Für Patrick Wimmer geht es wieder eine Stufe aufwärts.
Der U21-Nationalspieler ist einer der Shootingstars der laufenden Bundesliga-Saison. Drei Tore, neun Assists und jede Menge spielerische Glanzlichter in 28 Partien für Arminia Bielefeld verleiten Liga-Konkurrent VfL Wolfsburg dazu, Wimmer im kommenden Sommer zu verpflichten.
Das Interesse am jungen Niederösterreicher war ob seiner herausragenden Leistungen groß, wie er im Interview mit LAOLA1 erklärt.
"Ich habe mir viele Sachen angehört, es waren mehrere Vereine, mit denen wir gesprochen haben", erklärt Wimmer, der sich in weiterer Folge hauptsächlich auf Klubs in Deutschland, England und Italien konzentiert hat.
Auch ein Team, das aktuell zu einem der vier besten in Europa gehört, hat angeklopft, verrät der 20-Jährige: "Es waren echte Top-Vereine dran, auch einer, der im Champions-League-Halbfinale spielt."
Systematischer Aufstieg ohne System
Doch nun geht der Schritt nicht etwa zu Real Madrid, Manchester City, Liverpool oder Villarreal sondern zum VfL Wolfsburg.
"Als nächster Step war mir wichtig, dass ich Spielzeit bekomme und trotzdem auf höchstem Level spielen kann. Der VfL hat sich sehr um mich bemüht und ich glaube, das ist ein sehr guter Schritt", fasst der Offensivspieler, der mit den "Wölfen" auf zukünftige Spiele auf internationaler Ebene hofft, seine Beweggründe für den Wechsel in die Autostadt zusammen.
Beim Blick auf Wimmers Vita wird man den Eindruck nicht los, dass die Karriere des Offensivspielers behutsam aufgebaut wird. Ein Schritt soll nach dem anderen erfolgen. Zu viele hoffnungsvolle Spielerkarrieren sind daran gescheitert, zu viel zu früh zu wollen.
2019 wechselte der Niederösterreicher vom SV Gaflenz zur Wiener Austria, kam anfangs für die Young Violets in der Admiral 2. Liga zum Einsatz.
Dort konnte Wimmer schnell überzeugen, wurde auch aufgrund der finanziellen Notlage der "Veilchen" schnell in die Kampfmannschaft eingebaut. Auch da konnte Wimmer schnell Fuß fassen. Aus Kurzeinsätzen zum Ende der Saison 2019/20 wurde ein Stammplatz für die kommende Spielzeit, in der Wimmer der Durchbruch gelang.
In der Saison 2020/21 markierte der Niederösterreicher wettbewerbsübergreifend je sechs Tore und sechs Assists. Die Bedeutung Wimmers für das Spiel der Austria allerdings nur an statistischen Werten festzumachen, wäre zu kurz gegriffen. Das fußballerische Talent des 18-fachen Juniorennationalspielers war evident.
Jedes Jahr ein Schritt nach vorne
Auch die Verantwortlichen der Arminia haben ganz genau hingeschaut und Wimmer im August des vergangenen Jahres nach Deutschland geholt. Der Bundesliga-Aufsteiger spülte 1,5 Millionen Euro Ablöse in die leeren Kassen der Wiener Austria.
In nur etwas mehr als zwei Jahren schaffte es der Niederösterreicher damit aus der Landesliga in die Beletage des deutschen Fußballs.
Ein Karriereplan stecke nicht dahinter, erklärt Wimmer. "Ich habe es von Beginn an mit meinem Management so gemacht, dass wir den nächsten Schritt wagen, wenn es soweit ist. Das war eigentlich zum Glück immer nach einem Jahr", zieht der 20-Jährige Bilanz.
"Wenn das so weiter läuft, finde ich das auch nicht schlecht."
Schöpf und Prietl halfen bei Eingewöhnung
Sonderlich viel Eingewöhnungszeit hat Wimmer, der gegen den FC Bayern sein 100. Spiel als Profi bestritt, bei seinen bisherigen Stationen also nicht gebraucht.
"Ich baue mir bei dem Verein, bei dem ich gerade spiele, immer so meine kleine Familie auf. Dann fühlt man sich sehr schnell wohl und spielt auch besser Fußball".
