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Kanuric: "Rapid brauchte mich nicht"

ÖFB-Top-Talent will nach Aus in Hütteldorf in Deutschland durchstarten:

Kanuric: Foto: © ÖFB/Patrick Vranovsky

Benjamin Kanuric hat nicht die einfachsten Wochen und Monate hinter sich.

Der erst 19-Jährige musste sich, nachdem LAOLA1 erstmals über seinen bevorstehenden Abgang vom SK Rapid berichtete, viele böse Worte und Unterstellungen aus der Hütteldorfer Fanszene anhören.

Dem gebürtigen Oberösterreicher wurden jugendlicher Größenwahn oder auch Einstellungsprobleme vorgeworfen, nachdem er - trotz toller Leistungen in der 2. Liga - keine Rolle unter Rapid-Coach Ferdinand Feldhofer spielte und schlussendlich den Verein Richtung Arminia Bielefeld verließ.

Nun räumt Kanuric gegenüber LAOLA1 mit den Gerüchten auf und erklärt, weshalb er dem SK Rapid ein Jahr vor Vertragsende den Rücken kehrte:

"Die Gründe für den Abgang sind einfach: Mir wurde mitgeteilt, dass der Trainer (Ferdinand Feldhofer, Anm.) nicht mehr mit mir plant, dass er mich nicht braucht. Dann ist es, glaube ich, verständlich, dass ich mich nach etwas anderem umschaue."

Kein Nachtreten gegen Rapid

Kanurics Nichtberücksichtigung im Frühjahr war auch deshalb so schwer nachzuvollziehen, weil SCR-Trainer Feldhofer aufgrund der Personalnot in der Kampfmannschft vielen Rapid-II-Kickern eine Chance in der Bundesliga schenkte; ausgerechnet Kanuric, wohl der beste Spieler der Hütteldorfer Amateure in der zweiten Saisonhälfte, bekam diese nicht.

Auch in der neuen Saison hätte der Oberösterreicher in Feldhofers System mit zwei Sechsern und einem Zehner, aber ohne Achter - Kanurics Lieblingsposition - keine große Rolle gespielt. Eine von Rapid-Seite angedachte weitere Halbsaison in der 2. Liga war laut Berater Max Hagmayr "nicht in unserem Sinne".

Intern soll Kanuric sich ob des mangelnden Vertrauens in ihn verärgert gezeigt haben, allerdings ist das für ihn kein Grund, nach seinem Abgang aus Wien in Richtung Grün-Weiß nachzutreten: "Das Thema ist für mich erledigt, mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

U19-EM-Aus "ein trauriger Moment"

Viel mehr fokussiert sich der ÖFB-U19-Teamspieler auf seinen neuen Verein. Dieser heißt Arminia Bielefeld und ist in der an diesem Wochenende beginnenden 2. deutschen Bundesliga eine große Nummer.

Der Kontakt mit dem Absteiger aus der deutschen Bundesliga kam bereits vor der U19-Europameisterschaft in der Slowakei zustande. Kanuric war bei der schlussendlich enttäuschenden U19-Endrunde einer der auffälligsten Österreicher; einzig die Latte verhinderte bei einem Distanzversuch des schussstarken Rechtsfußes, dass sich die ÖFB-U19 im Rennen ums letzte Ticket für die U20-WM in Indonesien gegen die Slowakei durchsetzte.

Kanuric kann das bittere Aus trotz der Enttäuschung richtig einordnen: "Es war natürlich ein trauriger Moment für alle, die dabei waren. Aber im Fußball gibt es immer wieder Rückschläge, die muss man verkraften. Wir sind noch jung und es steht uns noch viel Zukunft offen."

Nutzt auch Kanuric das Sprungbrett Bielefeld?

Die Zukunft des gebürtigen Ennsers liegt in Ostwestfalen und dort in der größten Stadt der Region, Bielefeld. Die Arminen etablierten sich nach sowohl finanziell wie auch sportlich schwierigen Jahren zuletzt für zwei Jahre in der deutschen Bundesliga, mussten in der Vorsaison allerdings den etwas unglücklichen Gang in die Zweitklassigkeit antreten.

