Der SKN St. Pölten steht in der Frauen-Fußball-Champions-League vor einer Mammutaufgabe.
Mit Olympique Lyon wartet am Mittwochabend (ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker) auswärts der Rekordchampion der "Königsklasse".
Während Wendie Renard und Co. mit einem Auftakt-9:0 bei Slavia Prag ein Statement gesetzt haben, legten die Niederösterreicherinnen mit einem Heim-1:2 gegen Brann Bergen einen Fehlstart hin. Schon ein Punktgewinn im zweiten von sechs Spielen würde fast einem Wunder gleichen.
Alle im Lager von St. Pölten sind sich der Ausgangslage samt klarer Underdog-Rolle bewusst. "Auf uns wartet das Nonplusultra im Frauenfußball. Wenn man sich den Kader anschaut, das ist einfach Wahnsinn. Das sind die Spiele, für die man das ganze Leben trainiert", sagte Torfrau Carina Schlüter vor dem Abflug am Dienstagvormittag im APA-Gespräch.
Die Deutsche wird eine Schlüsselrolle haben. "Es macht Spaß, wenn man als Torfrau was zu tun hat, eine große Rolle spielen kann. Wenn man viel hinter sich greifen muss, natürlich nicht", gab die 27-Jährige Einblick.
St. Pölten kann "befreit" aufspielen
Im Gegensatz zum Auftaktspiel ist die allgemeine Erwartungshaltung gering. "Alle rechnen, dass wir keine Punkte holen, das ist auch einmal was Angenehmes. Wir können sehr befreit aufspielen", meinte Schlüter. Die "anfangs große Enttäuschung" nach dem bitteren Start und großen Dämpfer im Kampf um ein Viertelfinal-Ticket, das sich die Top-zwei-Teams jeder Gruppe sichern, sei verflogen. "Wir haben noch fünf Spiele, da ist noch alles drinnen."
Trainerin Liese Brancao sprach vor der Reise von "kleinen Zielen", die man in Frankreich erreichen möchte. "Es ist nicht so, dass wir vor dem Spiel sagen, dass wir klar verlieren werden. Wir wollen uns gut verkaufen, richtig gut präsentieren und viel lernen." Am Beginn eines Spiels sei es immer das Ziel zu gewinnen, auch wenn das diesmal unrealistisch sei. Deshalb kann in diesem Fall schon eine knappe Niederlage als "Erfolg" gesehen werden.
Dafür muss im Vergleich zum Aufeinandertreffen mit Bergen eine deutliche Steigerung her. "Wir müssen gut stehen, in die Zweikämpfe gehen und sie situativ gewinnen. Und wenn wir den Ball einmal haben, müssen wir auch schauen, dass wir ihn behalten, sonst wird es ganz schwierig", verlautete die Brasilianerin.
Gegen Bergen gab es im Spiel mit dem Ball viel Luft nach oben. Der Gegner war aber auch stärker als jene, gegen die St. Pölten Woche für Woche in der Bundesliga antritt. Nun kommt noch einmal ein anderes Kaliber.
Brancao warnt vor Schnelligkeit und Dynamik
"Sie haben unglaublich viel Schnelligkeit über die Seite, im Zentrum viel Dynamik, es gibt auf dem Niveau nicht nur eine Sache, auf die man aufpassen muss", ist sich Brancao bewusst. Eine gute "Boxverteidigung" ist gegen die offensiven Hochkaräter Ada Hegerberg, Eugenie Le Sommer und Kadidiatou Diani unbedingt notwendig. "Diese Situation sind wir nicht gewohnt, in der Liga sind wir da wenig gefordert, es ist daher normal, dass Fehler passieren, wenn wir in diese Situationen kommen."
Positiv ist, dass es mit Leonarda Balog in der Abwehr eine zusätzliche "sehr gute" Personal-Option gibt. Die 30-Jährige gab am Samstag beim 7:0-Erfolg im Cup-Achtelfinale beim GAK ihr Comeback samt Tor.
Es war St. Pöltens 12. Sieg im 14. Pflichtspiel der laufenden Saison. Lyon ist nach zehn Bewerbsspielen noch makellos unterwegs, 46 Tore wurden erzielt, nur drei erhalten. In der Liga wurden dabei auch die beiden Pariser Topklubs PSG und Paris FC bezwungen.
Beim 4:1 gegen Dijon am Freitag wurde von Lyon-Trainerin Sonia Bompastor kräftig durchrotiert. Ein klares Zeichen, dass die "Königsklasse" Priorität hat. "Es ist erst das zweite Spiel, sie werden uns auf jeden Fall voll ernst nehmen", vermutete Brancao, die auf Valentina Mädl, Isabelle Meyer und Alexandra Biroova verzichten muss.