Für Aleksandar Dragovic griff Bayer Leverkusen mit 18 Millionen Euro noch einmal tief in die Tasche.
Nicht nur mit der Verpflichtung des 25-jährigen Wieners sorgte Leverkusen in diesem Transferfenster für Aufsehen. Mit Julian Baumgartlinger und Kevin Volland hat sich die Werkself so gut verstärkt, dass einige Experten Bayer sogar als Geheimfavorit auf die Meisterschaft sehen.
Hertha-Coach Pal Dardai gab Leverkusen sogar als Meistertipp ab: „Das ist ernst gemeint.“
Tatsächlich spricht einiges dafür, die Mannschaft von Roger Schmidt als Titelkandidaten ernst zu nehmen.
Hier sind fünf Gründe, warum Leverkusen ein Geheimfavorit auf die Meisterschaft ist:
1) Die Konkurrenz
Wann, wenn nicht jetzt? Mit Bayern und Dortmund befinden sich die zwei großen Dominatoren der letzten Jahre im Umbruch. Die Münchner müssen die Umstellung von Pep Guardiola auf Carlo Ancelotti schaffen. Wie die neue Spielweise den Münchner liegt, wird sich erst zeigen. Zumal der Italiener zwar als Champions-League-Spezialist, aber weniger als Liga-Liebhaber gilt. Mit Milan gewann er öfters die Königsklasse (2003, 2007) als die italienische Meisterschaft (2004). Bei Real ging er in der Liga überhaupt leer aus. Dortmund hat derweilen mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Der Coach ist dort mit Thomas Tuchel zwar gleich geblieben, doch dafür verließen mit Henrikh Mkhitaryan, Mats Hummels und Ilkay Gündogan gleich drei Schlüsselspieler der letzten Saison den Verein.
VIDEO: Auch Michael Ballack traut Leverkusen viel zu
2) Der Trainer
Roger Schmidt geht heuer in sein drittes Jahr bei Bayer Leverkusen. Was sein furioses Angriffspressing zu erreichen im Stande ist, weiß man in Österreich aufgrund seiner Salzburg-Vergangenheit nur zu gut. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit scheint auch die Werkself seinen intensiven Spielstil nun endgültig verinnerlicht zu haben. Dazu entspricht der Kader nun immer mehr den hohen Anforderungen des Schmidt’schen Fore-Checkings. Dem 49-Jährigen stehen also perfekte Bedingungen zur Verfügung. Er muss beweisen, dass er in einer Liga mit Ancelotti und Tuchel spielt.
3) Die Qualität
Viele Experten halten den aktuellen Kader für den besten seit 2002, als Ballack und Co. das Champions-League-Finale erreichten. Mit Chicharito steht Coach Schmidt vorne ein echter Knipser zur Verfügung, der letzte Saison in 43 Pflichtspielen 26 Tore erzielte. Dazu verfügt Bayer mit Jonathan Tah, Julian Brandt oder Karim Bellarabi über einige Spieler, die nicht umsonst zum (erweiterten) Kader des deutschen Nationalteams gehören.
Die Mannschaft der letzten Saison konnte großteils gehalten werden. Nur Christoph Kramer wurde an Gladbach abgegeben. Auch die Verstärkungen (Julian Baumgartlinger, Aleksandar Dragovic und Königstransfer Kevin Volland) können sich sehen lassen. „Der Kader ist schon eine Hausnummer“, übt sich Leverkusen- Manager Jonas Boldt in Eigenlob.
4) Die Kaderbreite
Nicht nur in puncto Qualität besticht der aktuelle Leverkusen-Kader, sondern auch von der Quantität. Das beweist nicht zuletzt ein Blick auf die Positionen der Österreicher. Mit Ramazan Özcan holten die Leverkusener einen Bundesliga-Stammtorhüter der letzten Saison als Back-Up für DFB-Nationaltorhüter Bernd Leno. Auf der Baumgartlinger-Position gibt es mit Kapitän Lars Bender, dem zweifachen Copa-America-Sieger Charles Aranguiz, Ex-Salzburger Kevin Kampl und dem ÖFB-Legionär vier nahezu gleich starke Alternativen. Dasselbe gilt für die Innenverteidigung, wo Dragovic mit Ömer Toprak und Jonathan Tah zwei hochkarätige Konkurrenten hat.
5) Die Ergebnisse
Acht von neun Partien am Ende der letzten Saison konnte Leverkusen gewinnen. Damit sicherte man sich nach einem holprigen Start letztlich souverän den dritten Platz hinter Bayern und Dortmund. Auch alle sieben Testspiele entschied die Werkself für sich. Im Pokal hatte man mit dem Fünftligisten Hauenstein zwar leichte Probleme, doch auch dort setzte sich Bayer mit 2:1 durch. Die Ergebnisse stimmen also. Geht es in dieser Tonart weiter, so ist für Leverkusen der Angriff auf Bayern und Dortmund tatsächlich möglich.