Trotz des Abstiegs konnten einige Bielefelder die Arminia als Sprungbrett nutzen. So wechselte etwa ÖFB-Legionär Patrick Wimmer um eine vereinsinterne Rekordsumme von 5 Millionen Euro zum VfL Wolfsburg, Torhüter Stefan Ortega wird künftig Pep Guardiolas Nummer zwei bei Manchester City sein.

"Natürlich willst du als junger Spieler ganz nach oben. Ich bin mir sicher, dass das der richtige Schritt war. Was später einmal passiert, werden wir in der Zukunft sehen."

Benjamin Kanuric

Für Kanuric hat der Status der Arminia als Ausbildungsklub durchaus eine Rolle bei der Vereinswahl gespielt: "Natürlich willst du als junger Spieler ganz nach oben. Ich bin mir sicher, dass das der richtige Schritt war. Was später einmal passiert, werden wir in der Zukunft sehen."

Zudem brachte Bielefeld dem großgewachsenen Mittelfeldmann in den Vertragsverhandlungen viel von der Wertschätzung entgegen, die ihm in Hütteldorf zuletzt verwehrt blieb.

Für Kanuric ist die Arminia "ein richtig gut strukturierter Verein. Man merkt, dass hier alles zusammenläuft, dass jeder mit jedem zusammenarbeitet und jeder das Beste für die Mannschaft will. Das ist für mich als junger Spieler das Wichtigste."

Arminia einer der Favoriten auf den Aufstieg

Auch kadertechnisch ist Bielefeld trotz eines großen Umbruchs gut aufgestellt. Zu Kanurics Freude stehen unter anderem die beiden Österreicher Manuel Prietl und Leih-Rückkehrer Christian Gebauer im Kader, Alessandro Schöpf verließ den Verein hingegen genau so wie Patrick Wimmer im Sommer.

Dazu kommen zahlreiche weitere Kicker mit Österreich-Bezug wie etwa die beiden Ex-Salzburger Marc Rzatkowski und Masaya Okugawa, der ehemalige Hartberg-Leihspieler Noel Niemann, oder der frühere LASK-Verteidiger Andres Andrade.

Außerdem trat der bereits 34-jährige Kapitän Fabian Klos vom Rücktritt zurück und wird die Arminen auch in der kommenden Saison bei der Mission Wiederaufstieg unterstützen.

Diese Mission wird in Bielefeld zwar nicht so offen kommuniziert, Fakt ist allerdings, dass die Arminen nach dem HSV über den Kader mit dem zweithöchsten Marktwert verfügen, gemeinsam mit dem 1.FC Nürnberg, mit acht Aufstiegen der Rekordaufsteiger in die deutsche Bundesliga sind und damit mindestens zum erweiterten Favoritenkreis um den Aufstieg zu zählen sind.

Zudem ist die Luft an der Spitze der Liga nach den Aufstiegen von Werder Bremen und dem FC Schalke 04 nicht mehr ganz so dünn.

Saisonstart am Samstag! Kanuric hat "richtig Bock"

Bielefeld strotzt darüber hinaus nach einer äußerst erfolgreichen Vorbereitung vor Selbstvertrauen. Unter anderem konnte vergangenes Wochenende Hollands Vizemeister PSV Eindhoven mit 4:0 vom Platz gefegt werden. Kanuric gab wenige Tage später sein Testspieldebüt beim 6:0-Sieg gegen Oberligist SF Lotte.

Ob es beim 19-Jährigen unmittelbar vor dem Saisonstart - Bielefeld eröffnet am Samstag gegen den SV Sandhausen (ab 13 Uhr im LIVE-Ticker) - schon kribbelt?

"Auf jeden Fall! Ich freue mich richtig darauf, wir haben richtig Bock auf das Spiel und auf die ganze Saison. Es ist etwas Neues in meiner Karriere, ich habe richtig Bock."

Dem technisch beschlagenen Junglegionär wäre es jedenfalls zu wünschen, dass er nach seiner unglücklichen Rapid-Zeit in Bielefeld endlich die Chance bekommt, sein Können auf einer größeren Bühne als Österreichs 2. Liga zu zeigen und eventuell eine ähnliche Entwicklung wie Patrick Wimmer hinzulegen.

Zuzutrauen ist Kanuric, der für sein Alter einen ziemlich kompletten Mittelfeldspieler abgibt, eine solche ob seiner Anlagen allemal.

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