Sieben Teams, sieben Punkte, sechs verbleibende Spieltage – das Saisonfinish in der 2. deutschen Bundesliga ist an Spannung kaum zu überbieten.
Noch nie in der Geschichte waren die Top 4 nach 28 Spieltagen gerade einmal zwei mickrige Zähler voneinander getrennt, auch sieben Punkte Abstand zwischen Tabellenführer Werder Bremen und dem siebtplatzierten 1. FC Heidenheim sind ein absolutes Novum. Die Tabelle >>>
Am Wochenende könnte sich dieses Bild etwas ändern, denn sechs der Top-7-Teams treffen am 29. Spieltag in direkten Duellen aufeinander. Einzig der HSV, derzeit auf Rang sechs, hält sich mit seinem Auswärtsspiel gegen Holstein Kiel aus der Affäre raus.
Am Millerntor kommt es dafür zum Spitzenspiel zwischen St. Pauli und Bremen, zudem muss Heidenheim auf Schalke ran und der SV Darmstadt reist nach Nürnberg (alle Spiele im LIVE-Ticker >>>). Mittendrin sind auch zahlreiche ÖFB-Legionäre, die ihren Aufstiegstraum verwirklichen wollen.
Wer hat nun die besten Aufstiegskarten? LAOLA1 schätzt die hochspannende Lage vor dem Saisonfinish ein:
1. Werder Bremen - 52 Punkte
Restprogramm: FC St. Pauli (A), FC Nürnberg (H), Schalke 04 (A), Holstein Kiel (H), Erzgebirge Aue (A), Jahn Regensburg (H)
Das Team von der Weser nimmt zurzeit die Pole-Position ein und hat wohl die besten Chancen, den direkten Wiederaufstieg in die deutsche Bundesliga zu schaffen.
Seitdem Ole Werner das Trainer-Zepter im Dezember übernommen hat, befinden sich die Norddeutschen in bestechender Form. Zehn Siege, zwei Remis und eine Niederlage stehen in der Bilanz, 32 gesammelte Punkte sind in diesem Zeitraum die mit Abstand meisten.
Mit Marco Friedl und Romano Schmid tragen zwei ÖFB-Legionäre einen maßgeblichen Anteil an der Tabellenführung bei. Sowohl der Defensiv- als auch der Offensivakteur konnten sich bereits mehrfach in die Scorerliste eintragen und zählen, sofern fit, zum Stammpersonal von Ole Werner.
Bei Friedl war dies zuletzt gegen Darmstadt und Sandhausen nicht der Fall, der Innenverteidiger hat seine Bauchmuskelzerrung jedoch überwunden und fährt mit ans Millerntor.
An den kommenden drei Spieltagen können sich die Bremer ein komfortables Polster zu den schärfsten Rivalen aufbauen, das darauffolgende Abschlussprogramm zählt mit zwei Mittelfeld-Teams und einem Abstiegskandidaten zu der eher leichteren Sorte.
2. SV Darmstadt - 51 Punkte
Restprogramm: FC Nürnberg (A), Schalke 04 (H), FC St. Pauli (A), Erzgebirge Aue (H), Fortuna Düsseldorf (A), SC Paderborn (H)
Nemanja Celic, Mathias Honsak und Emir Karic dürfen von der deutschen Bundesliga träumen!
Das ÖFB-Trio liegt mit den "Lilien" nur einen Zähler hinter Werder Bremen auf Platz zwei. Im Süden Hessens wird nach fünf Jahren der Zweitklassigkeit wieder die deutsche Bundesliga angepeilt, dort spielte Darmstadt zuletzt zwischen 2015 und 2017.
Die Ausgangslage ist ähnlich jener der Bremer: Mit Nürnberg, Schalke und St. Pauli warten drei direkte Aufstiegskonkurrenten, an die man gute Erinnerungen hat. In der Hinrunde gab es nämlich drei deutliche Siege (2:0, 4:2 und 4:0).
Mit neun Punkten aus den nächsten drei Spielen würden die "Lilien" einen großen Schritt Richtung Erstklassigkeit machen. Zum Saisonabschluss warten mit Fortuna Düsseldorf und dem SC Paderborn jedoch zwei unangenehme Gegner, bei denen die Formkurve aktuell nach oben zeigt. Erzgebirge Aue darf hingegen kein Stolperstein werden.
