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Christoph Baumgartner: "Lasse mich nicht feiern"

Österreichs Jungstar über seinen Durchbruch in Hoffenheim und seine EM-Ambitionen:

Christoph Baumgartner: Foto: © GEPA

Mit Christoph Baumgartner spielt sich zunehmend ein Kandidat im Hinblick auf die EURO in den Vordergrund, der bislang noch gar nie in das ÖFB-A-Team einberufen wurde.

Im Dezember erarbeitete sich der 20-Jährige einen Stammplatz bei der TSG Hoffenheim und untermauert sein gestiegenes Standing seither auch regelmäßig mit Scorer-Punkten (jeweils drei Tore und Assists in der deutschen Bundesliga).

Der offensive Mittelfeldspieler gilt schon seit geraumer Zeit als eines der größten heimischen Talente, rechtzeitig vor dem Großereignis schafft er nun auch den Durchbruch.

Ein Geheimnis aus seinen ÖFB-Ambitionen macht der Niederöstereicher auch im LAOLA1-Interview nicht: "Es war früh mein Ziel, Profifußballer zu werden. Das nächste Ziel war, mich in Deutschland durchzusetzen. Jetzt ist eben das nächste Ziel, früher oder später beim Nationalteam dabei zu sein – und natürlich, wenn ein Großereignis ansteht, ist das ein guter Anker, den man einmal setzen kann. Ich bin aber auch keiner, der den Kopf in den Sand steckt, wenn er ein Ziel einmal nicht erreicht."

Neben seiner Entwicklung in Hoffenheim spricht Baumgartner auch über die jüngsten Ereignisse rund um Dietmar Hopp sowie seinen Umgang mit dem Leben im Rampenlicht.

LAOLA1: Die Ereignisse beim 0:6 gegen den FC Bayern haben für viele Schlagzeilen gesorgt. Wie hast du das erlebt?

Christoph Baumgartner: Für uns lief das Spiel zunächst sportlich schlecht, wir haben es relativ schnell verloren. Was dann passiert ist, war für uns Spieler noch schwieriger zu akzeptieren. Beide Vereine haben daraufhin gemeinsam versucht, ein Zeichen zu setzen.

"Für uns Spieler und den gesamten Verein ist es dementsprechend erschreckend, so etwas auf den Rängen zu sehen."

LAOLA1: Für Hoffenheim ist Dietmar Hopp natürlich eine zentrale Figur. Wie erlebt man ihn als Spieler?

Baumgartner: Es ist nicht so, dass Dietmar Hopp jeden Tag bei uns am Trainingsgelände ist. Es kommt vor, dass er nach dem Spiel in der Kabine ein paar Worte sagt, aber grundsätzlich hält er sich eher im Hintergrund. Er ist für die Region und die Menschen hier jedoch zweifelsohne extrem wichtig, er fördert zum Beispiel die Krebsforschung und viele weitere gemeinnützige Projekte. Für uns Spieler und den gesamten Verein ist es dementsprechend erschreckend, so etwas auf den Rängen zu sehen.

LAOLA1: In Hoffenheim hat Hopp in den letzten Jahrzehnten viel aufgebaut. Du bist 2017 in die dortige Jugendabteilung gewechselt, inzwischen spielst du regelmäßig bei den Profis. Wie würdest du selbst beschreiben, was speziell in den vergangenen zwei, drei Monaten bei dir abgeht?

Baumgartner: Es ist wirklich rasch in eine sehr gute Richtung gegangen. Gegen Ende der Hinrunde habe ich gegen Union mein erstes Bundesliga-Tor erzielt, dann auch gegen Dortmund von Beginn an gespielt. In der Rückrunde läuft es richtig gut, ich bin bislang immer in der Start-Elf gestanden, für meine Leistungen habe ich auch positives Feedback bekommen. Jetzt heißt es, genau so weiterzumachen.

LAOLA1: Gegen Union hast du kurz nach der Einwechslung getroffen, dann die Startelf-Chance gegen den BVB. Wie groß ist der Druck, dass man gleich voll da sein muss, wenn man die Chance bekommt?

Baumgartner: Bei uns im Verein wird genau darauf geachtet: Ist ein Spieler schon so weit? Und es war ja auch nicht so, dass ich davor noch nie gespielt hätte. Aber klar ist es wichtig, dass du voll da bist, wenn du die Chance kriegst. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen.

LAOLA1: Ist der Durchbruch eigentlich schneller oder langsamer als von dir erwartet gelungen?