"Ich glaube, dass ich mich mit meiner Art sehr schnell an Sachen gewöhnen kann, mich schnell irgendwo einfinden kann. Ich bin da relativ offen", meint Wimmer, der sich auch in Bielefeld zügig an seine Umgebung angepasst hat.
"Ich baue mir bei dem Verein, bei dem ich gerade spiele, immer so meine kleine Familie auf. Dann fühlt man sich sehr schnell wohl und spielt auch besser Fußball".
Teil dieser "Familie" sind auch Wimmers Landsmänner Alessandro Schöpf und Bielefeld-Kapitän Manuel Prietl, der Kabinennachbar des Senkrechtstarters.
"Sie haben mir da sehr geholfen, waren immer bereit, mir alles zu erklären oder zu helfen, wo ich Hilfe brauchte. Sie sind natürlich ganz oben auf der Liste dabei, warum ich mich sehr wohl gefühlt habe in Bielefeld".
Wechselhafte Ergebnisse in Bielefeld
Noch ist die Spielzeit aber nicht vorbei. Durch die 0:3-Niederlage gegen den FC Bayern am Sonntag steckt Bielefeld als Vorletzter weiterhin im Abstiegskampf fest. Das siebente sieglose Spiel in Serie kostete Trainer Frank Kramer den Job.
Seine Zeit in Bielefeld beschreibt Wimmer rein auf die Ergebnisse bezogen als wechselhaft. "Wir sind schlecht in die Saison gestartet, hatten dann eine Phase, da hätte jeder Gegner kommen können, wir hätten jeden geschlagen. In letzter Zeit lief es wieder nicht so gut", analysiert der U21-Nationalspieler, der dabei das geringe Durchschnittsalter der Bielefelder Mannschaft anspricht.
Bei der 0:4-Niederlage gegen Mainz 05 am 27. Spieltag betrug dieses nur 24,4 Jahre. Mehr als drei Jahre weniger als die siegreichen Rheinhessen.
"Ich habe in Bielefeld meine ersten Schritte in der Bundesliga gehen dürfen. Dafür bin ich dankbar", erläutert Wimmer. "Jetzt wollte ich den nächsten Schritt wagen. Da sind die Aussichten, dass wir weiter oben spielen, dass wir international spielen in Wolfsburg besser als in Bielefeld."
Trotz seines feststehendes Wechsels zum VfL Wolfsburg legt der junge Österreicher weiterhin seinen gesamten Fokus auf den Abstiegskampf mit der Arminia.
Wimmer verfolgt Austria noch genau
Die Erfahrung, auf internationalem Parkett zu agieren, fehlt dem Niederösterreicher noch. Das Aus in der Europa Conference League gegen den isländischen Verein Breidablik verpasste der 20-Jährige verletzungsbedingt.
An seine Zeit am Verteilerkreis denkt Wimmer jedenfalls gerne zurück. "Ich bin sehr dankbar darüber, dass ich dort meine Profikarriere beginnen durfte und meine Chancen bekommen habe, einige davon habe ich auch genutzt", sagt der Offensivspieler, der sich an sehr guten Umgang im Verein erinnert.
"Ich kann mich rückblickend nur bedanken und auch ein Lob aussprechen, weil die Situation, als ich gekommen war, war nicht die leichteste. Aber ich glaube, wir haben das einigermaßen gut drübergebracht".
Die sportliche Wende, die den "Veilchen" in dieser Saison gelang, ist jedenfalls beachtlich. Schloss Wimmer mit der Austria die Vorsaison noch auf Platz sieben ab, kämpfen die Favoritener aktuell in der Meistergruppe um einen Europacup-Platz.
"Ich kann mich rückblickend nur bedanken und auch ein Lob aussprechen, weil die Situation, als ich gekommen war, war nicht die leichteste. Aber ich glaube, wir haben das einigermaßen gut drübergebracht".
Wimmer verfolgt die Spiele seiner ehemaligen Teamkollegen jedenfalls intensiv. "Der Kontakt zu ein paar Personen ist natürlich auch noch da. Da will man immer dabei sein, wenn es geht", so der Offensivspieler, der seinen Ex-Verein nicht aus den Augen verlieren möchte.
