurück, so die Trainerin: "Für Jasmin war das natürlich super, dass sie immer eine Ansprechpartnerin hat, die sie schon kennt." Denn auch die Co-Trainerin des USC Krumbach ist eine ehemalige Mitspielerin von Jasmin Hofer.
Vor allem seit der schweren Verletzung ist eine deutliche Entwicklung ersichtlich, berichtet Selhofer weiter: "Vorher war es so, dass der Ball vorgekommen ist, und sie eben ein Tor geschossen hat. Jetzt arbeitet sie auch viel mehr zurück, das macht sie schon sehr gut."
Hofer will hoch hinaus
Jasmin kämpfte sich zurück – und wie: Österreichische Bestleistung 2023, auf den Spuren ihrer Form vor dem Kreuzbandriss. Auf die Frage, wie viele Tore man sich denn im Frühjahr von ihr erwarten kann, meint sie: "Ich hoffe mindestens genauso viele oder mehr. Ich will so viele Tore wie möglich schießen."
An alle ihrer vielen Treffer kann sich Jasmin Hofer nicht mehr erinnern, doch das Gefühl ist bei jedem davon etwas Besonderes: "Natürlich freue ich mich nach meiner Verletzung über jedes Tor sehr, in einem Match gegen Wiener Neustadt oder Tribuswinkel ist es aber besonderer, wenn man dann das 1:0 oder 2:0 schießt, als das zehnte gegen einen schwächeren Gegner."
Dass es so gut für sie läuft, hat die 19-Jährige überrascht. Im Frühjahr hat sie mit 17 Toren in neun Spielen (inkl. ein Freundschaftsspiel) ihre eigenen Erwartungen nicht erfüllt, auch, weil sie nicht immer zum Einsatz gekommen ist. "Aber ich merke wirklich von Match zu Match, dass ich mich wieder steigere und zurück zu dem Level komme, wo ich vor zwei Jahren war", analysiert die Stürmerin.
"Ich will im Frühjahr mit meiner Mannschaft auf jeden Fall Meister werden."
Über Jasmins Stärken erzählt Trainerin Simone Selhofer: "Wenn sie im eins gegen eins auf die Torfrau zuläuft, hat sie zu 99 Prozent die Coolness und bewahrt so die Ruhe, dass sie den Ball einfach vorbeischiebt." Das sieht auch Krumbachs Topscorerin so.
Auf die Frage nach ihren Schwächen sind sich die Beiden ebenfalls einig: "Gegen stärkere Gegner ist es öfter noch so, dass sie ihre Momente noch nicht so hat. Wenn sie eine fixe Gegenspielerin hat, tut sie sich manchmal schwer, dass sie da rauskommt", erklärt Selhofer. Jasmin selbst sagt: "Was mir noch schwer fällt ist gegen die starken Gegner meine Leistung zu bringen, weil man da natürlich auch gleich gedeckt wird und es auf engem Raum schwer ist, wieder rauszukommen."
Road to Meistertitel – und dann?
Der USC Krumbach krönte sich nach 12 Meisterschaftsspielen zum Herbstmeister der AK Niederösterreich Frauen Gebietsliga Industrieviertel, zehn davon gewann man, überhaupt verlor man nur einmal.
Dafür ist vor allem der Zusammenhalt in der Mannschaft verantwortlich: "Vor allem im letzten halben Jahr sind wir als Mannschaft richtig gut zusammengewachsen und sind auch abseits vom Fußballplatz alle gut befreundet. Die Harmonie stimmt, sowohl am Platz als auch zum Beispiel in der Kantine", deckt die 1,83-Meter-große Stürmerin lachend auf.
Das Ziel fürs Frühjahr ist klar: "Ich will im Frühjahr mit meiner Mannschaft auf jeden Fall Meister werden." Danach soll noch die Relegation und damit der Aufstieg in die Landesliga gelingen, so die 19-Jährige.
Persönlich möchte sie wieder vollkommen zu ihrer alten Stärke zurückfinden und schließlich auch in einer höheren Liga spielen.