Baumgartner: Ich bin schon sehr zufrieden, wie es bislang für mich gelaufen ist, zumal vieles im Fußball relativ schwer planbar ist, auch durch Verletzungen beispielweise. Es war mein Ziel, mich über gute Leistungen in der U23 zunächst im Kader der Profis zu etablieren und dann mehr und mehr zum Spielen zu kommen. Das funktioniert bislang gut – und da ist Hoffenheim auch ein Verein und Alfred Schreuder ein Trainer, die dir die Chance geben, dich immer wieder zu zeigen.

LAOLA1: Welche Rolle spielt Schreuder in deiner Entwicklung?

Baumgartner: Er ist ein super Trainer und spielt vor allem insofern eine wichtige Rolle, als dass er mir sehr viel Spielzeit gibt und das Vertrauen schenkt. Aber ich denke, das wäre nicht der Fall, wenn ich schlechte Spiele liefern würde. Man muss das schon mit Leistung zurückzahlen.

"Ich bin ohnehin keiner, der sich nach ein oder zwei guten Leistungen feiern lässt, sondern gebe immer weiter Gas. Ich bin noch jung, da wäre es überhaupt nicht angebracht, sich nach ein paar guten Spielen auszuruhen."

LAOLA1: Ist Schreuder einer, der eher übers Lob kommt, oder kitzelt er einen auch nach guten Leistungen und sagt, dass noch mehr geht?

Baumgartner: Beides! Nach guten Leistungen habe ich natürlich schon Lob bekommen, sogar vor der ganzen Mannschaft. Aber ist es auch so, dass du gekitzelt wirst. Ich bin ohnehin keiner, der sich nach ein oder zwei guten Leistungen feiern lässt, sondern gebe immer weiter Gas. Ich bin noch jung, da wäre es überhaupt nicht angebracht, sich nach ein paar guten Spielen auszuruhen.

LAOLA1: In welchen Bereichen musst du dich noch steigern?

Baumgartner: Wie bei jedem jungen Spieler gibt es auch noch in nahezu allen Bereichen Steigerungspotenzial. Es ist aktuell augenscheinlich, dass ich in fast jedem Spiel zu guten Chancen komme – und natürlich war schon das eine oder andere Tor dabei, aber ich kann noch effektiver werden, noch cooler vor dem Tor. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, in dem ich mich noch verbessern kann. Auch im Körperlichen ist noch viel möglich, daran arbeite ich tagtäglich.

LAOLA1: Generell ist es steil bergauf gegangen, dadurch stehst du zunehmend im Rampenlicht, wirst etwa als „Zauberlehrling“ bezeichnet. Wie gehst du mit der gestiegenen Aufmerksamkeit um?

Baumgartner: Natürlich bekommt man den einen oder anderen Artikel mit. Aber für mich ist das eine Nebenerscheinung, die nichts an meiner täglichen Arbeit ändert. Wenn es gut läuft, springen Medien heutzutage schnell auf den Zug auf. Das ist jedoch nicht entscheidend für mich. Viel wichtiger ist, dass ich weiter meine Leistungen bringe. Gelingt das, wird eben noch der eine oder andere Artikel folgen (grinst).

LAOLA1: Hilft es beim Umgang mit der Öffentlichkeit, dass du schon seit Jahren als großes Talent giltst, früh Junioren-Teamspieler geworden bist und viele Augen auf dich gerichtet waren? Man kann vermuten, dass du dich darauf vorbereiten konntest, was passiert, sobald der Durchbruch gelingt.

Baumgartner: Natürlich merkst du irgendwann, wenn du in deinem Altersbereich österreichweit zu den besten Spielern gehörst. Trotzdem ist es nie genau absehbar, wie deine Entwicklung weiter verläuft, was genau passiert. Egal ob damals in den Junioren-Nationalteams oder nachdem ich nach Hoffenheim gekommen bin: Du musst dich schnell integrieren und dich voll auf deine Leistung fokussieren. Dann kann es relativ schnell gehen, wie bei mir in den letzten Monaten.

LAOLA1: War die damalige Entscheidung für Hoffenheim unterm Strich die goldrichtige, beziehungsweise war es klar, dass du unbedingt ins Ausland willst? Viele ÖFB-Talente zieht es im Teenager-Alter derzeit ja nach Salzburg.