Die sportliche Lage am Verteilerkreis schätzt der 20-Jährige, auch angesichts der Tatsache, dass die Austria zu Saisonstart zwischenzeitlich Tabellenletzer war, als "auf jeden Fall gut" ein.
"Trotz der Geldsorgen hat die Austria sehr viel daraus gemacht. Man sieht auch, dass der junge Weg funktioniert", fällt die Bilanz positiv aus.
EM-Traum mit U21 noch nicht aufgegeben
Nicht nur bei seinen Vereinen, auch bei in der U21-Nationalmannschaft ist Patrick Wimmer elementarer Bestandteil. Neunmal durfte der Niederösterreicher im höchsten aktiven Nachwuchsnationalteam ran, zuletzt beim 2:1-Sieg gegen Norwegen, bei dem der Deutschland-Legionär beide Tore der ÖFB-Auswahl vorbereite.
Durch den Triumph in Ried hat die Gregoritsch-Elf die Restchance, die zweite EM-Teilnahme in Folge zu fixieren, am Leben gehalten. Gut ist die Ausgangslage dennoch nicht. Nach neun absolvierten Partien belegt Österreichs U21 mit 16 Punkten Rang zwei, der für das Playoff reicht.
Tabellenführer Kroatien, der acht Partien bestritten hat, kann aufgrund des verlorenen direkten Duells nicht mehr von den Österreichern eingeholt werden. Hinter der ÖFB-U21 lauern Norwegen (15 Punkte) und Finnland (13 Punkte), die bei je sieben gespielten Matches halten.
Die Qualifikation für das Turnier in Rumänien und Georgien schreibt Wimmer aber noch nicht ab. "Wir werden im letzten Spiel (gegen Finnland, Anm.) noch einmal alles dransetzen, dass wir einen hohen Sieg einfahren, um weiterhin die Chance zu wahren. Dann müssen wir halt ein bisschen hoffen", sagt Wimmer, der sich als Bindeglied zwischen der Mannschaft und Teamchef Werner Gregoritsch sieht.
Vertrauensperson Werner Gregoritsch
Zum 64-jährigen Langzeit-Teamchef der U21-Auswahl hat der Offensivspieler jedenfalls ein sehr gutes Verhältnis.
"Er ist ein cooler Trainer, ich komme sehr gut mit ihm aus. Mich würde überhaupt nicht stören, wenn er den A-Team-Trainer macht."
"Ich habe eine sehr tiefe Bindung zu ihm. Wir telefonieren auch so manchmal und sprechen miteinander", verrät der Niederösterreicher, der auch vom Trainer Gregoritsch schwärmt.
"Er hat schon viel erlebt, er ist ein sehr emotionaler Trainer und Mensch. Ich glaube es ist wichtig, dass man eine Mannschaft mitreißen kann, dass man sie berührt. Das macht er sehr gut."
Apropos Werner Gregoritsch: Der Steirer hat zuletzt auch seinen Namen in die Diskussion um die Nachfolge von Franco Foda eingebracht. In anderen Ländern ist es ja durchaus üblich, einen erfolgreichen U21-Teamchef als Nationaltrainer einzusetzen, siehe Gareth Southgate in England.
Dem A-Teamchef Werner Gregoritsch könnte auch Wimmer etwas abgewinnen. "Er ist ein cooler Trainer, ich komme sehr gut mit ihm aus. Mich würde überhaupt nicht stören, wenn er den A-Team-Trainer macht. Aber es liegt nicht in meiner Hand", sagt der 20-Jährige, der noch auf seinen ersten Einsatz für das ÖFB-Team wartet.
Lange kann es bis zu diesem aber nicht mehr dauern, unter dem neuen Teamchef, ob dieser Werner Gregoritsch oder anders heißt, wird Wimmer wohl ziemlich sicher seine ersten Schritte auf A-Niveau gehen.
Vor allem wenn der Aufstieg des ehemaligen Austrianers so ungebremst weitergeht wie bisher. Doch wo sieht sich Wimmer eigentlich selbst in fünf Jahren? "Hoffentlich noch im Profifußball und soweit oben wie es geht, also bei den besten Vereinen, die es gibt."