Marcel Sabitzer geht erfolgreich seinen Weg.
Von der Admira über Rapid und Salzburg ging es für den 21-jährigen Offensivspieler vergangenen Sommer nach Leipzig.
Mit RB führt der siebenfache Saisontorschütze die Tabelle der zweiten deutschen Bundesliga in der Winterpause an. Der Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz beträgt dabei komfortable acht Punkte.
LAOLA1 traf den ÖFB-Teamspieler beim Trainingslager in Belek zum Interview-Termin und sprach mit ihm über Umstellungen und seine Ziele für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich.
LAOLA1: Wie würdest du dein erstes halbes Jahr bei RB Leipzig zusammenfassen?
Marcel Sabitzer: Es war schon sehr positiv. Wir sind Tabellenführer, das ist das, was zählt und das Wichtigste. Für mich persönlich war der Herbst auch ganz gut. Am Anfang hatte ich vielleicht ein paar Probleme mit der Umstellung, aber mit der Zeit habe ich das gut weggesteckt.
LAOLA1: Was waren die konkreten Umstellungen, an denen du arbeiten musstest?
Sabitzer: Das hatte eher persönliche Gründe. Ich bin zum ersten Mal von Österreich weggegangen, die Eingewöhnungsphase ist da schon etwas anders. Wenn man sich verändert, braucht man einfach Zeit. Das ist menschlich. Aber der Verein und die Mannschaft haben mich gut aufgenommen. Ich fühle mich wohl und alles ist okay.
LAOLA1: Du hast gleich im ersten Liga-Spiel getroffen. Wie wichtig war das Tor für den Start?
Sabitzer: Es war einfach wichtig, weil man neu im Land ist und die Erwartungshaltung groß ist, wenn man von Salzburg kommt. Ich habe auch der Mannschaft helfen können (1:0-Sieg bei FSV Frankfurt, Anm.) und so gesehen war der Einstand perfekt.
LAOLA1: Der FSV Frankfurt dürfte dir überhaupt liegen.
Sabitzer: (grinst) Ja, ich habe drei Tore in zwei Spielen gegen sie geschossen. Es gibt Schlechteres.
LAOLA1: Gab es ein besonderes Highlight im Herbst?
Sabitzer: Ich möchte gar nicht groß ein Spiel hervorheben. Jedes Spiel war besonders. Vor eigener Kulisse ohnehin. Der Zuschauerschnitt von 30.000 ist schon einmal ein Unterschied. Von dem her habe ich jedes Spiel genossen, bei dem ich am Platz stand und bin sehr zufrieden.
LAOLA1: RB ist immer wieder das Ziel von Protesten. Hast du im Herbst etwas davon gemerkt?
Sabitzer: Nein, ich kann mich da an nichts Großartiges erinnern. Wir haben aber auswärts nicht verloren und nur drei Mal remis gespielt. Wir als Mannschaft versuchen ohnehin nur, einfach unser Ding durchzuziehen.
"Ich hätte auch in jungen Jahren schon die Möglichkeit gehabt, nach Deutschland gehen zu können. Aber in der damaligen Situation hätte es mir wohl eher nicht geholfen"
LAOLA1: Du warst noch in Salzburger Zeiten skeptisch bezüglich einer Zukunft in Leipzig. Dann wurde Ralf Rangnick Trainer. Du kanntest ihn als Sportdirektor. Wie hast du ihn nun bislang erlebt?
Sabitzer: Es ist schon ein Unterschied, ihn in Trainingsklamotten zu sehen anstatt im Anzug (grinst). Er macht seine Sache sehr gut, die Mannschaft ist zufrieden und ich denke, dass unter ihm viele Spieler einen Schritt nach vorne gemacht haben. Er leitet das sehr gut.
LAOLA1: Wie hat er dich besser gemacht?
Sabitzer: Das ist schwierig zu beurteilen. Ich denke aber, dass ich einfach wieder meine Leistungen gebracht habe, wie es damals in Salzburg war. Ich habe mein Spiel durchgezogen und mich nicht großartig verändert, aber ich denke schon, dass ich im Zentrum ein wichtiger Faktor für die Mannschaft war. Es hat einfach gut funktioniert.
LAOLA1: Du hast in der Hinrunde als Rechtsaußen, hängende Spitze und im offensiven Mittelfeld gespielt. Gibt es eine Präferenz für dich?
