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Maria Wolf: "Liegt an den Frauen, sich ins Zeug zu legen"

Die österreichische Trainer-Hoffnung hat sich im Rahmen des UEFA-Pro-Lizenz-Kurses den Fragen von LAOLA1 gestellt.

Der Fußball liegt ihr im Blut - so viel sei bereits vorweg zu nehmen.

Als einzige weibliche Teilnehmerin des laufenden UEFA-Pro-Lizenz-Lehrgangs ist Maria Wolf drauf und dran, den Spuren von ÖFB-Nationaltrainerin Irene Fuhrmann zu folgen und Pionierarbeit im österreichischen Trainer:innen-Geschäft zu leisten. 

Die studierte und ehemals praktizierende Lehrerin hat sich mit Leib und Seele dem Fußball verschrieben. Das kam nicht von ungefähr - schließlich wird bei Familie Wolf der Fußball großgeschrieben. 

Als Chef- und Co-Trainerin hat Wolf zahlreiche Stationen im heimischen Gefilde - sowohl im Frauen- als auch Männerbereich - abgegrast. Alles für das große Ziel - die Arbeit im Profifußball. 

Im Interview mit LAOLA1 spricht Wolf Klartext, ermutigt Frauen ihrem Beispiel zu folgen und zeigt die anhaltenden Schwierigkeiten auf, sich im männerdominierten Fußball-Kosmos durchzusetzen. 

 

LAOLA1: Sie haben Ihren Lehrerberuf auf Eis legen müssen, damit Sie sich ganz dem Fußball widmen können – wie schwer ist Ihnen diese Entscheidung gefallen?

Maria Wolf: Natürlich ist Fußball meine Leidenschaft, Sport im Allgemeinen. Die Entscheidung ist mir schwergefallen, aber die Ausbildung machen zu können, ist natürlich großartig. Die Chance will ich nutzen.

 

"Die Wahrheit ist, man hat dabei nicht an Frauen gedacht. Das hat sich erst in der Ära von Dominik Thalhammer, der Trainerinnenausbildner und Nationaltrainer der Frauenmannschaft war, verändert. Es geht nun um Kompetenzen. Es liegt nun an den Frauen, sich ins Zeug zu legen."

Maria Wolf

LAOLA1: Ist eine Rückkehr in den Lehrerberuf eine Option für Sie oder ist dieses Kapitel für Sie abgeschlossen?

Wolf: Die Pro-Lizenz mache ich nicht umsonst. Ich möchte zukünftig im professionellen Fußballbereich arbeiten. Es wird mir schwerfallen, den Lehrerberuf gänzlich zu verlassen. Ich lasse aber alles auf mich zukommen. Einen konkreten Plan habe ich noch nicht.

LAOLA1: Wie sehr war der Lehrerberuf bei Ihrer Trainerinnentätigkeit von Vorteil?

Wolf: Im Endeffekt geht es um Sport und um Menschen. Ich sehe da keinen Unterschied zwischen der Schule und einem Fußballverein. Natürlich ist die gesammelte Erfahrung dabei hilfreich.

ÖFB-Teamchefin der Frauen Irene Fuhrmann

LAOLA1: Mit Irene Fuhrmann besitzt nur eine einzige Trainerin in Österreich die UEFA-Pro-Lizenz. Welche Gründe könnte das haben?

Wolf: Ich denke, dass sich viele Trainerinnen diesen Schritt nicht zutrauen. Die Aufnahmekriterien haben sich erst vor einigen Jahren geändert. Diese waren für Frauen sehr schwierig. Die Wahrheit ist, man hat dabei nicht an Frauen gedacht. Das hat sich erst in der Ära von Dominik Thalhammer, der Trainerinnenausbildner und Nationaltrainer der Frauenmannschaft war, verändert. Es geht nun um Kompetenzen. Es liegt nun an den Frauen, sich ins Zeug zu legen. Wenn man Trainerin werden möchte, hat man das in der eigenen Hand.

LAOLA1: Haben Sie einen Überblick, wie die Ausbildung von Trainerinnen außerhalb der Landesgrenzen abläuft?

Wolf: Die Kriterien sind überall gleich. Die Trainerinnenausbildungen sind von der UEFA vorgegeben. 

LAOLA1: Haben es Frauen dennoch schwerer, im Fußball Fuß zu fassen und sich durchzusetzen?

Wolf: Mein Eindruck ist, dass bei manchen Herren immer noch Gedanken vorhanden sind, dass Frauen keine Ahnung von Fußball haben. Oftmals werden Frauen von Beginn an unterschätzt. Wir müssen uns mehr beweisen, um anerkannt zu werden, als es bei den Männern der Fall ist.

