Dominik Wydra ist angekommen in Bochum. Mit einigen Wochen Verspätung.
Nach einer schwierigen Anfangsphase bei seinem neuen Klub darf der 22-Jährige nun endlich das tun, wofür er zum VfL gewechselt ist: Fußball spielen. Allerdings auf einer ungewohnten Position.
Der Wiener wurde von Trainer Gertjan Verbeek nämlich zum Rechtsverteidiger umfunktioniert. „Für mich ist das keine Dauerlösung, ich werde eher nicht die nächsten zwölf Jahre lang Rechtsverteidiger spielen. Aber wer weiß…“, sagt Wydra.
"Deswegen wollte ich Angebot nicht ausschlagen"
Dass er nach seinem ablösefreien Wechsel von Paderborn nach Bochum eine neue Erfahrung machen wird, war von Vornherein klar. Denn der gelernte Sechser war bei seinem neuen Arbeitgeber als Innenverteidiger eingeplant.
„Ich hätte als reiner Sechser zu anderen Klubs in der zweiten deutschen Liga gehen können. Aber für mich ist Bochum eine gute Adresse und ich wollte dieses Angebot nicht ausschlagen, nur weil mir die Position nicht so gefällt. Ich nehme jede Herausforderung an“, berichtet Wydra, der bis zuletzt Kapitän der ÖFB-U21 war.
Zunächst sah es auch gut aus. In der Vorbereitung war abzusehen, dass der Ex-Rapidler in Bochum Stamm-Innenverteidiger wird. Doch der erste – und nicht letzte – Rückschlag sollte schon bald folgen.
„Ich war in der Vorbereitung krank und habe einen Teil davon verpasst, weshalb ich in den ersten vier Spielen auf der Bank gesessen bin. Dann hätte ich gespielt, habe mich aber im Abschlusstraining verletzt und musste wieder vier Spiele aussetzen“, erzählt Wydra.
Erst in der neunten Runde gab er sein Debüt, seither war er jedes Mal im Einsatz, zuletzt zwei Mal in der Startelf. Aber eben auf der rechten Position der Vierer-Abwehrkette.
"Bevor ich als dritter Innenverteidiger 90 Minuten auf der Bank sitze, spiele ich lieber Rechtsverteidiger"
„Es ist nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber mir ist einfach wichtig, dass ich spiele. Bevor ich als dritter Innenverteidiger 90 Minuten auf der Bank sitze, spiele ich lieber Rechtsverteidiger. Es ist nicht meine Lieblingsposition, aber ich kann mich nicht beschweren“, meint der ÖFB-Legionär.
Irgendwie kann Wydra seiner neuen Rolle auch Positives abgewinnen: „Ich kann mich ins Spiel nach vorne einschalten, stehe offensiver – insofern ist es für mich persönlich sogar einfacher als die Innenverteidiger-Position.“
"Noch besser als ich mir das vorgestellt habe"
Und so schwierig sei die Zeit, in der er auf seinen ersten Einsatz warten musste, auch gar nicht gewesen: „Es gab wenige Gründe, mich unwohl zu fühlen. Ich hatte mit dem Trainer immer gute Gespräche, wir hatten immer ein gutes Verhältnis. Ich hatte nie das Gefühl, er würde nicht auf mich setzen.“
Dabei sei Verbeek gar keiner, der sonderlich viel mit seinen Spielern spricht: „Die Gespräche sind von mir ausgegangen. Er ist ein Trainer, der eher weniger mit den Spielern spricht. Er nimmt dich nicht an der Hand und quatscht mit dir zwei Stunden lang über deine Probleme. Aber wenn es fußballerisch etwas gibt, hilft er dir.“
Von den Gegebenheiten in Bochum ist Wydra jedenfalls beeindruckt: „Das Umfeld ist noch besser als ich mir das vorgestellt habe. Wir haben insgesamt zehn Trainer, die fast immer alle mit uns am Platz stehen. Es wird jedes Training gefilmt und es gibt Video-Analysen von den Trainings. Das ist schon sehr professionell.“
Nachsatz: „Das Training ist sehr intensiv. Ich fühle mich körperlich und von der Kraft her viel besser. Es macht mir Spaß, weil ich merke, dass es mich weiterbringt.“
Das tut auch die neue Erfahrung als Rechtsverteidiger. Denn: „Überraschen kann mich jetzt nichts mehr.“
Harald Prantl