Baumgartner: Für mich war schnell klar, dass ich ins Ausland gehen möchte – und dann ist auch relativ schnell die Entscheidung auf Deutschland gefallen. Hoffenheim hat sich extrem um mich bemüht und mir eine klare Perspektive aufgezeigt, die ich als richtigen Weg empfunden habe. So ist es dann auch gekommen, wofür ich sehr dankbar bin. Für mich war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, die ich wieder so treffen würde.

LAOLA1: Du hast in den vergangenen Monaten schon einige Male betont, dass die EURO 2020 dein großes Ziel ist. Wie viel näher fühlst du dich dem Nationalteam durch deine guten letzten Wochen?

Baumgartner: Ob es realistischer geworden ist, sollen andere beurteilen. Aber es stimmt, dass es ein großes Ziel von mir ist. Ich war beim A-Team schon einige Male auf Abruf, also ist es ja mehr oder weniger logisch, dass der nächste Schritt für mich sein muss, irgendwann dabei zu sein. Wichtig ist, dass meine Leistung im Verein Woche für Woche stimmt. Dann wird es früher oder später so sein. Aber ob es schon für die EM reicht, werden wir sehen.

LAOLA1: Es soll zumindest nicht an dir scheitern.

Baumgartner: Genau, ich schaue allein auf mich und mache mir ansonsten auch keinen großen Kopf darüber. Ich weiß, dass Österreich viele Spieler mit sehr hoher Qualität hat, gerade auch im Mittelfeld. Aber genau mit diesen Top-Spielern will ich mich zukünftig messen.

"Jetzt ist eben das nächste Ziel, früher oder später beim Nationalteam dabei zu sein – und natürlich, wenn ein Großereignis ansteht, ist das ein guter Anker, den man einmal setzen kann. Ich bin aber auch keiner, der den Kopf in den Sand steckt, wenn er ein Ziel einmal nicht erreicht."

LAOLA1: Inwiefern zeichnet dich ein gewisser Ehrgeiz aus, immer mehr zu wollen und den Anspruch Nationalteam auch klar zu formulieren?

Baumgartner: Ich bin einfach „a Bua“, der sich immer große Ziele setzt (grinst). Es war früh mein Ziel, Profifußballer zu werden. Das nächste Ziel war, mich in Deutschland durchzusetzen. Jetzt ist eben das nächste Ziel, früher oder später beim Nationalteam dabei zu sein – und natürlich, wenn ein Großereignis ansteht, ist das ein guter Anker, den man einmal setzen kann. Ich bin aber auch keiner, der den Kopf in den Sand steckt, wenn er ein Ziel einmal nicht erreicht. Ziele, die hoch gesteckt sind, sind nicht immer zu erreichen. Aber ich werde zumindest alles daran setzen.

LAOLA1: Gibt es Kontakt zu Teamchef Franco Foda?

Baumgartner: Es gibt keinen persönlichen Kontakt, aber ich habe mitbekommen, dass er schon einige Male bei uns im Stadion zuschauen war. Da ich schon auf Abruf stand, dürfte er ein Auge auf mich haben. Außerdem gibt es mit Stefan Posch und Florian Grillitsch auch noch andere Teamspieler bei uns, die er beobachtet. Ich glaube also, ich muss mir keine Sorgen machen, dass er mich noch nie spielen gesehen hat (grinst).

LAOLA1: Gerade bei Posch hat man 2019 gesehen, wie schnell es im Nationalteam gehen kann.

Baumgartner: Im Fußball kann es immer schnell gehen, auch im Nationalteam, aber „Poschi“ und mich kann man natürlich nur schwer eins zu eins vergleichen. „Poschi“ hat bei uns Woche für Woche sehr gute Leistungen gebracht. Der nächste Schritt war die Einberufung. Wie es scheint, hat er dort im Training überzeugt, seine Chance gekriegt und uns mehr oder weniger zur EM geköpft.

LAOLA1: Wobei man hört, dass er beim Offensivkopfball gerüchteweise gar nicht mal so gut ist…

Baumgartner: Da häkel ich ihn auch immer ein bisserl! Er kommt schon zum einen oder anderen Ball, aber muss die Bälle noch besser setzen. Aber das wird schon, er trainiert es (lacht).

LAOLA1: Hat er schon mal eine Flanke von dir verwertet?

Baumgartner: Im Training schon, aber im Spiel noch nie. Irgendwann wird es schon klappen – vielleicht ja bei der EURO, dann hamma alle etwas davon! (grinst)

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