3. FC St. Pauli - 51 Punkte
Restprogramm: Werder Bremen (H), SV Sandhausen (A), SV Darmstadt (H), FC Nürnberg (H), Schalke 04 (A), Fortuna Düsseldorf (H)
Nach einer zwischenzeitlichen Schwächephase, in welcher die "Kiezkicker" die Tabellenspitze und einen Sechs-Punkte-Vorsprung verspielten, hat sich das Team rund um Guido Burgstaller wieder gefangen.
Vier Siege stehen aus den letzten sieben Spielen zu Buche, zuletzt setzte es allerdings ein 0:1 bei Hansa Rostock. Dadurch verpasste St. Pauli die neuerliche Tabellenführung, diese können sich die Hamburger am Samstag mit einem Sieg am Millerntor gegen Tabellenführer Werder Bremen wieder zurückholen.
Das Spitzenspiel wird für St. Pauli bereits ein kleiner Wegweiser sein. Eine Niederlage können sich die Hamburger kaum leisten, ansonsten drohen die Bremer zu enteilen. Auch der Anschluss zum punktgleichen SV Darmstadt könnte verloren gehen. Im Worst Case zieht sogar Schalke 04 an St. Pauli vorbei.
Alles freilich nur Theorie, trotzdem zeigt es die Wichtigkeit der Begegnung auf. Im Vergleich zu Bremen oder Darmstadt muss St. Pauli auch gegen vier direkte Konkurrenten um den Aufstieg ran, zudem konnten Sandhausen und Düsseldorf dem einen oder anderen Riesen bereits ein Bein stellen.
Keine leichte Ausgangssituation für das Saisonfinish, dennoch ist alles möglich.
4. FC Schalke 04 - 50 Punkte
Restprogramm: FC Heidenheim (H), SV Darmstadt (A), Werder Bremen (H), SV Sandhausen (A), FC St. Pauli (H), FC Nürnberg (A)
Denn noch schwieriger haben es Martin Fraisl und Co. erwischt.
Der Schalke-Torhüter ist in Gelsenkirchen der einzige ÖFB-Fixpunkt, wird in den kommenden Wochen besonders im Fokus stehen - und kann damit auch seine eigene Zukunft entscheiden. Es stehen gleich fünf Spiele gegen direkte Aufstiegs-Kontrahenten an, das sind die meisten aller Top-7-Teams.
Nur zwei Punkte fehlen den "Knappen" auf Werder Bremen, die Formkurve zeigt mit drei Siegen aus den letzten drei Spielen steil bergauf. Doch "Königsblau" konnte unter Interimscoach Mike Büskens sowohl gegen Hannover als auch in Dresden - beides Teams, die gegen den Abstieg kämpfen - kaum überzeugen.
Außerdem haben die Gelsenkirchner eher schlechte Erinnerungen an die Hinrunde, denn gegen die verbleibenden Gegner setzte es drei Niederlagen. Nur gegen Sandhausen und Nürnberg gab es Siege, mit Werder Bremen wurde remisiert.
Sieben Punkte aus den letzten sechs Spielen würden mit ziemlicher Sicherheit zu wenig für den direkten Wiederaufstieg sein, insbesondere die Spiele gegen die Top 3 werden schlussendlich über Jubel oder Enttäuschung entscheiden.
5. FC Nürnberg - 46 Punkte
Restprogramm: SV Darmstadt (H), Werder Bremen (A), SV Sandhausen (H), FC St. Pauli (A), Holstein Kiel (A), Schalke 04 (H)
Die Franken weisen bereits etwas Respektabstand auf, dennoch haben auch sie noch alle Aufstiegschancen.
Nach dem Bundesliga-Abstieg 2018/19 wäre Nürnberg 2019/20 sogar beinahe in die Drittklassigkeit abgerutscht, nur aufgrund eines Last-Minute-Treffers von Fabian Schleusener, der inzwischen beim Karlsruher SC unter Vertrag steht, und der Auswärtstorregel setzte sich das Team aus dem Norden Bayerns in der Relegation gegen den FC Ingolstadt durch.
Zwei Jahre später mischt der "Club" wieder voll mit und möchte zurück in die deutsche Bundesliga. Unter Cheftrainer Robert Klauß machte die Mannschaft rund um ÖFB-Legionär Nikola Dovedan, dessen Kontrakt mit Saisonende ausläuft und nicht verlängert wird, eine rasante Entwicklung durch.
