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Die Wege eines Balleroberers

Seite an Seite mit Grillitsch, Pressing mit Liefering, Abstieg mit Grödig. Martin Rasner im Portrait:

Die Wege eines Balleroberers

Mit einem großen Bruder, der um vier Jahre älter ist, braucht man als kleines Kind nicht diskutieren. Da gibt es nichts zu gewinnen. Also tut man eben, was er will, wenn man mit ihm Zeit verbringen mag.

So war es auch bei den Rasners. „Ich bin im Tor gestanden, er hat geschossen“, erzählt Martin Rasner über seine fußballerischen Anfänge im Garten. Es sind schöne Erinnerungen: „Am geilsten war es im Winter, da haben wir immer Schnee zum Tor geschaufelt, damit ich weich falle. Talent hatte ich zwar keines, aber ich war mit Leidenschaft bei der Sache.“

Kurios: Im Verein spielte der Kleine dann am Feld und der Große im Tor. Als größeres Talent hat sich der jüngere der beiden Brüder erwiesen und ist dann irgendwann auch im Nachwuchs von Pottschach gelandet. Das mag unspektakulär klingen, ist es aber gar nicht.

Seite an Seite mit Florian Grillitsch

Sein Teamkollege in Pottschach: Florian Grillitsch (Interview). Sein Trainer: Florian Grillitsch‘ Vater. Ein Jahr später kam mit Daniel Rosenbichler (Admira) ein weiterer späterer Nachwuchs-Teamspieler dazu. „Noch heute schreiben wir uns fast täglich“, sagt Grillitsch über Rasner, mit dem er bei der ÖFB-U21 auch das Zimmer teilt.

Das kennen sie nur zu gut. Denn schon in der Akademie St. Pölten waren sie Zimmergenossen. „Wir sind ein Jahr früher als die anderen – und dementsprechend auch mit Vorschusslorbeeren – in die Akademie gekommen. Das war stressig, weil wir ja erst die 4. Klasse im Gymnasium machen mussten. Wir sind jeden Tag vor 7 Uhr aufgestanden und haben immer das Vormittagstraining verpasst“, erinnert sich Rasner. Im letzten Jahr wurden sie mit St. Pölten überraschend Akademie-Meister.

Grillitsch zog es nach Bremen, Rasner nach Salzburg. „Ich hatte nach der Akademie einige Angebote. Ich habe mir mit meiner Familie dann in Salzburg alles angesehen – in Österreich gibt es nichts Besseres! Es war eine leichte Entscheidung. Ich bin immer noch überzeugt, dass es damals der richtige Schritt war“, sagt der heute 21-Jährige.

Nach zwei Jahren in der Ersten Liga beim FC Liefering schloss sich der Mittelfeldspieler dann dem SV Grödig an: „Jeder weiß, dass es bei Red Bull sehr schwierig ist, nach oben zu kommen. Ich habe mich aber schon bereit für die Bundesliga gefühlt. Grödig war eine super Plattform für junge Spieler.“

Rasner präsentierte sich in Grödig (Was wurde aus den Grödig-Spielern?) tatsächlich bundesligareif – 33 Spiele, 32 in der Startelf, Tore gegen Salzburg und Rapid. „Es war hervorragend, so viele Bundesliga-Spiele zu machen. Ich konnte mich toll weiterentwickeln.“

Rasner im Liefering-Trikot

Der Rückblick fällt jedoch zwiespältig aus. Während es für den U21-Teamspieler toll lief, musste Grödig den Abstieg hinnehmen. „Wir haben immer daran geglaubt, dass wir die Klasse noch halten. Ich denke heute manchmal noch daran, was wir hätten besser machen können“, schüttelt der Niederösterreicher den Kopf.

Wegen des freiwilligen Rückzugs der Grödiger in die Regionalliga war Rasner im Sommer ablösefrei und nach einem Jahr Werbung in eigener Sache auch entsprechend begehrt: „Es gab schon viele Möglichkeiten.“

Entschieden hat er sich für den 1. FC Heidenheim: „Deutschland war schon immer mein Traum. Als ich im Urlaub war und mir mein Berater am Telefon vom Interesse Heidenheims erzählt hat, habe ich mich sofort im Internet über den Klub erkundigt. Dann war ich auch noch in Heidenheim, habe mir alles angesehen und mit den Verantwortlichen gesprochen. Es war keine schwere Entscheidung. Mich hat einfach alles überzeugt. Der Verein hat eine langfristige Vision. Ich will Teil dieses Projekts sein.“

"Am Anfang wurde ich wegen des Dialekts schon ein bisschen verarscht"

Der Einstand ist längst bezahlt, die anfänglichen Verständigungsprobleme längst ausgeräumt: „Ich bin der erste Österreicher im Verein. Am Anfang wurde ich wegen des Dialekts schon ein bisschen verarscht. Die Mannschaft hat mich aber super aufgenommen, das ist eine echte Einheit.“

Und irgendwie ist es dann doch eine andere Welt. „Es geht lauter zu auf dem Platz. Und es ist körperlich härter. Technisch ist das Niveau wahrscheinlich gar nicht höher, aber es ist alles viel intensiver. Es geht ständig hin und her, man muss immer bereit sein, den nächsten Zweikampf anzunehmen. Mir liegt das“, sagt er.

"Ich dachte immer, ich spreche viel am Platz"

Sein Verhalten auf dem Rasen habe er erfolgreich umgestellt: „Ich dachte immer, ich spreche viel am Platz. Aber sie haben mir gesagt, dass ich noch mehr coachen muss. Ich habe mir gedacht: ‚Ich komm‘ als junger Österreicher daher und soll gleich die Alten einteilen?‘ Aber das muss mir egal sein. Mittlerweile funktioniert es schon richtig gut.“

Wenn Heidenheim im 4-3-3 aufläuft, spielt Rasner als einer der beiden Achter auf der Halbposition. Zuletzt ist aber ein wenig der Faden gerissen.

Zum Auftakt gegen Aue (1:0) durfte er etwas mehr als eine halbe Stunde ran, in Nürnberg (1:1) stand er in der Startelf, beim 2:1 gegen Wattenscheid im Pokal wurde Rasner noch in Hälfte eins aus taktischen Gründen ausgewechselt. Zuletzt war er gegen Würzburg (1:2) und in Stuttgart (2:1) nicht mit von der Partie. Beim VfB aber wohl auch, weil er die Länderspielpause bei der ÖFB-U21 und nicht in Heidenheim verbracht hat.

Rasner ist jedenfalls positiv: „Ich finde, es war ein guter Start. Der Klub und ich persönlich können mit dem Saisonstart zufrieden sein.“


Harald Prantl

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