Es war eine Meldung, die in diesem Sommer für Schlagzeilen sorgte.
Nach einer Saison als Ligamanagerin der ADMIRAL Frauen-Bundesliga trat Carina Wenninger zurück, um in genau jener Liga für die Wiener Austria wieder aufzulaufen.
Noch kontroverser ist die Tatsache, dass die Ex-ÖFB-Kapitänin erst im Winter bei Rapid in der Landesliga-Mannschaft anheuerte.
So musste eine Nachfolgerin für den erst im Vorjahr eingeführten Job gefunden werden. Die Burgenländerin Nina Potz übernimmt dieses Amt. Sie engagierte sich jahrelang als Spielerin, Trainerin und Funktionärin im burgenländischen Frauenfußball und steht wenige Wochen vor ihrer Prüfung zur UEFA A-Lizenz.
Im Rahmen der Frauen-Bundesliga-Auftaktpressekonferenz spricht sie mit LAOLA1 unter anderem über ihre neue Aufgabe, eine mögliche Lizenzierung der Vereine in der Liga und dem neuen Ligamodus.
LAOLA1: Nach dem Abgang von Carina Wenninger sind Sie die neue Ligamanagerin der ADMIRAL Frauen-Bundesliga. Wie ist das Engagement zustandegekommen?
Nina Potz: Der Job war bereits vor einem Jahr ausgeschrieben, da habe ich mich beworben. Es hat damals nicht geklappt. Nach dem Abgang von Carina Wenninger wurde der Kontakt mit dem ÖFB wiederaufgenommen. So ist das Ganze wieder ins Rollen gekommen.
LAOLA1: Es war also für Sie von Anfang an klar, dass Sie diese Herausforderung annehmen möchten.
Potz: Ich habe keine Sekunde überlegen müssen. Die Möglichkeit, im Frauenfußball für den ÖFB zu arbeiten, ist etwas Einmaliges.
LAOLA1: Ist es zu einer Übergabe mit der Vorgängerin gekommen?
Potz: Wir haben uns im Büro getroffen und haben drei Tage lang ein straffes Übergangsprogramm gemacht, wo sie mich in alle wichtigen Sachen eingeführt hat und mir die Sachen gleich vor Ort alle geklärt hat. Sollte es Rückfragen geben, steht sie nach wie vor zur Verfügung. In der Abteilung haben wir ein ganz tolles Team. Sie stehen mir jederzeit zur Seite und helfen mir weiter.
LAOLA1: Wie schaut Ihr Arbeitsalltag als Ligamanagerin aus?
Potz: Kein Tag gleicht dem anderen. Es ist jeder Tag total abwechslungsreich und interessant. Aktuell geht es darum, den Ligaspielbetrieb vorzubereiten, alles in die Wege zu leiten und notwendige Unterlagen von den Vereinen einzufordern. Auch die ORF Live-Spiele müssen getaktet und ausgemacht werden. Wir mussten uns auf die Pressekonferenz und den Medientag vorbereiten, das sind alles Sachen, die in der spieltagsfreien Zeit passieren. Es sind viele organisatorische Dinge. Mir ist es wichtig, alle Vereine kennenzulernen. Wir hatten vor zwei Wochen die Auftaktsitzung in Linz. Da hatte ich das erste Mal mit den Vereinen näheren Kontakt und konnte jeden Verein durch eine Vertreterin oder einen Vertreter persönlich kennenlernen. Ab dem ersten Anpfiff der Meisterschaft schauen die Aufgaben dann ganz anders aus.
"Es wäre der Plan, diese Saison mit einem Probedurchlauf zu starten, der noch nicht verpflichtend ist. Die Vereine sollen mitgenommen werden und es wird geschaut, wie das laufen kann. Das soll dann evaluiert werden. Daraus sollen Lehren gezogen werden für eine Lizenzierung, die kommendes Jahr im besten Fall starten kann."
LAOLA1: Ein großes Thema ist die Einführung einer Lizenzierung für die Frauen-Bundesliga. Was ist der Stand?
Potz: Das ist ein ganz großes Thema. Ich bin in meiner vierten Arbeitswoche, habe mich aber natürlich schon mit den Lizenzierungsunterlagen auseinandergesetzt. Ich bringe ein Jus-Studium mit, wo ich ein rechtliches Gespür für manche Dinge habe. Letztes Jahr habe ich den Bundesliga-Campus absolviert, wo die Lizenzierung ein großes Modul war. In Wahrheit ist es eine Neuaufstellung einer nationalen Lizenzierung, wo sehr viel Vorarbeit passiert ist. Man hat geschaut, welche Kriterien sind für die Vereine machbar. Wo kann man bisschen höher schrauben und wo muss man mit den Vereinen Rücksprache halten. Jetzt geht es darum, die Datenerhebungen, die schon im Vorfeld passiert sind, in ein Lizenzierungsgerüst zu verpacken.