Platz elf und 44 Punkte waren es noch im Vorjahr, heuer hält man bereits bei 46 Zählern. Vor allem der starke Saisonstart mit elf ungeschlagenen Spielen am Stück brachte Nürnberg in die gute Ausgangsposition, zuletzt hat man jedoch mit einem Remis gegen Dresden und einem 1:3 in Heidenheim wieder etwas an Boden verloren.
Zuvor bewiesen die Franken mit vier Siegen in Folge aber, dass mit ihnen noch zu rechnen ist. Das Restprogramm ähnelt jener der Top 3, vier Begegnungen gegen direkte Aufstiegsrivalen stehen noch an. Kann Nürnberg in diesen reüssieren, könnte die Rückkehr in die höchste Spielklasse gelingen.
6. Hamburger SV - 45 Punkte
Restprogramm: Holstein Kiel (A), Karlsruher SC (H), Jahn Regensburg (A), FC Ingolstadt (A), Hannover 96 (H), Hansa Rostock (A)
Der Hamburger SV und die 2. Bundesliga - anscheinend können sie nicht mehr ohne einander.
Seit nunmehr vier Jahren versuchen die Hanseaten, wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Die Bilanz: Drei vierte Plätze. Das Drama scheint sich zu wiederholen, denn dem HSV scheint erneut die Luft auszugehen.
Mitte Februar nahmen die Norddeutschen noch den zweiten Tabellenrang ein, in den folgenden fünf Runden folgten jedoch drei Niederlagen. Erst mit einem 4:0 im Nachtragsspiel gegen Erzgebirge Aue spielte sich der HSV wieder in den Aufstiegskampf zurück, für sie spricht nun das vergleichsweise leichte Restprogramm.
Bis auf Karlsruhe und Regensburg sind sämtliche Teams in der zweiten Tabellenhälfte zu finden, zudem haben die Hamburger in der Hinrunde nur gegen Hannover 96 verloren. Regensburg, Ingolstadt und Rostock wurden deutlich besiegt, gegen Kiel und in Karlsruhe reichte es jedoch nur zu einem 1:1.
Elf Punkte würden dem HSV tendenziell nicht ausreichen, der Rückstand auf den drittplatzierten Stadtrivale St. Pauli beträgt alleine schon sechs Zähler.
Nachdem sich die Konkurrenz gegenseitig Punkte wegschnappen wird, muss der HSV nun seine Pflicht erfüllen, denn jeder Punktverlust könnte in der Endabrechnung einen bitteren Beigeschmack bereithalten.
7. FC Heidenheim - 45 Punkte
Restprogramm: Schalke 04 (A), Erzgebirge Aue (H), Holstein Kiel (A), Fortuna Düsseldorf (H), Jahn Regensburg (A), Karlsruher SC (H)
Das Team von Frank Schmidt steht in der 2. deutschen Bundesliga für Konstanz.
Seit dem Aufstieg 2014 aus der 3. Liga wurden nur die Spielzeiten 15/16 und 17/18 nicht unter den Top 8 beendet. Vor zwei Jahren wäre dem Verein aus Baden-Württemberg beinahe der große Wurf gelungen, nur aufgrund der Auswärtstorregel behielt Werder Bremen die Oberhand.
In der vergangenen Saison lag der Aufstieg wieder außer Reichweite, heuer könnte es mit einem starken Saisonfinish jedoch zumindest wieder für die Relegation reichen. Ihr Monsterprogramm schließen die Heidenheimer am Samstag gegen Schalke 04 ab, zuvor holte man sechs Punkte aus den Spielen gegen Darmstadt, Bremen, St. Pauli und Nürnberg.
Danach präsentiert sich dem Klub von ÖFB-Legionär Konstantin Kerschbaumer ein überaus machbares Programm, ähnlich jenem des punktegleichen HSV. Um tatsächlich noch ein Wörtchen mitzureden, muss die Auswärtsbilanz gerade gebogen werden.
Nur einen Punkt sammelte Heidenheim bislang im Schnitt, zum Vergleich: In der heimischen Voith-Arena waren es bei einer einzigen Niederlage 2,21 Punkte pro Spiel. Daher wird der Begegnung auf Schalke auch ein großer Wert beigemessen, denn bei einer Pleite rücken die Top 3 in unerreichbare Ferne.