 

Maria Wolf führte das Frauenteam des SKN St. Pölten zum Meistertitel 2020/21

LAOLA1: Ab der Saison 2023/24 bzw. ab 2024/25 werden Red Bull Salzburg und der SK Rapid eine Frauenmannschaft an den Start schicken. Wie sehen Sie die Entwicklung der Klubs innerhalb Österreichs?

Wolf: Es war an der Zeit! Eigentlich zu spät, aber ich sehe es sehr positiv. Ich finde es gut, dass die beiden Vereine im Breitenfußball beginnen und nicht sofort im Spitzenfußball. Dahingehend kann etwas Nachhaltiges geschaffen werden.

LAOLA1: Rapid wird der Frauenmannschaft der Wiener Austria zukünftig im Nachwuchsbereich bei der Aquirierung junger Talente in die Quere kommen. Wissen Sie, als ehemalige sportliche Leiterin des Nachwuchses, wie sich die Austria darauf vorbereitet?

Wolf: Konkurrenz belebt das Geschäft. Es ist gut, wenn junge Frauen die Möglichkeit bekommen, professionell Fußball spielen zu können und eventuell für ihren Lieblingsverein zu spielen, ob nun für Rapid oder für die Austria.

 

"Mir gefallen Trainer:innen, die sehr authentisch sind, die wissen, wie sie mit Menschen umgehen müssen und die sich vor allem nicht verstellen - Trainertypen wie Christian Streich oder Jürgen Klopp."

Maria Wolf über ihre Vorbilder

LAOLA1: Wollen Sie zukünftig im Frauenfußball bleiben oder auch Ihre Chance im Männerfußball versuchen?

Wolf: Ich halte mir alles offen. Ich habe bislang einige Angebote erhalten. Ich war überrascht, denn ich habe Gespräche mit einem österreichischen Zweitligisten geführt. Dabei ging es um den Job als Co-Trainerin im Männerbereich. Die Möglichkeit wäre da gewesen. Es hat dann leider nicht funktioniert, aber ich war sehr froh, dass man an mich gedacht hat. Im Endeffekt ist es mir wichtig, im Profifußball arbeiten zu können.

LAOLA1: Haben Sie Trainerinnen- oder Trainervorbilder?

Wolf: Ich bin in Wahrheit Trainerin geworden, weil ich sehr von meiner Familie geprägt worden bin. Mein Vater war Jugendleiter in einem Fußballklub. Ich habe sechs Brüder, die Fußball spielen bzw. gespielt haben. Mir gefallen Trainer:innen, die sehr authentisch sind, die wissen, wie sie mit Menschen umgehen müssen und die sich vor allem nicht verstellen - Trainertypen wie Christian Streich oder Jürgen Klopp. Aber man kann von zahlreichen Trainer:innen lernen.

LAOLA1: Wie groß war der Einfluss Ihrer Familie bei ihrem Trainerinnenwerdegang?

Wolf: Meine Brüder haben mich immer gepusht, aber unbewusst (lacht). Ich wollte immer so gut spielen, wie sie. Als wir noch jünger waren, musste ich mich gegen sie behaupten und bin während sie miteinander gespielt haben, einfach hineingeplatzt. Im Endeffekt haben sie mich mitspielen lassen. Mein Vater hat mich oftmals zu seinen Spielen mitgenommen und mich integriert.

 

Die Frauen-Fußball-EM 2022 löste vielerorts Euphorie aus
Foto: © getty

LAOLA1: Nach der Fußball-EM im vergangenen Jahr ist der Frauenfußball wieder aus dem medialen Fokus gerückt. Was muss passieren, damit der Frauenfußball in der täglichen Berichterstattung nachhaltig präsent bleibt?

Wolf: Man hat die Begeisterung der Masse für dieses Event wieder einmal unterschätzt. Die EM hat im TV Top-Quoten erreicht. Das war für den Frauenfußball enorm wichtig. Nun liegt es auch am ÖFB, auf diesen Zug aufzuspringen.

LAOLA1: Gibt es einen Klub, den Sie in der Zukunft trainieren wollen würden?

Wolf: Ich habe natürlich Traumvereine. Einer dieser Klubs wäre Liverpool.

LAOLA1: Was definiert ihr fußballerisches, taktisches Konzept?

Wolf: Diese Frage ist oftmals schwer zu beantworten, weil ich mich prinzipiell in vielen Fällen auf den Gegner eingestellt habe. Ich dennoch die Stärken meiner Mannschaft forciert. Ich habe mir die Frage gestellt: "Wie hole ich das Beste aus meiner Mannschaft heraus? Welches Spielermaterial habe ich zur Verfügung?". Am Ende passe ich meine Vorstellungen dem jeweiligen Gegner an.

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