Dass Frauen im österreichischen Oberhaus deutlich weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen, ist wohl kaum ein Geheimnis.
Eine repräsentative Studie der Spielergewerkschaft younion zeigt nun die Zustände in der heimischen Admiral Bundesliga schonungslos auf: Von einem Profigeschäft kann nämlich nicht die Rede sein.
Die Spielergewerkschaft sendete an alle Klubs des Oberhauses einen Umfragebogen für die Spielerinnen. Mit Ausnahme von Blau-Weiß Linz/Kleinmünchen und Lustenau/Dornbirn nahmen daran von allen Vereinen Kickerinnen teil.
Insgesamt gelangten dadurch 114 Umfragebögen an die younion zurück.
Nur jede Elfte kann sich rein auf den Fußball konzentrieren
Daraus entstehen durchaus interessante Einblicke. Es verfügen laut Studienergebnisse nur 26 Prozent der Fußballerinnen laut eigener Definition über einen Profivertrag. Tatsächlich rein auf den Fußball konzentrieren können sich die wenigsten. Nur jede elfte Spielerin gibt an, keine Nebentätigkeit auszuführen.
Verglichen mit den Männern ist der Wert äußerst niedrig, dort wird unterhalb der Profiligen schon ordentlich kassiert. "Wenn wir das noch weiter ausdehnen und in die Regional- oder Landesligen schauen, sind wir wahrscheinlich auch noch über die 26 Prozent, was dort verdient wird. Die Schere ist sehr, sehr groß", betont younion-Spielergewerkschafter Thomas Pichlmann.
Es ist also kein Wunder, dass es hierzulande kaum Kickerinnen aus den Ausland gibt. Nur etwa jede vierte Spielerin kommt aus einem anderen Land.
Verträge sind äußerst kurzfristig ausgelegt
Die Kontrakte sind verglichen zum Männerfußball sehr kurzfristig ausgelegt. 44 Prozent der Verträge laufen nur über ein Jahr, 26 Prozent über zwei Jahre - 27 Prozent wollen sich dazu erst gar nicht äußern.
Nur drei Prozent - und damit nicht einmal jede dreißigste Sportlerin - verfügen über einen Drei-Jahres-Vertrag oder länger.
Die meisten Spielerinnen studieren neben dem Fußball (66 Prozent). Jede Fünfte übt eine Tätigkeit in der Wirtschaft aus. Acht Prozent sind im Fußballbereich tätig, drei Prozent in einem anderen Sportbereich. Beim AMS sind drei Prozent gemeldet.
Spielerinnen mit hohem Selbstbehalt
Es ist aber nicht nur so, dass die Spielerinnen wenig Gehalt bekommen. Oft müssen sie sogar selbstständig ihre Leidenschaft finanzieren - und das kann teuer werden. Die meisten Spielerinnen (59 Prozent) geben pro Jahr 250 bis 750 Euro aus eigener Kasse für den Fußball aus. Ohne Geldaufwand kommen nur die wenigsten aus (5 Prozent).
Der zeitliche Aufwand für die große Leidenschaft Fußball ist trotz der geringen Verdienste äußerst hoch. 61 Prozent wenden über 20 Stunden in der Woche für ihr Hobby auf, 24 Prozent sogar über 30 Stunden. Auf über 40 Stunden kommt jede zwanzigste Kickerin.
Karriereende nach Studium keine Seltenheit
Stefanie Enzinger spielte jahrelang selbst in der Admiral Frauen-Bundesliga, beendete erst im Sommer ihre Karriere. Die Studie bestätigt ihre Eindrücke: "Man muss schon sagen, dass Frauenfußball heutzutage immer noch Geld kostet." Viele Spielerinnen müssten Enzinger zufolge deshalb aus beruflichen Gründen bereits im besten Karrierealter ihre Laufbahn beenden.
Nach Abschluss ihres Studiums ist es oft schwer, die Berufswelt mit der Frauen-Bundesliga zu vereinbaren. Das erklärt auch, warum die Liga so jung ist. 58 Prozent entstammen den Jahrgängen 2001 und jünger. 1997 und älter sind nur knapp ein Viertel der Liga (24 Prozent).
"AMS"-Camp auch für Frauen geplant
Bezügliche eines Problempunkts kündigt die younion einen Verbesserung an. Für Spielerinnen ohne Vertrag denkt die Spielergewerkschaft im Sommer ein Trainingscamp an. Die Nachfrage dürfte da sein, 92 Prozent der Spielerinnen empfinden dies als sinnvoll.
Dass so etwas erfolgreich sein kann, zeigt das Projekt bei den Männern ("AMS-Camp": Zwischen Ungewissheit und Aufbruch >>>). Deni Alar gelang beispielsweise dank des Camps eine gute Vorbereitung auf seinen neue Aufgabe in Leoben, dort führt er in der Admiral 2. Liga gemeinsam mit Dario Tadic (SKN St. Pölten) die Torjägerliste an (10 Treffer).