Sabitzer: Am Anfang war ich eher auf der äußeren Zehner-Position im Einsatz, das hat nicht ganz so gut geklappt. Gegen Union Berlin (5. Spieltag, Anm.) haben wir dann eine Umstellung vorgenommen, ich bin ins Zentrum gerückt und das hat besser gepasst. Ich bin besser ins Spiel gekommen, seither war ich fast immer auf der Position. Ich denke, als Zehner hinter der Spitze fühle ich mich am wohlsten.
LAOLA1: Im zweiten Saisonviertel habt ihr acht von neun Spielen gewonnen. Eine Frage der Zeit?
Sabitzer: Man hat immer den Wunsch, dass es von Anfang an klappt. Aber wenn man einige neue Spieler hat, dauert es seine Zeit, bis es funktioniert. Wir sind als Mannschaft mit den Spielen zusammengewachsen. Und die letzten zehn Partien sagen eigentlich alles aus. Wir waren zuvor immer so um Platz 5 klassiert, danach hatten wir eine tolle Serie und sind auf Rang 1 geklettert.
LAOLA1: Leipzig hat acht Punkte Vorsprung auf Platz 3. Welchen Fehler dürft ihr nicht machen?
Sabitzer: Nachlassen. Wenn wir jetzt denken, dass alles fixiert ist, wäre das genau das falsche Signal. Wir müssen genauso hart und konzentriert weiterarbeiten, wie wir es im Herbst gemacht haben und bislang in der Vorbereitung. Dann bin ich zuversichtlich. Wenn wir das auf den Platz bringen, was uns auszeichnet, sind wir nur schwer zu schlagen. Die Bundesliga ist unser großes Ziel.
LAOLA1: Hattest du als Jugendlicher immer schon den Traum der deutschen Bundesliga?
Sabitzer: In erster Linie wollte ich mich in Österreich durchsetzen. Das habe ich auch eigentlich relativ schnell geschafft. Dann steckt man sich neue Ziele. Für mich war klar, dass ich in eine Top-Liga will. Deswegen bin ich hierher gewechselt.
LAOLA1: Welche bisherige Station war für dich die Wichtigste in deiner Karriere?
Sabitzer: Ich hätte auch in jungen Jahren schon die Möglichkeit gehabt, nach Deutschland gehen zu können. Aber in der damaligen Situation hätte es mir wohl eher nicht geholfen. Wichtig war, dass ich zu Rapid gegangen bin und mir dort einen Stammplatz erkämpft und auch international gespielt habe. Der schwerste Schritt war von Rapid zu Salzburg. Der war schon von den Umständen her nicht optimal. Aber im Endeffekt hat es mir als Fußballer enorm geholfen und ich würde es jederzeit wieder so machen.
Man freut sich darauf, aber es ist jetzt nicht so, dass ich am Abend vorher nicht einschlafen könnte.
LAOLA1: Im Juni geht es zur EURO. Ist es dein erklärtes Ziel, es in die Stammelf zu schaffen?
Sabitzer: Wenn ich dieses Ziel nicht hätte, wäre es ohnehin besser, mit dem Fußball aufzuhören. Für das gebe ich in Leipzig Woche für Woche Vollgas. In erster Linie muss ich aber natürlich einmal schauen, dass mich der Teamchef auch mitnimmt. Sollte es dann für die Startelf reichen, wäre es perfekt. Wenn nicht, wird die Welt auch nicht untergehen.
LAOLA1: Was hast du dir bei der Auslosung mit Ungarn, Portugal und Island gedacht?
Sabitzer: Eigentlich gar nichts. Ich habe sie natürlich verfolgt, aber wir leben auch nicht in der Zukunft, sondern in der Gegenwart. Es hilft mir nicht, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt über irgendwelche Gegner urteile. Wir werden uns früh genug darauf vorbereiten. Die Vorfreude ist aber sicher da.
LAOLA1: Ist das Duell mit Cristiano Ronaldo eines, das einen besonders reizt?
Sabitzer: Es ist sicher etwas Spezielles, weil er einer der besten Fußballer der Welt ist. Aber er ist auch nur ein Mensch. Wenn das Spiel dann stattfindet, versuchen wir es zu gewinnen, so wie jedes andere Match auch. Man freut sich darauf, aber es ist jetzt nicht so, dass ich am Abend vorher nicht einschlafen könnte.
Das Interview führte Bernhard Kastler