LAOLA1: Welche Punkte beinhaltet die Lizenzierung?
Potz: Es sind Kriterien, die man aus der 1. und 2. Männer-Bundesliga kennt. Da wird man irgendwo anknüpfen. Es geht um Infrastruktur, Personal und finanzielle Kriterien. Es wird ein großer Kriterienkatalog. Man muss schauen: Welche Kriterien werden im ersten Jahr schlagend? Welche sind B- oder C-Kriterien für den Anfang? Wie kann man das am besten aufteilen und takten?
LAOLA1: Ist der Plan, dass es ab der Saison 2025/26 eine Lizenz für die Klubs gibt?
Potz: Es wäre der Plan, diese Saison mit einem Probedurchlauf zu starten, der noch nicht verpflichtend ist. Die Vereine sollen mitgenommen werden und es wird geschaut, wie das laufen kann. Das soll dann evaluiert werden. Daraus sollen Lehren gezogen werden für eine Lizenzierung, die kommendes Jahr im besten Fall starten kann.
LAOLA1: Sie haben das neue Ligasystem von Ihrer Vorgängerin geerbt. Wie stehen Sie dazu?
Potz: Wir werden das heuer starten. Man hat schon von den Vereinen gehört, es gibt einen großen Anreiz in diese Meistergruppe zu kommen. Viele Vereine haben das als großes Ziel ausgegeben. Das ist der Punkt, warum es Sinn macht. Ich glaube, dass es dadurch ein ganz spannendes Ligafinale geben kann.
LAOLA1: Durch das neue Format gibt es anschließend an die 18 Runden noch eine Meistergruppe und eine Qualigruppe mit sechs bzw. fünf weiteren Spielen. Jetzt ist es so, dass der Anteil an professionellen Fußballerinnen in der Frauen-Bundesliga nur sehr klein ist. Ist es für viele Spielerinnen nicht eine Überbelastung, die zu Verletzungen führen kann?
Potz: Mir wurde mitgeteilt, dass es vor der Einführung einen Dialog und Abstimmungen mit den Vereinen gegeben hat. Da war ich aber nicht live dabei. Die Vereine waren bei dieser Entscheidung mit an Bord. Dieser neue Ligamodus wurde gemeinsam beschlossen. Sicher gibt es mehr Spiele und mehr Belastung, aber ich glaube auch, dass der ein oder andere Verein über die kürzere Wintervorbereitung froh ist. Es gibt für alles ein Pro und Contra. Ich glaube, dass die Liga in den letzten Jahren so professionell geworden ist, dass das sicher für die Vereine machbar ist.
LAOLA1: Jetzt haben wir mit dem LASK einen großen Namen aus der Männer-Bundesliga erstmals im Frauen-Oberhaus. Rapid und Salzburg haben erstmals eine Abteilung Frauenfußball. Wie wichtig ist das für den Frauenfußball?
Potz: Ein großer Vereinsname macht nicht gleich eine große Mannschaft. Es ist aber wichtig, dass sich große, klingende Namen im Frauenfußball engagieren. Es ist höchste Zeit, um auf den Zug aufzuspringen und aktiv zu werden. Das hat eine große Außenwirkung und eine große Werbewirkung. Gerade große Vereine, die Infrastruktur und Gegebenheiten mitbringen, tun sich viel leichter, ein Frauenteam zusätzlich zu installieren. Man sieht es international auch, es sind die großen Namen in der Champions League vertreten. Es ist sicher für die Liga und den österreichischen Frauenfußball kein Nachteil.
LAOLA1: Um den Frauenfußball weiterzuentwickeln, ist auch ein höheres Zuschauerinteresse wichtig. Kann man das vonseiten des ÖFB vorantreiben oder ist das eher Vereinsaufgabe?
Potz: Ich denke, das ist eine regionale Sache, dass man Zuschauer zu sich ins Stadion oder auf den Sportplatz bringt. Es geht darum, für den Frauenfußball in seiner Region Werbung zu machen. Auch das Frauen-Nationalteam kann ein großes Zugpferd sein. Wenn sie Erfolge feiern, dann sieht man immer, dass der Frauenfußball in den Medien mehr vertreten ist. Mädchen haben plötzlich Vorbilder, die weiblich sind. Als ich angefangen habe Fußball zu spielen, waren meine Vorbilder männliche Fußballer. Wenn ich heute eine Torfrau frage, wer ihr Vorbild ist, sagt sie: Manuela Zinsberger. Das ist ganz wichtig.