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"Herzensguter Mensch": Löw vom Tuchel-Co zum Rose-Nachfolger

Als Nachfolger von Marco Rose übernimmt Zsolt Löw bei RB Leipzig erstmals einen Cheftrainerposten. LAOLA1 blickt auf seinen bisherigen Werdegang.

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Mit Zsolt Löw als neuem Cheftrainer setzt RB Leipzig zukünftig auf einen Mann, der bisher vor allem als Assistent im Hintergrund arbeitete.

Jetzt bekommt der 45-Jährige die Chance, sich als Cheftrainer zu beweisen und eine Mannschaft zu stabilisieren, die nach einer enttäuschenden Saison unter Ex-Coach Marco Rose dringend neue Impulse braucht.

Doch wer ist eigentlich der neue Mann an der Seitenlinie der Sachsen?

Löw wurde am 29. April 1979 in Budapest geboren und begann seine Fußballlaufbahn in seiner Heimatstadt beim Ujpest FC. Bereits mit 17 Jahren debütierte der Linksverteidiger in der Profimannschaft beim UEFA-Cup-Spiel gegen Brügge.

2002 folgte der Schritt nach Deutschland, wo der frühere ungarische Nationalspieler 47 Bundesliga- sowie 100 Zweitliga-Spiele für Energie Cottbus, Hansa Rostock, TSG Hoffenheim und Mainz 05 absolvierte.

Berühmter Spitzname

Berühmter Spitzname
Rene Aufhauser spielte seine letzte Saison unter Zsolt Löw und ersetzte ihn dann im Trainerstab.
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Einen prominenten Spitznamen bekam der Ungar bereits bei seiner ersten Station in Deutschland verpasst: Da seine Teamkollegen in Cottbus so ihre Problemchen mit der Aussprache seines Vornamens Zsolt hatten, wurde er kurzerhand auf Jogi umbenannt. Einen Spitznamen den Zsolt Löw bis heute hat.

2011 beendete Löw schließlich in Mainz seine Karriere unter dem damaligen Trainer-Neuling Thomas Tuchel. Diese Begegnung vor 14 Jahren sollte Löws weitere Laufbahn nachhaltig prägen.

Zwar trennten sich damals ihre Wege, der Kontakt riss jedoch nie ab und so fanden die beiden einige Jahre später wieder zueinander. Zuerst zog es den 45-Jährigen aber ohne Tuchel nach Österreich.

Der aktuelle Teamchef Ralf Rangnick lotste Löw, den er noch aus Hoffenheimer-Zeiten kannte, 2012 nach Liefering und installierte ihn dort als Co-Trainer von Peter Zeidler. In Salzburg erlangte er als Assistent schnell Anerkennung für seine Arbeit.

Rene Aufhauser, der zu dieser Zeit in Liefering seine letzte Saison als Spieler absolvierte, erinnert sich gegenüber LAOLA1 gerne zurück: "Zsolt ist ein herzensguter Mensch, mit einem guten Schmäh. Er hatte immer die richtige Mischung zwischen Professionalität und Lockerheit."

Wechsel innerhalb des Red Bull-Kosmos

Wechsel innerhalb des Red Bull-Kosmos
Löw war bereits von 2015 bis 2018 für RB Leipzig tätig.
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Im Sommer 2014 stieg Löw dann im Red Bull-Kosmos auf und wurde Co-Trainer von Adi Hütter bei Red Bull Salzburg, Aufhauser übernahm stattdessen Löws Posten in Liefering. "Er ist ein sehr akribischer Arbeiter mit dem Auge für das Detail. Löw ist ein super Bindeglied zwischen Trainer und Mannschaft. Seine größte Stärke ist, dass er sowohl mit jungen als auch alten Spielern richtig gut umgehen kann", beschreibt Aufhauser den neuen Leipzig-Trainer.

Nach dem Meistertitel in Salzburg folgte der Wechsel zu RB Leipzig nach Deutschland. Als Co-Trainer von Rangnick und später von Ralph Hasenhüttl gelang der Bundesliga-Aufstieg 2016, sowie die Vizemeisterschaft 2017.

Nach drei Jahren in Sachsen folgte er schließlich 2018 den Lockrufen seines ehemaligen Wegbegleiters und wurde Co-Trainer von Thomas Tuchel. Zuerst bei Paris Saint-Germain, dann beim FC Chelsea und dem FC Bayern München. In insgesamt 288 Spielen assistierte er Tuchel, gewann dabei unter anderem 2021 die Champions League mit den "Blues" und trainierte Superstars wie Neymar oder Kylian Mbappe.

"Er hat eine unglaubliche Vita und mit den Besten der Welt gearbeitet. Sein Erfahrungsschatz hat sich dadurch natürlich enorm weiterentwickelt. Das ist kein Vergleich zu den alten Lieferinger Zeiten", so Aufhauser, der den Werdegang von Löw stets verfolgt hat.

Auf Wunsch von Klopp

Anfang des Jahres kehrte der 45-Jährige auf Wunsch von Jürgen Klopp zurück zu Red Bull und wurde zum Head of Development Soccer. Seine Hauptaufgabe bestand darin, sich um die Spielphilosophien der einzelnen Klubs zu kümmern. Eine Rückkehr ins Trainergeschäft war nicht so schnell geplant. Er war immer der Mann, der nie in der ersten Reihe stehen wollte, nie glänzen, nur mithelfen wollte.

Wenige Wochen später kam es nun doch anders und zeigt erneut, wie schnelllebig das Geschäft ist. Nach der Entlassung von Marco Rose übernimmt Zsolt Löw, zusammen mit Ex-Klopp-Co Peter Krawietz, das vakante Traineramt und bekommt vorerst einen Vertrag bis Saisonende. Sieben Spiele bleiben dem Ungarn nun, das Minimalziel mit Tabellenrang vier zu erreichen. Obendrauf steht Leipzig noch im DFB-Pokalhalbfinale gegen VfB Stuttgart.

Auch wenn seine Hauptaufgabe erstmal auf der Stabilisierung der Mannschaft liegt, bringt der 45-Jährige viel Erfahrung und eigene Ideen aus der zweiten Reihe mit. Löw steht für eine offensiv ausgerichtete Spielweise, schnelles Spiel über die Außen, basierend auf einer Viererabwehr.

Eine Chance für mehr?

"Ich traue ihm die Aufgabe auf jeden Fall zu. Er hat unter großen Trainern gearbeitet und viel gelernt. Zsolt wird viel von Tuchel mitnehmen und auf Spielkontrolle aus sein. Zusätzlich wird er sicher auch weiter den RB-Fußball forcieren, mit intensivem Spiel und viel Gegenpressing", so Aufhauser über Löws Ideen.

Durch die Entlassung von Rose hat Löw nun die (ungewollte) Chance, den Schritt aus der zweiten Reihe zu machen und sich als Cheftrainer zu etablieren. Die Erwartungen sind hoch, an Expertise mangelt es dem ehemaligen Co-Trainer aber definitiv nicht. Schließlich durfte er in den letzten knapp 13 Jahren von diversen erfolgreichen Coaches lernen.

Sollte es ihm gelingen, das Ruder in Leipzig nochmal rumzureißen, könnte durchaus auch ein langfristiger Vertrag bei RB der nächste Schritt für ihn sein.


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