Die ersten Monate von Gerhard Struber als Trainer des 1. FC Köln verliefen turbulent, auf Erfolgserlebnisse folgten häufig ernüchternde Niederlagen.
Mit drei Siegen in den letzten drei Partien vor der Länderspielpause zeigt der Trend bei den "Geißböcken" eindeutig nach oben. So soll es weitergehen, wenn es nach dem 47-jährigen Österreicher geht. Die "Kölnische Rundschau" hat den Trainer der Geißböcke getroffen und sich mit ihm über die ersten Monate beim deutschen Zweitligisten unterhalten.
Struber: "Der FC ist pure Emotionalität"
"Was mir im Zusammenhang mit den Fans, mit dem Verein, der Stadt und den Medien vorhergesagt wurde, ist eingetroffen", meint der Ex-Salzburg-Trainer angesprochen auf seinen Eindruck vom neuen Klub. "Der FC ist pure Emotionalität. Ich habe das gerade in den letzten Wochen positiv wahrgenommen."
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Doch besonders nach den Niederlagen gegen Darmstadt und Paderborn Ende Oktober war die Stimmung angespannt. Eine Situation, die auch für Struber neu war: "Ich habe es vorher noch nicht erlebt, dass innerhalb kürzester Zeit alles infrage gestellt wird. Gleichzeitig ist es aber in Köln einfach so und man muss lernen, damit umzugehen."
Er habe in dieser schwierigen Phase versucht, möglichst locker und zielstrebig zu bleiben. "Beim FC ist es wichtig, inhaltlich fokussiert zu bleiben und gleichzeitig die Dinge drumherum wahrzunehmen und gut einzuordnen", so der 47-jährige Österreicher.
Struber setzt auf "proaktiven Fußball"
Bei der Spielausrichtung ist seine Mannschaft zu Saisonbeginn voll ins Risiko gegangen, eine Taktik, die sich rückblickend als wenig erfolgsversprechend erwiesen hat.
"Ich war optimistisch, dass wir dieses mutige Spiel schneller so etablieren, dass wir auch eine Balance reinbekommen. Im Rückspiegel muss man sagen, dass es attraktiv und dominant war, wir in der letzten Linie aber auch zu anfällig waren. Das war der Grund dafür, etwas zu ändern und uns etwas defensiver zu definieren. Unseren Prinzipien bleiben wir aber treu. Wir wollen proaktiv bleiben, nur etwas ausgewogener und besonnener", meint Struber.
Trotz der Turbulenzen in den letzten Wochen fühlt sich der Salzburger in Köln bereits pudelwohl. "Ich finde, ich bin schon etwas länger angekommen. Ich habe das Gefühl, dass alles zusammenpasst. Es macht mir viel Spaß, hier zu sein. Das ist nicht selbstverständlich", betont der 47-Jährige.
Klare Prinzipien: "Unsere Intensität und unser Anlaufverhalten müssen ausgefeilt sein"
Den jüngeren sportlichen Aufschwung führt er auf ein stabiles Grundgerüst zurück: "Das Gebilde ist stabiler. Wir unterstützen uns besser gegenseitig in den Positionen. In dem Wissen, dass viele Gegner einen tieferen Block gegen uns stellen werden, geht es darum, wie wir dagegen aus unserer Ordnung heraus Chancen kreieren und in unserem Gegenpressing bleiben. Unsere Intensität und unser Anlaufverhalten müssen ausgefeilt sein, damit wir für den Gegner unberechenbar bleiben", so seine Einschätzung.
Der 1. FC Köln liegt in der 2. Bundesliga auf Rang sieben, der direkte Wiederaufstieg ist im Moment kein Thema. "Wir müssen uns extrem von Spiel zu Spiel bewegen, dann traue ich uns einiges zu. Mit den Erfahrungen, die wir gerade gemacht haben, ist es wichtig, dass wir uns viel zutrauen, aber nicht zu weit nach vorne schauen", gibt Struber zu verstehen.
Nach der Länderspielpause bekommt es der 1. FC Köln mit Preußen Münster zu tun. Wenn es nach Gerhard Struber geht, soll die Siegesserie der "Geißböcke" dann weitergehen.